Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Warum Weisheitszähne viele Probleme machen
Gesundheit Für manche ist die Operation der blanke Horror. Bei anderen verheilt die Wunde problemlos nach ein paar Tagen. Experten erklären, woran das liegt und wie man die Genesung beschleunigen kann
Landkreis Augsburg Meistens spricht der Zahnarzt oder Kieferorthopäde das Urteil im Jugendalter. Die Weisheitszähne müssen raus. Fragt man bei Freunden nach, hört man von verschiedenen Erfahrungen. Die einen erzählen Horrorgeschichten davon, wie sie wochenlang mit Schmerzen und Fieber im Bett lagen. Andere zeigen Fotos, auf denen sie wegen ihrer geschwollenen Backen aussehen wie ein Hamster. Die, die Glück hatten, konnten am Tag nach der Operation schon wieder Pizza essen. Doch warum muss man Weisheitszähne überhaupt ziehen, und woran liegt es, dass die Reaktionen so unterschiedlich sind?
Thomas Freislederer betreibt eine Zahnarztpraxis in Aystetten. „Letztendlich ist der Weisheitszahn ein Zahn wie jeder andere auch“, sagt er. Die dritten Backenzähne haben nur meist keinen Platz mehr, weil der Kiefer in der Evolution immer kleiner wurde. Trotzdem werden diese bei den meisten Menschen noch ausgebildet. Christoph Benz, Vorstand der bayerischen Landeszahnärztekammer, erklärt: „Manchmal sind sie nur nicht sichtbar, weil sie tief im Knochen versteckt sind.“Wenn die Weisheitszähne keine Probleme machen, können sie im Kiefer bleiben. „Früher wurde grundsätzlich die Empfehlung gegeben, die Weisheitszähne rauszunehmen. Heutzutage ist man da entspannter“, sagt der Experte. Vor allem im Jugendalter, wenn die Zähne wachsen, treten häufig Probleme auf. Dazu gehören Nervenentzündungen, Karies, die Beschä- digung der Wurzel des benachbarten Zahnes und Verschiebungen durch Platzmangel. Thomas Freislederer rät dann dazu, nicht zu warten, bis der Zahn durchgebrochen ist, da es dann zu Verschiebungen kommen kann. Deshalb werden die Weisheitszähne schon im Normalfall tief aus dem Kieferknochen herausoperiert, was zu Nachschmerzen führen kann.
Je nachdem, wie schief der Zahn im Kiefer liegt, variiert aber die Tiefe der Wunde und somit die Dauer und Stärke der Schmerzen. „Manche haben Glück. Für die ist das eine ganz normale Zahnentfernung“, erklärt der Vorstand der Landeszahnärztekammer. Wenn der Zahn aber sehr schief liegt oder noch tief im Knochen sitzt, muss ein großer Teil des Knochens weggebohrt werden. Dadurch entstehe dann eine richtige Wunde, die wehtut und sich entzünden kann. „Darüber klärt aber der Zahnarzt auf, bevor es losgeht“, versucht Christoph Benz zu beruhigen.
Im Normalfall dauert die Genesung ungefähr zehn Tage. Nach zwei bis drei Tagen sollte das Schlimmste vorbei sein. Natürlich gibt es Tipps, mit denen man den Heilungsprozess beschleunigen kann. „Ganz wichtig ist es, die Empfehlungen des Zahnarztes zu beherzigen.“Man sollte nach der Operation die Backe kühlen und ein bisschen Druck ausüben, um die Schwellungen zu reduzieren und Blutansammlungen zu verhindern. Außerdem sollte man die verschriebenen Schmerzmittel nehmen, da diese auch gegen die Entzündung wirken. „Medikamente, homöopathische Mittel und Enzyme können auch kurzfristig vor der Operation genommen werden“, erklärt Thomas Freislederer. Auch ein stabiles Immunsystem sei eine gute Voraussetzung.
Wenn der Zahnarzt eine Entzündung befürchtet, werden auch Antibiotika nach der Operation verschrieben. „Ich weiß, dass die meisten Menschen diese nicht gerne nehmen. Trotzdem sollte man das nach einer Empfehlung tun“, rät Christoph Benz. Auch wenn Medikamente dafür sorgen, dass man sich schnell wieder fit fühlt und die Schmerzen vergisst, ist nach der Operation erst einmal Ruhe angesagt. „Nicht überdrehen und keinen Sport machen“, warnt er. Außerdem sollte man auf die Ernährung achten. Der Verzehr von Milchprodukten, Koffein und das Rauchen kann die Heilung aufhalten. Auf Hausmittelchen setzt Christoph Benz nicht. „Ich habe natürlich nichts gegen Kamillentee, der hilft grundsätzlich auch gegen Entzündungen. Einen zu großen Effekt würde ich aber nicht erwarten.“
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