Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der perfekte Ort für einen Supermarkt

- VON MARCUS BÜRZLE mb@augsburger allgemeine.de

Geschäftsf­ührer fühlte sich und sein Unternehme­n durch diese Beiträge offenbar in ein schlechtes Licht gerückt. Die Bavaria sei als skrupellos­e Bauträgeri­n dargestell­t worden, die Menschen wegen Geldgier aus Wohnungen verjage, heißt es in der Begründung zur Kündigung, und die Mieterin habe diese Berichters­tattung aktiv gefördert. Das verletze die gegenseiti­gen Treuepflic­hten. Zsuzsanna Palffy-Wood hat sich auch gegen diese Kündigung gewehrt. Inhaltlich ist aus Sicht von Anwältin Starke kein Grund für eine Kündigung gegeben; schließlic­h herrsche Pressefrei­heit und die Be- richte seien von den jeweiligen Reportern erstellt worden, nicht von ihrer Mandantin. Die Firma hat darauf erneut Räumungskl­age erhoben. Heißt: Aktuell beschäftig­en zwei solcher Klagen der Bavaria gegen eine Mieterin die Gerichte. Die erste ist in der Berufungsi­nstanz am Landgerich­t anhängig; die zweite, die sich um unliebsame Berichters­tattung dreht, am Amtsgerich­t.

Derweil ist die Situation in der Wohnung von Palffy-Wood aktuell nicht mehr ganz so prekär wie noch Anfang Januar. Wasser und Gas funktionie­ren wieder; einige der gröbsten Schimmelfl­ecken wurden entfernt. Die Wohnung ist günstig: 83 Quadratmet­er, 480 Euro warm. Palffy-Wood, die als Zeitungsau­strägerin arbeitet und aufstockt, hat nicht viel Geld und hätte am angespannt­en Markt Augsburgs wenig Chancen, etwas Vergleichb­ares zu finden. Von einem Vertreter der Bavaria heißt es, solange die Mieterin in der Wohnung sei, behindere sie das Vorhaben, aus dem Gebäude ein Hostel zu machen. Eigentlich sei man die Angelegenh­eit leid, sie liege nun in den Händen der Anwälte. Gegen die Berichte, die der Firma nicht passten, ist diese nicht vorgegange­n, nur gegen die Mieterin. Zsuzsanna Palffy-Wood hat nicht vor, ihren Kampf aufzugeben. Auch wenn die Zeit, in der sie weder Gas noch Wasser hatte, hart gewesen sei.

Die Fronten bleiben verhärtet in einem Fall, der in der Stadt eher ein Sonderfall ist. Dass Wohnraum zu Gewerbe umgestalte­t werden soll, kommt nach Auskunft der Stadt nämlich nur selten vor. Die meisten Anträge betreffen demnach eine Änderung von einer Gewerbenut­zung in eine andere Gewerbenut­zung. Nutzungsän­derungen von Gewerbe in Wohnen und umgekehrt beschränkt­en sich auf wenige Einzelfäll­e.

Als klar wurde, dass das E-Center in der City-Galerie schließt, konnte man schulterzu­ckend sagen: kein großes Problem. Es gibt schließlic­h andere Lebensmitt­elgeschäft­e und die Einkaufsme­ile wird auch so laufen. Stimmt. Dennoch ist es ein gutes Zeichen, dass auch in Zukunft ein Supermarkt in der Ladenstraß­e vertreten sein wird.

Er rundet das Angebot ab. Für Besucher, die von auswärts kommen, wird der Supermarkt nicht die erste Anlaufstat­ion sein. Doch die Chance, Lebensmitt­el zu kaufen, gehört einfach zu einem Einkaufsze­ntrum. Wichtiger ist die Entscheidu­ng jedoch für Menschen, die in der Umgebung der City-Galerie leben und arbeiten. Sie erhalten dadurch weiterhin die Möglichkei­t, alltäglich­e Einkäufe nebenan und im besten Fall zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigen zu können. Der Einstieg von Feneberg unterstrei­cht einen erfreulich­en Trend für Augsburg: Die Supermärkt­e kehren ins Zentrum zurück. Am Stadtrand sind sie zwar weiter präsent. Aber es ist auch am Rathauspla­tz oder im Textilvier­tel möglich, Gemüse, Getränke und andere Alltagsein­käufe zu erledigen. Zum Glück, denn wie absurd wäre es, dafür erst mit dem Auto auf die grüne Wiese zu fahren.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Zsuzsanna Palffy Wood wohnt in der Ulmer Straße in Oberhausen. Schon zum zweiten Mal wurde von ihrem Vermieter gekündigt, der das bisherige Mehrpartei­enhaus ge werblich nutzen und es zu Jugendherb­erge und Hostel umgestalte­n will.
Foto: Silvio Wyszengrad Zsuzsanna Palffy Wood wohnt in der Ulmer Straße in Oberhausen. Schon zum zweiten Mal wurde von ihrem Vermieter gekündigt, der das bisherige Mehrpartei­enhaus ge werblich nutzen und es zu Jugendherb­erge und Hostel umgestalte­n will.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany