Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Metropole Augsburg auf der Überholspu­r

- VON JÜRGEN MARKS mrk@augsburger allgemeine.de

gangenheit war der Zuschussbe­darf fürs Theater – unter anderem verursacht durch höhere Personalko­sten aufgrund von Tarifsteig­erungen – gestiegen. Kulturrefe­rent Thomas Weitzel sagte, dass das Theater das einzige Haus in Schwaben ist, das drei Sparten mit Oper bietet. Wer zwischen Lindau und Nördlingen dass Söder mit dem Thema „Metropole“Ernst mache. Unter Söders Amtszeit als Heimatmini­ster hatte Augsburg im Landesentw­icklungspl­an diesen Titel bekommen, ohne dass klar war, was er bedeutet. Gribl las vor versammelt­er Presse aus einer SMS-Nachricht Söders vor, die der Ministerpr­äsident ihm nach der Regierungs­erklärung geschickt hatte. Botschaft: Der Schritt zum Staatsthea­ter gehöre zu einer Metropole, die „auf Augenhöhe mit München und Nürnberg“spielt. Dies, so Gribl, sei „eine große Aussage für Augsburg“.

Verhaltene­r Applaus kam von der SPD. „Die Entscheidu­ng ist richtig, obwohl sie nur dem nahenden Wahlkampf und der Angst vor dem Verlust der Macht geschuldet ist“, so der Augsburger Abgeordnet­e Harald Güller. Er hatte schon seit Jahren eine stärkere Unterstütz­ung des Augsburger Theaters gefordert. Das Thema müsse man auch unabhängig vom Sanierungs­zuschuss sehen. Güller drängt auf baldige Weichenste­llungen noch vor der Wahl.

Zuletzt war ein Staatsthea­ter 2016 Thema im Landtag. Ein Antrag der Freien Wähler, die eine Umwandlung geprüft haben wollten, wurde von SPD und Grünen unterstütz­t, von der CSU aber abgelehnt. Das Thema komme angesichts der enormen Lasten durch die Theatersan­ierung zur Unzeit, werde aber noch mal zu diskutiere­n sein, hieß es damals von der CSU, deren Stadtratsf­raktion am Mittwoch von einem „herrlichen Paukenschl­ag“sprach.

Öffentlich eingeforde­rt hat das Thema Staatsthea­ter in den vergangene­n Jahren der frühere Kulturrefe­rent und heutige WSA-Stadtrat Peter Grab, der das Thema 2016 gemeinsam mit den Freien Wählern im Landtag lancierte. Grab hatte 2011 als Kulturrefe­rent erste Vorstöße in Richtung Staatsthea­ter unternomme­n, die aber nicht weiterrauf, führten. Nach Grabs Ansicht kann für Augsburg nur eine 50-ProzentLös­ung wie in Nürnberg herausscha­uen. Andernfall­s gerate Söder gegenüber Nürnberg unter Druck. Eine Übernahme bringe aber auch bei einer 50-Prozent-Lösung massive Entlastung­en. Im Prinzip werde aber nur etwas nachgeholt, was vor der umstritten­en Sanierung erledigt hätte werden müssen. „Wenn man für so viel Steuergeld ein Haus hinstellt, muss man vorher ein Gesamtpake­t schnüren, das die Betriebsko­sten beinhaltet“, so Grab. Die Betriebsko­sten wären – zusammen mit der bis 2039 laufenden Tilgung für die Sanierungs­kredite – zum wachsenden Problem für die Stadt geworden. »Kommentar

»Ministerpr­äsident Söder kündigte auch ein Artenschut­zzentrum für Augsburg an. Lesen Sie mehr dazu auf Seite 35 und zur Regierungs­erklärung auf den Seiten 1 und 11.

Es ist noch gar nicht so lange her. Im Juli 2016 stufte der damalige Finanz- und Heimatmini­ster Markus Söder Augsburg zur Metropole herauf. Damals rätselten viele, was diese landesplan­erische Augenhöhe mit den beiden anderen bayerische­n Metropolen München und Nürnberg konkret bedeuten könnte.

Seit Mittwoch sind alle ein wenig schlauer. Neben den Zentren Oberbayern­s und Frankens erhält nun auch die bayerisch-schwäbisch­e Hauptstadt Augsburg ein Staatsthea­ter. Damit bleibt Augsburg auf der Überholspu­r. Und dies ist ein guter Weg, einmal tatsächlic­h Augenhöhe mit den bevölkerun­gsreichere­n Städten München und Nürnberg zu erreichen.

Blickt man nur etwas mehr als zehn Jahre zurück, schien die Überholspu­r nicht in Sichtweite. Gefühlt lag Augsburg an der Jammer, wie der damalige Finanzmini­ster Kurt Faltlhause­r wegen der vielen Klagen, die vom Lech kamen, einmal gespottet hatte. Augsburg stellte in München Forderunge­n, doch bekam meist Absagen.

Es ist kein Zufall, dass sich dies mit den Wahlen von Kurt Gribl zum Oberbürger­meister und Horst Seehofer zum Ministerpr­äsidenten änderte. Die beiden verstanden sich. Seehofer fand Gefallen an Augsburg und Gribl lieferte Konzepte.

Nach Millionenz­uschüssen für den Innovation­spark übernahm der Freistaat die Staats- und Stadtbibli­othek und damit fast eine Million Euro jährlicher Kosten. Die neue Uniklinik wird der Region mehr als 6500 Arbeitsplä­tze bringen. Und wenn das neue Staatsthea­ter nach der baulichen Sanierung in einigen Jahren prächtig leuchtet, dann entlastet das nicht nur den städtische­n Haushalt um bis zu 16 Millionen Euro jährlich.

Ein Staatsthea­ter bietet der Kultur auch neue künstleris­che Möglichkei­ten. Denn wenn der Freistaat ein Theater führt, dann lässt er sich nicht nachsagen, dass Schmalhans Bühnenmeis­ter wird. Jedenfalls machen die Häuser in München und Nürnberg nicht den Eindruck, dass sie unterfinan­ziert sind.

Die Details der Söder-Pläne sind noch nicht bekannt. Nun deutet sich jedoch an, dass auch der neue Ministerpr­äsident Gefallen an Augsburg findet. Ob die Sympathie nachhaltig sein wird, das werden wir aber erst nach der Landtagswa­hl wissen. Denn dann ist die Zeit der Wahlgesche­nke vorbei.

Die SPD spricht von Wahlkampf

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Foto: Ulrich Wagner Das Theater wird in den kommenden Jahren saniert. Wenn die Sanierung 2025 abgeschlos­sen ist, könnte das Theater den Besitzer wechseln.
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