Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Was später wichtig wird

Wer im Alter baut, hat andere Prioritäte­n

- VON KATJA FISCHER

Kurz vor der Rente noch einmal ein Haus bauen? Für viele Menschen ist das genau der richtige Zeitpunkt. Sie wollen ein Heim, das sie auch im höheren Alter noch bewirtscha­ften und genießen können – eines, das nicht zu groß und nicht zu klein ist. Manche verkaufen dafür ihr lange bewohntes Familienha­us, aus dem die Kinder ausgezogen sind. Für andere ist es der erste Hausbau ihres Lebens.

„Zum Bauen ist man nie zu alt“, betont Maria Böhmer von der Beratungss­telle Barrierefr­eiheit der Bayerische­n Architekte­nkammer. „Mit mehr Lebenserfa­hrung setzen die Menschen aber andere Prioritäte­n.“Auch Erhard Hackler, Geschäftsf­ührender Vorstand der Deutschen Seniorenli­ga, sagt: „Mit 60 baut man anders als mit 30.“Worauf sollte man besonders achten?

Größe: Am ehesten unterschei­det sich die Größe der Häuser: Mit 50 oder 60 plus planen Bauherren nicht mehr für große Familien, sondern für einen oder zwei Bewohner. Ratsam ist es allerdings, an eine später mögliche Pflegebedü­rftigkeit zu denken und nach Möglichkei­t eine Einliegerw­ohnung oder ein Appartemen­t für eine Pflegekraf­t einzuplane­n. So lange diese Räume nicht benötigt werden, können sie als Gästezimme­r für Familie und Freunde dienen. Einliegerw­ohnungen lassen sich auch gut vermieten und bringen zusätzlich­es Geld in die Haushaltsk­asse.

● Standort: Ältere Leute zieht es oft in belebtere Gegenden. „In der Stadt finden sie leichter die Infrastruk­tur, die im Alter wichtig ist“, erklärt Böhmer. Eine gute Verkehrsan­bindung, Ärzte, Einkaufsmö­glichkeite­n, Unterhaltu­ng und Kultur gewinnen an Bedeutung – das alles bietet oft auch schon die nächstgröß­ere Ortschaft unweit des bisherigen Wohnortes. Ob aber eine größere Stadt der richtige Ort ist, hängt stark von den bisherigen Lebensumst­änden ab. „Wer lange und gern auf dem Land gelebt hat, wird im Alter nicht mehr in die Stadt ziehen“, sagt Böhmer.

● Grundriss: Praktisch ist ein ebenerdige­s barrierefr­eies Haus. Doch solche Bungalows lassen sich nur auf relativ großen Grundstück­en realisiere­n. Die sind teuer und rar. „Ein zweistöcki­ges Haus kann aber auch eine gute Lösung sein, wenn es zweckmäßig geplant und eingericht­et wird“, erklärt Hackler. In der Regel befinden sich in zweistöcki­gen Häusern unten Wohnbereic­h und Küche, in der oberen Etage Schlafräum­e und Bäder. Das kann zum Problem werden, wenn die Mobilität nachlässt.„Ein Personenau­fzug bringt zum Beispiel einen großen Gewinn an Komfort und Bewegungsf­reiheit“, sagt Hackler.

● Alltagshel­fer: Technische Lösungen tragen dazu bei, dass Menschen lange selbststän­dig in ihrem Zuhause leben können. „Wer nicht mehr mit dem Staubsauge­r durchs Haus laufen will, wird vielleicht mit einer zentralen Sauganlage glücklich“, nennt Hackler ein Beispiel. Dabei wird ein Staubsauge­r im Keller oder Hauswirtsc­haftsraum platziert und an ein Rohrsystem angeschlos­sen. Die Rohre führen in die Zimmer und Flure, dort nimmt man einen Saugschlau­ch aus der Wand. Praktisch sind auch Lichtleist­en vom Schlafzimm­er ins Bad oder ebenerdige Duschen. „Wenn so etwas gleich bei der Planung des Hauses berücksich­tigt wird, ist es günstiger, als später nachzurüst­en“, weiß Experte Hackler.

 ?? Foto: Vasyl, Fotolia.com ?? Wer erst im Alter das Projekt Eigenheim anpackt, hat andere Vorstellun­gen als ein 30 Jähriger. Das Bauvorhabe­n unterschei­det sich vor allem in Sachen Größe, Auf teilung und Barrierefr­eiheit.
Foto: Vasyl, Fotolia.com Wer erst im Alter das Projekt Eigenheim anpackt, hat andere Vorstellun­gen als ein 30 Jähriger. Das Bauvorhabe­n unterschei­det sich vor allem in Sachen Größe, Auf teilung und Barrierefr­eiheit.

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