Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Asylbewerberheim in Höchstädt brennt nieder
Großeinsatz 60 Einsatzkräfte der Feuerwehr löschen in der Gemeinschaftsunterkunft. Zunächst ist unklar, ob noch Menschen im Gebäude sind. Die Polizei schließt einen Brandanschlag aus. Giftiger Rauch zieht in Richtung Stadtmitte
Höchstädt Es ist die aufheulende Feuerwehrsirene, die in der Nacht zum Dienstag Höchstädter aus dem Schlaf reißt. Wenig später sind die Martinshörner der Feuerwehrautos zu hören. Das Asylbewerberheim im Norden der Stadt steht beim Eintreffen der Einsatzkräfte in hellen Flammen. Etwa 60 Helfer der Feuerwehren Höchstädt, Deisenhofen, Steinheim und Dillingen versuchen, den Brand zu löschen. Vergeblich. Das nördliche Containergebäude der Asylunterkunft, die von der Regierung von Schwaben betrieben wird, brennt völlig aus. Zwei Asylsuchende erleiden Schnittverletzungen, ein Bewohner hat eine Rauchgasvergiftung. Das Rote Kreuz um Rettungsdienstleiter Harald Bachler bringt die Verletzten in die Kreiskliniken nach Dillingen und Donauwörth.
Den Brand hat gegen 2.50 Uhr ein Bewohner entdeckt. Er verständigt die Polizei. 34 Asylbewerber sind in der Gemeinschaftsunterkunft der Regierung von Schwaben gemeldet. Alle anwesenden 26 Bewohner können das brennende Gebäude verlassen. Weil einige gemeldete Asylsuchende nicht vor Ort sind, kann die Polizei zunächst nicht mit Sicherheit ausschließen, dass noch jemand in der Unterkunft ist. Der Außendienstleiter des Polizeipräsidiums Schwaben Nord, Klaus Lidl, sagt 4 Uhr unserer Zeitung: „Wir wissen zur Stunde nicht, ob noch Menschen im Asylbewerberheim sind.“Nach zwei Asylbewerbern wurde zunächst noch gesucht. Gegen Mittag gibt der Sprecher des Polizeipräsidiums, Siegfried Hartmann, Entwarnung. Im niedergebrannten Gebäude habe sich zum Glück niemand mehr aufgehalten. In einer wichtigen Frage ist sich die Polizei schneller sicher, sie schließt eine rechtsextremistisch motivierte vorsätzliche Brandstiftung aus. „Wir gehen nicht davon aus, dass ein Brandanschlag als Brandursache infrage kommt“, sagt Hartmann. Das Feuer sei im Inneren des Gebäudes, vermutlich im ersten Stock, ausgebrochen. Den Schaden gibt der Sprecher mit etwa 500000 Euro an.
Die Bewohner der Asylunterkunft warten zunächst im Freien und beobachten fassungslos die Löscharbeiten. Einige von ihnen wollen noch Habseligkeiten aus dem lichterloh brennenden Gebäude holen, werden aber von Einsatzkräften abgehalten. Die Asylsuchenden kommen anfangs im neuen Haus der Höchstädter Feuerwehr unter und werden von den Floriansjüngern begegen treut. Die Mehrzahl von ihnen wird schließlich in die dezentrale Asylunterkunft des Landkreises Dillingen nach Syrgenstein gebracht, teilt der Sprecher der Regierung von Schwaben, Karl-Heinz Meyer, auf Anfrage mit. Zum Jahresende hätte die Regierung die Unterkunft an der Kohlplatte in Höchstädt ohnehin aufgegeben. Weil die Sanierung des Gebäudes unwirtschaftlich wäre, habe die Regierung den Mietvertrag mit dem Eigentümer gekündigt, informiert Meyer.
Für die vielen Helfer um Kreisbrandinspektor Markus Tratzmiller (Einsatzleiter) und den Höchstädter Feuerwehrkommandanten Stephan Karg ist der Brand eine große Herausforderung. Zwölf Atemschutzgeräteträger sind im Einsatz. Wegen der Containerbauweise habe der Brand voll ins Dach durchgeschlagen, erläutert Karg. Tratzmiller lobt „das gute Zusammenspiel“aller Einsatzkräfte – von den Feuerwehren über das Rote Kreuz bis zur Polizei. Der vordere Teil der Unterkunft kann gerettet werden. Das Feuer scheint um 6.30 Uhr gelöscht, es bricht aber um 7.30 Uhr nochmals aus. Weil Dämm- und Schaumstoffe brennen, zieht giftiger Rauch in Richtung Stadtmitte. Der beißende Gestank ist überall zu riechen. Die Polizei warnt die Bevölkerung und bittet die Bürger und Bürgerinnen, die Fenster und Türen geschlossen zu halten.
Am Vormittag sind immer noch Feuerwehrleute vor Ort, um Glutnester zu löschen. Ein Baggerfahrer reißt mit seiner Maschine die Verkleidung der Ruine weg, damit die Kräfte leichter vorrücken können. Die Kriminalpolizeiinspektion Dillingen hat die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen. Die Beamten dürfen aber zunächst nicht ins Gebäude. Weil es einsturzgefährdet ist, hat es der Statiker nicht freigegeben.
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