Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die Metropole Augsburg auf der Überholspur
gangenheit war der Zuschussbedarf fürs Theater – unter anderem verursacht durch höhere Personalkosten aufgrund von Tarifsteigerungen – gestiegen. Kulturreferent Thomas Weitzel sagte, dass das Theater das einzige Haus in Schwaben ist, das drei Sparten mit Oper bietet. Wer zwischen Lindau und Nördlingen dass Söder mit dem Thema „Metropole“Ernst mache. Unter Söders Amtszeit als Heimatminister hatte Augsburg im Landesentwicklungsplan diesen Titel bekommen, ohne dass klar war, was er bedeutet. Gribl las vor versammelter Presse aus einer SMS-Nachricht Söders vor, die der Ministerpräsident ihm nach der Regierungserklärung geschickt hatte. Botschaft: Der Schritt zum Staatstheater gehöre zu einer Metropole, die „auf Augenhöhe mit München und Nürnberg“spielt. Dies, so Gribl, sei „eine große Aussage für Augsburg“.
Verhaltener Applaus kam von der SPD. „Die Entscheidung ist richtig, obwohl sie nur dem nahenden Wahlkampf und der Angst vor dem Verlust der Macht geschuldet ist“, so der Augsburger Abgeordnete Harald Güller. Er hatte schon seit Jahren eine stärkere Unterstützung des Augsburger Theaters gefordert. Das Thema müsse man auch unabhängig vom Sanierungszuschuss sehen. Güller drängt auf baldige Weichenstellungen noch vor der Wahl.
Zuletzt war ein Staatstheater 2016 Thema im Landtag. Ein Antrag der Freien Wähler, die eine Umwandlung geprüft haben wollten, wurde von SPD und Grünen unterstützt, von der CSU aber abgelehnt. Das Thema komme angesichts der enormen Lasten durch die Theatersanierung zur Unzeit, werde aber noch mal zu diskutieren sein, hieß es damals von der CSU, deren Stadtratsfraktion am Mittwoch von einem „herrlichen Paukenschlag“sprach.
Öffentlich eingefordert hat das Thema Staatstheater in den vergangenen Jahren der frühere Kulturreferent und heutige WSA-Stadtrat Peter Grab, der das Thema 2016 gemeinsam mit den Freien Wählern im Landtag lancierte. Grab hatte 2011 als Kulturreferent erste Vorstöße in Richtung Staatstheater unternommen, die aber nicht weiterrauf, führten. Nach Grabs Ansicht kann für Augsburg nur eine 50-ProzentLösung wie in Nürnberg herausschauen. Andernfalls gerate Söder gegenüber Nürnberg unter Druck. Eine Übernahme bringe aber auch bei einer 50-Prozent-Lösung massive Entlastungen. Im Prinzip werde aber nur etwas nachgeholt, was vor der umstrittenen Sanierung erledigt hätte werden müssen. „Wenn man für so viel Steuergeld ein Haus hinstellt, muss man vorher ein Gesamtpaket schnüren, das die Betriebskosten beinhaltet“, so Grab. Die Betriebskosten wären – zusammen mit der bis 2039 laufenden Tilgung für die Sanierungskredite – zum wachsenden Problem für die Stadt geworden. »Kommentar
»Ministerpräsident Söder kündigte auch ein Artenschutzzentrum für Augsburg an. Lesen Sie mehr dazu auf Seite 35 und zur Regierungserklärung auf den Seiten 1 und 11.
Es ist noch gar nicht so lange her. Im Juli 2016 stufte der damalige Finanz- und Heimatminister Markus Söder Augsburg zur Metropole herauf. Damals rätselten viele, was diese landesplanerische Augenhöhe mit den beiden anderen bayerischen Metropolen München und Nürnberg konkret bedeuten könnte.
Seit Mittwoch sind alle ein wenig schlauer. Neben den Zentren Oberbayerns und Frankens erhält nun auch die bayerisch-schwäbische Hauptstadt Augsburg ein Staatstheater. Damit bleibt Augsburg auf der Überholspur. Und dies ist ein guter Weg, einmal tatsächlich Augenhöhe mit den bevölkerungsreicheren Städten München und Nürnberg zu erreichen.
Blickt man nur etwas mehr als zehn Jahre zurück, schien die Überholspur nicht in Sichtweite. Gefühlt lag Augsburg an der Jammer, wie der damalige Finanzminister Kurt Faltlhauser wegen der vielen Klagen, die vom Lech kamen, einmal gespottet hatte. Augsburg stellte in München Forderungen, doch bekam meist Absagen.
Es ist kein Zufall, dass sich dies mit den Wahlen von Kurt Gribl zum Oberbürgermeister und Horst Seehofer zum Ministerpräsidenten änderte. Die beiden verstanden sich. Seehofer fand Gefallen an Augsburg und Gribl lieferte Konzepte.
Nach Millionenzuschüssen für den Innovationspark übernahm der Freistaat die Staats- und Stadtbibliothek und damit fast eine Million Euro jährlicher Kosten. Die neue Uniklinik wird der Region mehr als 6500 Arbeitsplätze bringen. Und wenn das neue Staatstheater nach der baulichen Sanierung in einigen Jahren prächtig leuchtet, dann entlastet das nicht nur den städtischen Haushalt um bis zu 16 Millionen Euro jährlich.
Ein Staatstheater bietet der Kultur auch neue künstlerische Möglichkeiten. Denn wenn der Freistaat ein Theater führt, dann lässt er sich nicht nachsagen, dass Schmalhans Bühnenmeister wird. Jedenfalls machen die Häuser in München und Nürnberg nicht den Eindruck, dass sie unterfinanziert sind.
Die Details der Söder-Pläne sind noch nicht bekannt. Nun deutet sich jedoch an, dass auch der neue Ministerpräsident Gefallen an Augsburg findet. Ob die Sympathie nachhaltig sein wird, das werden wir aber erst nach der Landtagswahl wissen. Denn dann ist die Zeit der Wahlgeschenke vorbei.
Die SPD spricht von Wahlkampf