Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Lechbäck will geringere Löhne zahlen

Verlust Gersthofer Backbetrie­be haben Arbeitgebe­rverband verlassen und planen Kürzungen

- VON GERALD LINDNER

Gersthofen Aus dem Arbeitgebe­rverband ausgetrete­n sind die Gersthofer Backbetrie­be. Begründet wird dies von Unternehme­nsseite mit einem Verlust. Angestrebt wird nun ein Haustarif, mit dem die Lohnkosten gesenkt werden sollen. Die Gewerkscha­ft Nahrung-Genuss-Gaststätte­n (NGG) wirft dem Unternehme­n vor, seine 500 Mitarbeite­r im Stich zu lassen.

Die Gersthofer Backbetrie­be produziere­n Frisch- und AufbackBac­kwaren für den Lebensmitt­eleinzelha­ndel und die eigenen Lechbäck-Filialen. Am 30. Januar forderten die Backbetrie­be von der Gewerkscha­ft deutliche Verschlech­terungen tarifliche­r Leistungen für die rund 500 Beschäftig­ten. Das seien unter anderem in den nächsten beiden Jahren „keine Lohnerhöhu­ngen, eine unbezahlte Verlängeru­ng der regelmäßig­en tarifliche­n wöchentlic­hen Arbeitszei­t und eine Streichung des tarifliche­n Weihnachts­gelds“, betont Tim Lubecki von der NGG Region Schwaben.

Zum 28. Februar traten die Gersthofer Backbetrie­be aus dem Arbeitgebe­rverband aus. Dies bedeute für die Beschäftig­ten den Verlust von rund einem Monatslohn. „Trotz mehrmalige­r Appelle von Betriebsrä­ten und der Gewerkscha­ft NGG verweigern die Backbetrie­be die Rückkehr in den Arbeitgebe­rverband“, so Lubecki. Seit Anfang 2015 hat die Unternehme­nsgruppe Serafin alle Anteile an den Backbetrie­ben erworben. Damals sei klar gewesen, dass der Betrieb Investitio­nen, mehr Umsatz und höhere Produktivi­tät brauche. „Der Austritt aus dem Arbeitgebe­rverband bedeutet die Aufkündigu­ng der Sozialpart­nerschaft“, so Tim Lubecki.

In einer Stellungna­hme verweisen die Gersthofer Backbetrie­be auf ein schwierige­s Marktumfel­d seit 2015. Trotz intensiver Sparbemühu­ngen sei der Umsatz 2017 zuletzt um drei Prozent gefallen: „Das Unternehme­n erzielte einen Verlust von 500000 Euro“, so ein Sprecher weiter. Für 2018 werde erneut mit einem Verlust von mindestens einer halben Million Euro gerechnet.

Trotz dieser Entwicklun­g seien keine betriebsbe­dingten Kündigunge­n ausgesproc­hen worden. Zudem sei die Zahl der Leiharbeit­er von 111 im Dezember 2015 durch Übernahme in Festanstel­lungen auf 55 im Dezember 2017 reduziert worden. Auch habe man stets alle Mitarbeite­r „mindestens nach Tarif, in vielen Fällen darüber bezahlt“. Nun bleibe zur Sicherung der Arbeitsplä­tze „nur noch die Reduktion der Personalko­sten durch Abschluss eines Haustarifv­ertrags“. Rund 300000 Euro ließen sich so einsparen, dennoch werde ein Verlust eingefahre­n.

Tim Lubecki fordert nun vor weiteren Verhandlun­gen, dass die Gersthofer Backbetrie­be wieder in den Arbeitgebe­rverband eintreten.

Derzeit finden Tarifverha­ndlungen im bayerische­n Bäckerhand­werk statt. Die Gewerkscha­ft NGG fordert sechs Prozent mehr Entgelt.

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Foto: Marcus Merk Die Gersthofer Backbetrie­be produziere­n Semmeln vom Fließband.

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