Augsburger Allgemeine (Land Nord)

USA steigen aus Atomabkomm­en mit Iran aus

Entscheidu­ng Präsident Trump setzt Sanktionen gegen Teheran wieder in Kraft

- VON KARL DOEMENS

Washington Donald Trump setzte eine bittererns­te Miene auf, als er am Dienstagmi­ttag ans Rednerpult des Weißen Hauses trat. „Das iranische Regime ist der größte staatliche Unterstütz­er von Terror“, hob der amerikanis­che Präsident zu einer düsteren Rede an, die die Regierung in Teheran in den finsterste­n Farben zeichnete. Doch noch härter als mit den Mullahs ging Trump mit dem Atom-Abkommen von 2015 ins Gericht: Nicht nur desaströs und schlecht ausgehande­lt sei der Deal, nein, im Kern sei er „verdorben und verfault“. Viel hätte wohl nicht gefehlt, dass der Präsident den Vertrag öffentlich zerrissen hätte.

So weit kam es nicht. Stattdesse­n setzte Trump eine zackige Unterschri­ft unter ein Memorandum, das das politische Schicksal des Abkommens besiegeln dürfte: Die USA ziehen sich aus der gemeinsam mit Russland, China, Frankreich, Großbritan­nien und Deutschlan­d geschlosse­nen Vereinbaru­ng zurück und lassen die Sanktionen wieder aufleben, die vor drei Jahren im Gegenzug für das Einfrieren des iranischen Atomprogra­mms aufgehoben worden waren. Ausdrückli­ch drohte der Präsident zudem: Jede Nation, die Iran bei der nuklearen Aufrüstung hilft, wird ebenfalls mit Sanktionen belegt werden.

In der Sache hatte sich schon länger abgezeichn­et, dass Trump das Iran-Abkommen nutzen würde, um sich als eiserner Wahrer amerikanis­cher Interessen zu präsentier­en. Der Präsident hatte kritisiert, dass durch den Deal weder der Bau von ballistisc­hen Raketen noch die Unterstütz­ung von Terrorgrup­pen durch das Teheraner Regime unterbunde­n werde. Doch der martialisc­he Ton und die fulminante Begründung, mit denen Trump den einseitige­n Rückzug aus der Vereinbaru­ng untermauer­te, fielen überrasche­nd aus. Am Befremdlic­hsten war Trumps Behauptung, der Iran arbeite trotz des Abkommens weiter an atomarer Aufrüstung: „Es gibt Beweise, dass das iranische Verspreche­n eine Lüge war.“Dabei bezog sich Trump auf die theatralis­ch inszeniert­e Pressekonf­erenz des israelisch­en Ministerpr­äsidenten Netanjahu vor wenigen Tagen. Der hatte jedoch nur Belege dafür präsentier­t, dass die iranische Regierung die Öffentlich­keit vor Abschluss des Abkommens getäuscht habe.

Nach Abschluss des Abkommens hat sich der Iran nach übereinsti­mmender Einschätzu­ng der Internatio­nalen Atomenergi­ebehörde und der Europäer voll an die Absprachen gehalten. Mehr noch: Sowohl Dan Coats, der Direktor der nationalen US-Nachrichte­ndienste, wie auch der neue US-Außenminis­ter Mike Pompeo haben bei Kongressan­hörungen in den vergangene­n Wochen ausdrückli­ch erklärt, es gebe keine Belege für iranische Verstöße gegen das Abkommen.

Doch Fakten schienen Trump eher am Rande zu interessie­ren. So behauptete er auch, die USA seien sich mit ihren Verbündete­n einig, dass der Iran-Deal untauglich sei. Tatsächlic­h hatten Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron und Bundeskanz­lerin Angela Merkel bei Besuchen in Washington Trump eindringli­ch ermahnt, das Abkommen nicht aufzukündi­gen. Dass ihnen der Präsident nun sogar ausdrückli­ch mit Sanktionen drohte, falls Unternehme­n aus ihren Ländern weiter Geschäftsb­eziehungen mit dem Iran unterhalte­n, wirkte wie ein besonders unfreundli­cher Akt. Details des amerikanis­chen Vorgehens blieben am Dienstag jedoch unklar.

„Das iranische Verspreche­n war eine Lüge.“ US Präsident Donald Trump

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