Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wilder Westen in Thierhaupt­en

Turnier Eine Herde treiben und Hinderniss­e überqueren: Westernrei­ter konnten sich bei einem Wettkampf in Thierhaupt­en in der Rancharbei­t messen. Warum das auch gefährlich sein kann

- VON MARIA HEINRICH

Thierhaupt­en Eine Durchsage ertönt: „Bitte halten Sie Abstand von der Hallenband­e, die Tiere können gefährlich sein.“Reiter und Pferd versuchen, das Rind einzukreis­en. Doch das Tier bekommt Panik, es will flüchten und setzt zum Sprung über die Bande an. Kurz danach ertönt ein Pfiff, die Runde ist vorbei.

Wer den Wilden Westen hautnah erleben will, konnte am Wochenende die Arbeitswei­se der Cowboys in Thierhaupt­en bejubeln. Auf der Anlage Meir traten etwa 50 Reiter und Pferde beim Westerntur­nier Ranchhorse Classic zwei Tage lang in verschiede­nen Diszipline­n gegeneinan­der an.

Eine von ihnen ist Sabine Brasche aus Gessertsha­usen. Mit ihrem achtjährig­en Wallach Peptomoons­mal – genannt Pepto – steht sie in der ungewöhnli­ch heißen Aprilsonne vor der Halle, gerade ist sie die sogenannte Reining geritten. Das ist eine Art Westerndre­ssur. Sie musste zum Beispiel fliegende Galoppwech­sel machen, ihren Wallach rückwärts richten und aus dem Galopp stoppen. „Alles ist gut gelaufen, ich bin sehr zufrieden“, schwärmt sie und streichelt Pepto lobend am fuchsroten Hals.

Beim Ranchhorse Classic zeigen die Teilnehmer in verschiede­nen Diszipline­n ihr Können. Sie heißen: Ranch Riding, Trail, Cutting, Reining, Working Ranch Horse und Conformati­on. Die Reiter müssen zum Beispiel Rinder treiben und Hinderniss­e überqueren. Dieter Randecker ist erster Vorsitzend­er des Ranchhorse-Vereins und erklärt: „Die Diszipline­n sind an die Arbeit der Cowboys auf der Farm angelegt. Die Pferde müssen gelassen sein und ihren Willen zur Arbeit zeigen.“

Nicht nur die Aufgabenst­ellung ist beim Ranchhorse Classic genau vorgegeben. Auch die Kleidung der Reiter und das Sattelzeug der Pferde sind im Regelwerk festgelegt. Sabine Brasche erklärt: „Ich trage einen Hut und Jeans, das ist ein Muss. Dazu eine langärmeli­ge Bluse und sogenannte Chinks, kurze lederne Beinkleide­r.“Nach der Reining kommt für Sabine Brasche und Pepto das sogenannte Working Ranch Horse. Dabei wird ein Rind in die Halle gelassen, das von Reiter und Pferd entlang der kurzen und langen Seiten getrieben und eingekreis­t werden muss. Die Rinder sind etwa ein halbes Jahr alt. Auf der Zuschauert­ribüne steht Westernrei­ter Rolf Sigle und erklärt: „Die Tiere müssen jung und unerfahren sein. Dann kann man mit ihnen arbeiten.“Denn die Disziplin ist nicht ungefährli­ch. „Wenn die Rinder schon erfahren sind, kann es brenzlig werden. Dann gehen die schon mal gegen das Pferd, treten oder beißen.“

Für Tina Gabriel und den 13-jährigen Wallach Yukon ist diese Disziplin eine besondere Erfahrung: „Das Adrenalin steigt sehr stark an. Manchmal habe ich auch ein bisschen Angst. Doch mein Yukon ist sehr freundlich zu den Rindern. Es macht Spaß, wenn er seinen Spieltrieb ausleben kann.“

Kampfricht­er extra aus Italien eingefloge­n

Ein Richter prüft die Reiter bei den einzelnen Diszipline­n ganz genau. Er wurde extra für das Turnier in Thierhaupt­en aus Italien eingefloge­n. Wolfgang Albrecht organisier­t jedes Jahr das Turnier und weiß: „Der Richter ist vom amerikanis­chen Dachverban­d zugelassen. Deshalb darf nur er die Prüfungen abnehmen.“

Den italienisc­hen Richter zu überzeugen, fällt den Teilnehmer­n beim Working Ranch Horse nicht immer leicht. „70 Punkte sind der Standard. Für besonders gute Leistungen gibt es Plus-, für schlechte Minuspunkt­e,“erklärt Albrecht.

Bei den Rinderdisz­iplinen ist vieles reine Glücksache, je nachdem, wie das Tier mitarbeite­t. Am Ende des Turniers hatte ein Teilnehmer besonders Pech. Denn das Rind geriet derart in Panik, dass es über die etwa 1,80 Meter hohe Bande sprang und quer über den Hof flüchtete. Damit war diese Runde für den Reiter vorbei. SV THIERHAUPT­EN TSV STEPPACH SG AUERBACH/HORGAU

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Foto: Maria Heinrich Sabine Brasche aus Gessertsha­usen startete mit ihrem achtjährig­en Wallach Peptomoons­mal auf dem Ranchhorse Turnier in Thierhaupt­en. Beim Working Ranch Horse muss dabei ein Rind eingekreis­t werden.
 ?? Foto: TTC Langweid ?? Ben Brandl (TTC Langweid), der im Ten nis in seiner Altersklas­se zu den Besten in Bayern gehört und erst seit einigen Monaten auch Tischtenni­s spielt, gewann die nordschwäb­ische Rangliste.
Foto: TTC Langweid Ben Brandl (TTC Langweid), der im Ten nis in seiner Altersklas­se zu den Besten in Bayern gehört und erst seit einigen Monaten auch Tischtenni­s spielt, gewann die nordschwäb­ische Rangliste.

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