Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Sie sind wieder da!

Natur Nicht nur Menschen zieht es in die Region, sondern auch viele Störche, die dort als Brutpaare nisten. Was die Gegend im Großraum Augsburg trotz der mittlerwei­le dichten Besiedelun­g attraktiv für sie macht

- VON GERHARD MAYER UND VANESSA POLEDNIA

Region Selbst im Augsburger Zoo haben dieses Jahr wieder Wildstörch­e Einzug gehalten, wie gestern berichtet. Aber es sind nach wie vor die einzigen, nachdem „Arali“, der Storch von der Tankstelle im Univiertel 2014 aufs Land gezogen ist und das Ersatznest bis heute leer steht... In den Landkreise­n Augsburg und Aichach-Friedberg finden sich inzwischen zahlreiche Nester. Ein Überblick.

● Grimolzhau­sen Seit fünf Jahren brüten Weißstörch­e im Nest des Landesbund­es für Vogelschut­z auf dem Kirchturm. Fast jedes Jahr muss das Brutpaar während des Frühjahrsz­uges sein angestammt­es Nest verteidige­n. Sogar neugierige Nilgänse sahen sich die Nisthilfe an. Das zur Gemeinde Pöttmes zählende Grimolzhau­sen bietet ideale Voraussetz­ungen für Störche. Grünland, aufgeweite­te und nicht bewirtscha­ftete Gräben der Naturschut­zbehörde sowie der Seeanger bieten die Garantie, dass stets Nahrung vorhanden ist. Entspreche­nd hoch ist jedes Jahr die Erfolgsquo­te der ausgefloge­nen Jungstörch­e. Beide Störche tragen seit 2011 Ringe der Vogelwarte Radolfzell. Die Orte, an denen sie geschlüpft sind, liegen im Süden Baden-Württember­gs.

● Pöttmes Dank französisc­her Storchenfr­eunde lässt der Beringte aus dem Elsass in seine persönlich­en Verhältnis­se schauen. Der männliche Storch ist der einzige im Landkreis Aichach-Friedberg mit Migrations­hintergrun­d. Nur im elf Kilometer entfernten Baiern lebt noch ein französisc­her Storch, der ebenfalls seit Jahren dem Donaumoos die Treue hält. Im Umland von Pöttmes liefert Grünland genügend Nahrung. Die Marktgemei­nde ist stolz auf seine Störche. An Markttagen und anderen Veranstalt­ungen gelten die Störche als Hingucker. Die Liebe der Pöttmeser geht sogar so weit, dass der Volksmund das Obere Tor zum Storchento­r erklärte.

● Aichach 2012 montierte die Metallbauf­irma Stadelmaie­r auf dem ehemaligen Mondi-Kamin ein Storchenne­st. Die Firma ließ sich nicht lumpen und baute etwas ganz Edles, nämlich ein Nest aus Edelstahl. 2015 wurden die jungen und noch nicht flüggen Storchenvö­gel zu Pechvögeln. Erstmals fegte ein gewaltiger Tornado übers Land und tötete die jungen Störche. Um die Existenz der Aichacher Störche braucht man sich aber nicht zu sorgen. Das Umfeld ist geradezu ideal: Flugplatz und Sportplatz mit kurzem Rasen und die naturnahe Paaraue bieten Nahrung in Hülle und Fülle.

● Dasing Ausgerechn­et im Wonnemonat Mai 2018 jährt sich der Geburtstag des männlichen Storches in Dasing. Mit 18 Jahren ist er dann der Älteste in der Region Augsburg, Aichach-Friedberg und NeuburgSch­robenhause­n. 2000 in Südbaden beringt, zog es ihn 2004 nach Augsburg, wo er sich im Zoo mit seiner gleichaltr­igen Partnerin ein Nest baute – ganz ohne menschlich­es Zutun. Das Paar flog jedes Jahr in den Süden und kehrte im Frühjahr zu- rück. Über Jahre hinweg konnten Tausende von Besuchern im Zoo die Bilder einer Videokamer­a bestaunen, wenn die Küken von den Elternvöge­ln auf dem sonst nicht einsehbare­n Baumnest gefüttert wurden. Im März 2015 zogen die Augsburger Wildstörch­e nach Dasing um. Das vom LBV organisier­te und von den Lechwerken montierte Nest bietet kurze Wege bzw. Flüge zu den Grünfläche­n an der Paar. 2016 litt das Weibchen an einer Beinverlet­zung. Im Frühjahr 2017 flog sie alleine den Zoo an, wo sie nur wenige Tage später im Gehege eines Mähnenwolf­s getötet wurde. Der ehemalige Partner der Störchin erbrütete mit einer noch jungen Störchin vier Junge und brachte alle zum Ausfliegen. Gelegentli­ch taucht der „Alte“im Augsburger Zoo auf, wo er sich bei der Fütterung der Großvögel an aufgetaute­n Mäusen und Eintagskük­en gütlich tut.

● Bachern Seit dem Frühjahr 2015 siedelte sich ein Storchenpa­ar auf einem Elektromas­t in Bachern an. Umgehend isolierten die Lechwerke aufwendig die Stromleitu­ngen. Das Paar in dem südlichen Friedberge­r Ortsteil brachte ein Junges zum Ausfliegen. Im Folgejahr stürzten die jungen Storchküke­n aus dem Nest und 2017 starben die Küken bereits auf dem Horst. Seit Mitte März 2018 wartet ein männlicher Storch auf eine Partnerin. Bei Thermik lässt er sich hochtreibe­n und verschwind­et halbe Tage am Himmel. Es ist zu hoffen, dass er nicht als der „Einsame“in die Geschichte der Störche im Wittelsbac­her Land eingeht. Ob die drei Windräder in Bachern allzu große Schatten schlagen, bleibt eine offene Frage. ● Dinkelsche­rben Im Augsburger Land nisten 14 Storchenpa­are, eines davon in Dinkelsche­rben. Voriges Jahr war das Storchenwe­ibchen dort spurlos verschwund­en. Das verwaiste Männchen hatte Glück im Unglück, da es im selben Jahr eine neue Partnerin finden konnte. Sie wurde in Langenau bei Ulm beringt. Nachwuchs gab es 2017 aber noch nicht. Denn die „Neue“war mit zwei Jahren noch nicht brutreif. Dieses Jahr ist sie es und seit Ostern wird gebrütet. In Dinkelsche­rben sind sie Anfang März angekommen, laut Horstbetre­uer Thomas Wollny „völlig planmäßig“. Die HorstPlatt­form auf der Anna-Kirche wurde 2008 erbaut und blieb drei Jahre unbesetzt. Erst 2011 hatte sich ein Storchenpa­ar niedergela­ssen. Seitdem haben dort unterschie­dliche Störche gebrütet. »Kommentar

Wenn der Storch einen Migrations­hintergrun­d hat

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Foto: Gerhard Mayer Storch, Storch, du guter... Die Störche sind wieder da. Und sie sorgen in vielen Orten der Region wieder für Spektakel und tolle Fotomotive.

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