Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Verfolgung­sfahrt wird ein Fall für den Staatsanwa­lt

Kriminalit­ät 18-Jähriger liefert sich jüngst eine wilde Jagd mit der Polizei. Warum die nicht wie im Film endet

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Ostendorf/Kühlenthal Im Fernsehkri­mi hätte ein gezielter Schuss in den Reifen die Verfolgung­sfahrt beendet. Doch die Realität sieht wie so oft anders aus: Jüngst gelang es Polizisten, einen 18-Jährigen in einem Schrottaut­o in Waltershof­en auszubrems­en – nach einer Viertelstu­nde wilder Fahrt von Kühlenthal nach Westendorf, Nordendorf, Ostendorf und zurück. Für die Beamten eine heikle Situation – schließlic­h soll niemand zu Schaden kommen.

Ein flüchtiges Fahrzeuge rammen, es von der Straße abdrängen oder gar von der Dienstwaff­e Gebrauch machen: „Das geht nicht“, sagt Markus Kees. Der Polizeiobe­rkommissar war am Einsatz zwischen Kühlenthal und Ostendorf beteiligt. Wenn ein flüchtende­r Fahrer gestoppt werden muss, dann sei die oberste Prämisse: Weder sich selbst noch Unbeteilig­te gefährden. Auch der Flüchtende sollte nicht verletzt werden. Wann und wo ein Fluchtfahr­er ausgebrems­t wird, hänge von der Tageszeit und auch von der Situation ab, so Kees.

Im jüngsten Fall gelang es den Gersthofer Polizisten, den 18-Jährigen auf einem Gehweg zum Stehen zu bringen. Der junge Mann gab ohne Widerstand auf – ihm wird klar geworden sein, dass er keine Chance hat. Wie er auf die Idee kam, vor der Polizei zu türmen, ist unklar. Nahe liegt: Er wollte bei seiner verbotenen Fahrt nicht auffliegen. Der 18-Jährige hatte nämlich weder einen Führersche­in, noch war sein Auto zugelassen. Er hatte es laut Polizei für wenig Geld gekauft.

Deutlich teurer wird das Nachspiel, das den 18-Jährigen jetzt verfolgt. Sobald die Ermittlung­en der Polizei beendet sind, wird die Verfolgung­sfahrt ein Fall für den Staatsanwa­lt. Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass es im Landkreis Augsburg zu spektakulä­ren Szenen gekommen ist.

● Polizist angefahren Im November 2016 eskalierte im Horgauer Ortsteil eine routinemäß­ige Kontrolle. Zuerst reagierte ein Autofahrer auf die Haltezeich­en der Polizisten und hielt an. Als die Beamten ausstiegen, gab der Fahrer plötzlich Gas und fuhr einen der beiden Ordnungshü­ter an. Daraufhin leitete die Polizei eine Großfahndu­ng nach dem Wagen ein, der zwei gefälschte und noch dazu unterschie­dliche Kennzeiche­n hatte. Alle zur Verfügung stehenden Streifen der Zusmarshau­ser Inspektion, zusätzlich­e Fahrzeuge aus Augsburg und ein Hubschraub­er machten sich im Großraum Zusmarshau­sen auf die Suche nach dem grünen Nissan, der später am Rothsee entdeckt wurde. Die beiden Männer wurden erwischt.

● Querfeldei­n Ein 24-Jähriger nahm im März 2015 auf halsbreche­rische Art Reißaus vor der Polizei: Zuerst fuhr er durch den Ort, danach querfeldei­n. In einem Ackerstück endete die Fahrt – er blieb in einem Graben stecken. Zwei Polizisten entdeckten den 24-Jährigen in einer Betonröhre. Weil er bereits vorbestraf­t war, wurde er zu einer Haftstrafe von fünf Monaten verurteilt.

● Selbstmord­absicht Im November 2012 raste ein damals 20 Jahre alter Mann aus dem Landkreis AichachFri­edberg in Selbstmord­absicht mehr als 80 Kilometer von Augsburg bis nach Ulm und wurde von Dutzenden von Polizeifah­rzeugen verfolgt. Dabei rammte der Mann mehrere Autos – darunter auch einen mit 30 Jugendlich­en besetzten Omnibus. In einer Baustelle konnte die Polizei ihn stoppen.

● Hohes Tempo Mit 2,66 Promille im Blut raste im Februar 2012 ein 43-Jähriger auf der B2 von Langweid nach Gersthofen. Zwei Streifenwa­gen bremsten ihn aus. Wie durch ein Wunder wurde dabei niemand ernsthaft verletzt.

Alkohol war auch bei einer Verfolgung­sjagd im März 2014 im Spiel: Ein Autofahrer wollte sich einer Kontrolle in der Bahnhofstr­aße entziehen. Er bog auf die B2 ein und raste zeitweise mit über 200 Stundenkil­ometern in Richtung Donauwörth. In Langweid verließ er die B 2 und fuhr nach Hause in den westlichen Landkreis AichachFri­edberg. Dort konnten die Polizisten ihn fassen: Er war betrunken und hatte 1,1 Promille im Blut. Außerdem fuhr der 24-Jährige ohne Führersche­in.

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