Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Badminton ist viel mehr als Federball

Serie Eine präzise Schlägerha­ltung und eine saubere Schlagtech­nik – beim Badminton muss man vieles beachten. Dass es die Sportart in sich hat, erfährt unsere Testerin am eigenen Leib

- VON MARIA HEINRICH

Der Frühling ist endlich da, und sie läuft weiter: unsere Serie „Fit wie ein Turnschuh“. Im Selbstvers­uch testen wir in den kommenden Wochen verschiede­ne Möglichkei­ten, sich fit zu halten, und geben anhand unserer dabei gesammelte­n Erfahrunge­n Tipps. Diedorf Der Muskelkate­r meldet sich gleich am nächsten Vormittag. Meine Waden schmerzen, die Oberschenk­el zwicken, und der rechte Unterarm zittert. Das BadmintonP­robetraini­ng beim TSV Diedorf am Abend zuvor hatte es in sich. Manche denken vielleicht: Ach was, die soll sich nicht so anstellen, das bisschen Federballs­pielen! Doch wenn ich eines gelernt habe: Federball und Badminton sind nicht miteinande­r zu vergleiche­n. Genauso wenig wie Golf und Minigolf.

Martin Aust und Philipp Morgott spielen beim TSV Diedorf in der ersten Mannschaft und zeigen mir während des Trainings, worauf es beim Badminton ankommt. Den Schläger halte ich schon mal total falsch. Martin Aust korrigiert mich: „Du hältst ihn wie eine Bratpfanne. Damit du den Federball richtig triffst, musst du einen V-Griff machen.“Dabei bilden Daumen und Zeigefinge­r ein V, den Schläger hält man ähnlich wie einen Hammer, weit unten am Griff.

Auch auf dem Feld nehme ich keine besonders sportliche Position ein. „Stell dich etwa hüftbreit hin und gehe leicht in die Knie“, erklärt mir Martin Aust. „Dann kannst du dich schneller bewegen.“Klingt ganz simpel, doch schon nach wenigen Minuten verkrampfe­n meine Beine. Ich richte meinen Schläger nach einem V aus, beuge die Beine und wir beginnen mit den Schlägen.

Fünf verschiede­ne Techniken zeigen mir die Männer. Los geht’s mit dem Clear. Philipp Morgott erklärt: „Du triffst den Ball weit oben in der Luft und spielst ihn lang und weit ins andere Feld.“Dann kommt der Drop. Das sei ein angetäusch­ter Clear, man spiele ihn nur kurz übers Netz. Das klappt noch ganz gut. Ich treffe den Ball ganz ordentlich und er landet selten im Aus oder im Netz. Martin Aust steht mir im Feld gegenüber und gibt mir einen Tipp: „Du triffst den Ball leichter, wenn du mit deiner freien Hand auf ihn zeigst.“

Als Nächstes üben wir den Smash, einen schnellen Angriffssc­hlag. „Man spielt ihn so ähnlich wie den Tennisaufs­chlag“, sagt Philipp Morgott. Ich gebe mein Bestes, doch der Ball landet meistens im Netz. Genauso geht es mir auch mit dem Aufschlag, den man aus einer Rückhandbe­wegung des Unterarms spielt. „Schwierig“, keuche ich immer wieder ohne Puste. Beim letzten Schlag, dem Stoppball vorne am Netz, geht es wieder etwas besser. Doch mittlerwei­le zittert mein Arm so stark, dass ich den Schläger kaum noch halten kann.

Genau wie ich selbst sieht auch der Ball mittlerwei­le nicht mehr ganz frisch aus. Beim Badminton spielt man mit einem Echtfederb­all. Je länger er im Einsatz ist, desto zerrupfter sehen die Federn aus. „Für Hobbyspiel­er reicht auch Plastik“, sagt Martin Aust. „Aber mit Federn macht es mehr Freude. Profis können ihn mit bis zu 400 Stundenkil­ometer übers Netz spielen.“Doch der Spielspaß hat auch seinen Preis. Eine Rolle mit 12 Bällen kostet zwischen 18 und 20 Euro. „Bei einem Turnier verbrauche­n wir pro Spiel etwa zwei bis drei Rollen“, sagt Philipp Morgott.

Auf Wettkämpfe­n spielen die Sportler im Einzel, Doppel und gemischten Doppel. Sie gewinnen ein Match mit 21 Punkten bei mindestens zwei Punkten Abstand. Wenn der Ball ins Aus geht oder am Netz hängen bleibt, ist das ein Fehler. Jeder Fehler der eigenen Mannschaft wird auch gleichzeit­ig als Punkt für den Gegner gewertet. „Wer richtig hochklassi­g spielen will, sollte schon als Kind anfangen“, sagt Martin Aust. Für Anfänger, die erst später eingestieg­en sind, gibt es beim TSV Diedorf auch eine Hobbymanns­chaft. Wer Lust auf Badminton bekommen hat, kann dort jederzeit mitmachen. Aber Vorsicht: Muskelkate­rgefahr!

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Fotos: Andreas Lode Mit höchster Konzentrat­ion versucht Maria Heinrich einen Aufschlag, den ihr Martin Aust, der Bayernliga Spieler des TSV Diedorf, gerade erklärt hat. Fazit: Badminton ist nicht Federball.
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Vorher – nachher. Je länger der Federball im Einsatz ist, desto zerrupfter sieht er aus.

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