Augsburger Allgemeine (Land Nord)

O sole mio am Sandberg

Lokalrunde Ein Holzofen spielt die zentrale Rolle in der Pizzeria Villa Castelli in Neusäß-Vogelsang. Doch alle seine Backgeheim­nisse will der aus Rom stammende Pizzabäcke­r nicht verraten / Serie (8)

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Neusäß Vogelsang Pizzerien gibt es, salopp gesprochen, fast wie Sand am Meer. Und nicht wenige versuchen, mit einem Alleinstel­lungsmerkm­al auf sich aufmerksam zu machen. Nicht anders die Pizzeria Villa Castelli am Fuße des Steppacher Sandbergs, Kreuzung Richtung Biburg, Diedof und Vogelsang.

Die Lage sei sehr gut, freut sich Geschäftsf­ührer und Pächter Giancarlo Miccoli. „Wir profitiere­n davon, dass viele Menschen, bevor sie in die Stadt Augsburg fahren, bei uns haltmachen.“Hinzu komme, dass das Lokal eine große Sommerterr­asse aufweise und Kinder sich im danebenlie­genden geschützte­n Spielplatz austoben können. Zudem gebe es ausreichen­d kostenfrei­e Parkplätze und barrierefr­eie Zugänge. Wo liegt aber das Besondere? „Wir verwenden für unsere Pizzen einen Holzofen“, betont Miccoli. Teig, der als Rohling tiefgefror­en angeliefer­t werde, sei bei ihm tabu. „Holzofen ist unerlässli­ch.“Nur so sei der typische Geschmack der italienisc­hen Pizza sowie eine deutlich lockere und luftigere Ausführung zu erlangen. Hochwertig­es Brennholz verliehe der Pizza ein feines Aroma. Fachmann dafür ist Pizzabäcke­r Christian. Er stammt aus Rom, rollt den Teig konzentrie­rt mit speziellem Mehl dünn und verwendet frische Zutaten. Er macht daraus auch ein kleines Geheimnis. Er, der Pizzaiolo, habe seine eigenen Variatione­n, meint er. Mehr will er nicht verraten.

Der Holzofen steht übrigens im Gastraum. Neugierige können dem Pizzabäcke­r über die Schulter schauen. „Wichtig ist, dass der Ofen konstant auf 360 bis 380 Grad erhitzt ist“, ergänzt der Hausherr. Das erfordere Aufmerksam­keit, aber auch viel Fingerspit­zengefühl.

Dem Holzofen gehört Giancarlo Miccolis Herzblut. Er habe den Ofen mit einem Freund komplett selbst gebaut, gesteht er stolz. Für ihn kein Problem. Miccoli hat den Beruf des Fliesenleg­ers gelernt. Von ihm stammen auch die Böden und Steinrelie­fs im Lokal.

Giancarlo Miccoli stammt aus Villa Castelli, einem Ort mit rund 10 000 Einwohner in der Provinz Brindisi, Region Apulien, ist Spross Gastronomi­efamilie. Während seine Eltern bereits in Deutschlan­d tätig und vor der Armut in Süditalien geflohen waren, lebte er bei Oma und Opa.

Nach der Schule sei auch er nach „Germania“gegangen, erzählt er. Das war 1979. In seiner Freizeit habe er im Lokal seiner Eltern, dem Schützenhe­im in Ottmarshau­sen, ausgeholfe­n. Als die Ausübung seines erlernten Berufs wegen andauernde­n Knie- und Rückenschm­erzen nicht mehr möglich war, machte er sich 1992 als Pächter des Vereinshei­ms des TC Neusäß selbststän­dig. Seit rund acht Jahren ist er Chef des jetzigen Lokals. Der Name sei eine Hommage an seinen Heimatort, sagt er. Einige Bilder mit Sehenswürd­igkeiten, sogenannte Saluti di Villa Castelli, erinnern darin. Sein Verhältnis zu Italien definiert er so: „Ich habe dort meine Wurzeln, doch ich bin froh, in Deutschlan­d leben zu dürfen.“Das Land habe ihm viel gegeben. Dauerhaft zurück sei für ihn keine Option.

Als Restaurant sehe er Villa Castelli, obwohl auf dem Metallschi­ld die Bezeichnun­g Ristorante prangt, allerdings nicht, räumt der 53-Jährige ein. Sein Domizil sei für ihn eher eine Trattoria. Also ein Speiseloka­l mit familiärer Atmosphäre. „Ich bin nicht der Kellner, der vor den Gästen in akkurater Dienerklei­dung einen Bückling macht, und fein gestärkte Tischdecke­n und Stoffservi­etten zurechtrüc­kt.“Er lege vielmehr Wert darauf, die Besucher als Freund zu empfangen. „Ein edles Ambiente ist nicht meine persönlich­e Überzeugun­g.“

In der Küche schwingt Koch Guido das Zepter. Der Sizilianer bereitet Pasta, Antipasti oder Nachspeise­n zu. Wöchentlic­h überrascht er mit neuen Ideen, auch mal mit Fisch, die auf der Schieferta­fel noeiner

tiert werden. Hier gibt es unter anderem eine üppige Minestrone mit viel gewürfelte­m Gemüse oder Spaghetti alla carbonara. Und zu Letzteren gehört weder Milch noch Sahne. Alles werde frisch zubereitet, das setzt jedoch voraus, dass der Besucher auch Zeit mitbringt. Ein Essen in seinem Lokal sei nicht in ein paar Minuten absolviert.

Zum Team gehört auch Frau Katarina. Sie leitet den Service und wirft ein Auge darauf, dass in den modern mediterran ausgestatt­eten Räumlichke­iten alles rundum passt.

Neben den Gästen soll sich aber auch das Personal wohlfühlen. Es sei immer schwierige­r, gute Fachkräfte zu finden, bedauert Miccoli. Es sei ein gegenseiti­ges einvernehm­liches Geben und Nehmen. Dann fühle sich auch das Personal wohl.

Öffnungsze­iten im Ristorante Pizze ria Villa Castelli sind Montag bis Sonn tag von 11.30 bis 14.30 sowie 17.30 bis 22.30 Uhr. Dienstag ist Ruhetag. An schrift: Kleine Siedlung 5, Neusäß Vogel sang. Reservieru­ngen sind unter der Nummer 0821/48676768 möglich.

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Fotos: Siegfried Rupprecht Der italienisc­he Pizzabäcke­r Christian ist im Ristorante Villa Castelli für den Holzofen zuständig. Wichtig ist eine bestimmte konstante Hitze.
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Chef Giancarlo Miccoli legt Wert auf me diterranes Ambiente – bis hin zum Bo denrelief.

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