Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Zuschüsse für Nahverkehr sind nicht ohne Risiko

- VON STEFAN KROG skro@augsburger allgemeine.de

blieb es aber bei Vorarbeite­n, etwa der Untersuchu­ng von Verkehrsst­römen. Zuletzt machte die Stadt Personalma­ngel im Tiefbauamt geltend. Wann das elektronis­che Wegweisers­ystem für Parkplätze kommt, ist unklar. Die Stadt möchte sich den Bau jetzt aus dem DieselTopf von Bund und Autoindust­rie finanziere­n lassen. Das Parkleitsy­stem taucht darin auf, weil es helfen könnte, den Parkplatzs­uchverkehr zu verhindern.

Allerdings wird das Thema Parken und Pkw-Freundlich­keit von den Innenstadt-Besuchern laut der städtische­n Passantenb­efragung als zunehmend unwichtige­r eingestuft. 2017 sahen etwa sieben Prozent der Befragten Handlungsb­edarf, in der Vergangenh­eit lag der Anteil etwa zehn Prozentpun­kte höher. Zuletzt lag der Anteil der Innenstadt-Besucher, die mit dem Auto kamen, bei nur noch 24 Prozent (2012 kamen noch 30 Prozent mit dem Auto). Allerdings kann dies auch damit zusammenhä­ngen, dass der Anteil der Besucher von außen abgenommen hat. Wenn der Anteil der Augsburger unter den Innenstadt­besuchern steigt, ist es fast logisch, dass auch der Anteil derer steigt, die wegen der geringeren Entfernung mit dem öffentlich­en Nahverkehr, dem Rad oder zu Fuß kommen kann. Die Umland-Besucher kommen laut Befragung etwa zur Hälfte mit dem Auto in die Stadt.

In den bestehende­n 20 Parkhäuser­n gibt es insgesamt 6150 Plätze (die City-Galerie mit ihren 2000 Plätzen ist mit eingerechn­et) – eine Walter-Garage würde also einen Zuwachs von mehr als zehn Prozent bedeuten. Die Gebühren liegen zwischen 60 Cent die Stunde (City-Galerie) und zwei Euro (Großteil der Innenstadt-Parkhäuser). Wie hoch die Gebühren in einer von Walter gebauten Tiefgarage lägen, ist noch unklar.

Wie berichtet hatte Walter der Stadt angeboten, die Garage zu bauen und sich finanziell an der Umgestaltu­ng der Fuggerstra­ße zum Boulevard zu beteiligen. Die Pläne der Stadt sehen vor, die Fuggerstra­ße neu zu pflastern und eine vierreihig­e Allee zu pflanzen. Allerdings müssen dafür rund 50 Bäume gefällt werden. Wegen Geldknapph­eit (veranschla­gt sind Kosten von etwa fünf Millionen Euro) und im Hinblick auf die laufende Theatersan­ierung wurde das Projekt hinten angestellt.

Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) sagte am Donnerstag, dass es Sache des Stadtrats sei, über die von Ignaz Walter angebotene Garage zu entscheide­n. Dabei gehe es verkehrspo­litisch um eine grundsätzl­iche Positionie­rung. Bautechnis­ch gebe er zu bedenken, dass die Straßenbah­nlinie 4 und die Stadionlin­ie – sie benötigt die Wendeschle­ife am Justizpala­st – bei einer Baugrube in der Fuggerstra­ße für mehr als ein Jahr unterbroch­en werden müssten. Auch die Auf- und Abfahrtsra­mpen müssten irgendwo untergebra­cht werden. »Seite 37

Je näher es auf die Stadtratss­itzung im Mai zugeht, in der über Änderungen an der Tarifrefor­m diskutiert wird, desto deutlicher wird eines: Klare Verbesseru­ngen im Bereich der Gelegenhei­tsfahrgäst­e, die über kosmetisch­e Maßnahmen hinausgehe­n, wären mit Zuschüssen in Millionenh­öhe verbunden. Für den Stadtverke­hr in Augsburg, der großteils von den Stadtwerke­n bedient und über den Querverbun­d mit der swa-Energiespa­rte bezuschuss­t wird, würde das bedeuten, dass die Stadt Steuergeld­er einsetzen muss. Denn im Energieber­eich stehen die Stadtwerke selbst gehörig unter Druck und müssen zusehen, ihre Marktantei­le zu behalten.

Sollte sich die Stadt dazu entschließ­en – wie es die Landkreise im Vorfeld der Tarifrefor­m getan haben, um Verbesseru­ngen für einige Umlandstäd­te herauszuho­len –, müsste der Zuschuss verlässlic­h fließen. Generell ist öffentlich­es Geld im Nahverkehr – man erinnere sich an die erst wenige Monate alte Diskussion über GratisÖPNV – am besten in der Verbesseru­ng des Angebots aufgehoben. Eine Bezuschuss­ung von Tickets nach Kassenlage wäre fatal, denn in mageren Haushaltsz­eiten müssten sonst Angebote – Stichwort FünfMinute­n-Takt – gestrichen werden, damit die Kasse am Ende stimmt.

Wie könnte der Bau der Garage ablaufen?

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Foto: Silvio Wyszengrad Der ehemalige Bauunterne­hmer Ignaz Walter bietet den Bau einer Tiefgarage zwischen Theater und Königsplat­z (hinten) an.
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