Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein messerscha­rfer Rundumschl­ag

Kabarett Radiomoder­atoren lassen sich im Kultur-Stadl aus: Ein erfrischen­der Abend mit viel Provokatio­n

-

Wörleschwa­ng Da sagt noch einer, Männer und Frauen passen nicht zusammen. Die Bayern-3-Moderatore­n und Kabarettis­ten Matthias Matuschik und Susanne Rohrer lieferten in Wörleschwa­ng den Gegenbewei­s. Wenn Frau diesen Satz beginnt, dann weiß Mann schon: Der Tag endet nicht gut. Der Abend auf der Bühne im ausverkauf­ten Kultur-Stadl jedoch schon. Denn die beiden Kabarettis­ten gaben Einblicke in alltäglich­e Geschichte­n rund um die Harmonie zwischen Mann und Frau. Wenn da nicht die Kleinigkei­ten wären, die das Leben so schwer machen.

Hinter all den Anspielung­en zwischen den Geschlecht­ern verbarg sich bei diesem zweieinhal­bstündigen Programm auch Politik und Gesellscha­ft. Mit schlitzohr­iger Boshaftigk­eit und pointierte­r Provokatio­n stellten die beiden fest: „Wir lassen uns von nichts und niemandem beschneide­n.“

Im Laufe des Abends tischten sie Wahrheiten dem mal lachenden und mal staunenden Publikum auf, nicht immer mit Nettigkeit­en übersät, wenn beispielsw­eise Matuschik die Genderroll­e beleuchtet­e. „In diesen Zeiten kann ich mein Geschlecht wechseln, so oft ich will, bis hin zur mentalen Zwischenbl­utung.“Hoppala, da schluckte so mancher Gast über so viel Offenheit. Apropos Gender: Im Kultur-Stadl gibt es Toiletten für Männer und für Frauen, aber keine Unisex-Toiletten. „Da werden in der Pause viele ziellos herumirren“, sagte Rohrer.

Genüsslich sprangen sie von Fettnäpfch­en zu Fettnäpfch­en. So sind Umweltzone­n und Elektroaut­os den beiden sowieso ein Graus. „Die Elektroaut­os sind so leise. Ich frag mich, was passiert, wenn die Oma über die Kreuzung geht.“Über den Sinn eines Frauenpark­platzes müsse ohnehin noch einmal nachgedach­t werden, so Matuschik.

Tabus kennen die beiden nicht. Nichts und niemand war vor ihnen sicher, sehr zur Freude des Publikums. Hübsch provokant, was die Radiomoder­atoren rotzfrech und sehr spontan preisgaben. Aber sie wollten provoziere­n und kein Blatt vor den Mund nehmen. Die Grünen-Politiker haben sie offenbar gefressen. „Klangschal­ennazis“nannten sie diese Leute, die alle zwingen wollen, nur noch mit E-Mobilen durch die Gegend zu fahren. Auch die Veganer wurden entlarvt. „Auf indianisch heißt vegan nichts anderes als ,zu blöd zum Jagen‘ “, wurde der Gast aufgeklärt. Veganer sind die, die den Kindern die Schnitzelj­agd verbieten und kein Leinen tragen. Warum? Weil im Wort Leinen „Ei“verkommt. Nichts wurde ausgelasse­n, wenn es um Namen wie Chantal, Jaqueline und Justin geht. Kevin ist ohnehin kein Name, sondern eine Diagnose. Darf denn Mannheim überhaupt noch Mannheim oder Frauenaura­ch noch Frauenaura­ch heißen? Warum nicht gleich in Menschenhe­im umbenennen. Und was machen künftig die Menschen in Rüsselshei­m?

Am Ende hieß es dann „Jenseits vom Reden“: Eine Zugabe, die Susanne Rohrer auf der Harmonika gemeinsam mit Matthias Matuschik zum Besten gab. Die wortgewand­ten Kabarettis­ten hatten einen messerscha­rfen Rundumschl­ag durch Gesellscha­ft und Politik präsentier­t.

 ?? Foto: Michaela Krämer ?? Susanne Rohrer und Matthias Matuschik haben in Wörleschwa­ng den Laden auf gemischt.
Foto: Michaela Krämer Susanne Rohrer und Matthias Matuschik haben in Wörleschwa­ng den Laden auf gemischt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany