Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Hinteregger: „Druck wird totgeschwiegen“
FCA-Profi kritisiert Entwicklungen
Martin Hinteregger zeichnet aus, nicht nur zu reden, sondern etwas zu sagen. Dass er mit seinen Aussagen mitunter aneckt, nimmt der 25-Jährige geflissentlich in Kauf. Wiederholt hat er sich etwa kritisch zum Fußball-Modell des Brauseherstellers Red Bull geäußert – auch wenn er selbst einmal Teil davon war. So sagte der Österreicher nach seinem Wechsel von Salzburg zum FCA: „Selbst wenn Leipzig Meister werden sollte und Augsburg absteigt, bin ich froh, dass ich nach Augsburg gegangen bin.“
Einmal mehr deutlich wird der Innenverteidiger in einem Interview mit dem Sportportal spox.com. Er äußert sich zur Debatte um Druck im Fußball, die der ehemalige Nationalspieler Per Mertesacker angestoßen hat. Hinteregger berichtet von Erfahrungen, die er in seinem Umfeld gemacht hat. Keiner wolle Schwächen zeigen, meint er, deshalb werde das Thema totgeschwiegen. Hinteregger bezweifelt, dass das der Wahrheit entspricht. „Wer im Profifußball keinen Druck verspürt, ist ein sehr einmaliger Spieler“, betont er und erzählt davon, dass Mitspieler kotzten, weil sie es nicht mehr aushielten. „Wenn das Woche für Woche passiert, ist das brutal.“
Zudem äußert sich Hinteregger verwundert über das Verhalten junger Mitspieler. Er berichtet von einem Nachwuchskicker, der erstmals im Profikader stand und deshalb sein Trikot fotografierte und in den sozialen Netzwerken postete. Immer mit der Hoffnung, im Internet positive Resonanz zu bekommen.
Hinteregger kritisiert den Hang zu fremder Anerkennung. „Wer am Anfang seiner Karriere zu viel öffentliche Anerkennung bekommt, glaubt schnell, dass er schon etwas erreicht hat – obwohl dem nicht so ist.“Er verweist auf negative Beispiele, darauf, dass es teils schnell mit der Leistungskurve nach unten gehen könne. Verantwortlich dafür sei seiner Meinung nach oft nicht das Sportliche, sondern das Mentale. Hinteregger sieht Entwicklungen im Umgang mit sozialen Medien kritisch, namentlich nennt er seinen 19-jährigen Teamkollegen Kevin Danso. Dieser veröffentliche Beiträge via Instagram oder Snapchat – um zu sehen, was Fans dazu sagen. Hinteregger mahnt: „Das ist gefährlich.“