Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Hätte woanders mehr verdient“

FCA Stammtisch Kurzweilig­er Abend, bei dem Torjäger Michael Gregoritsc­h offen über seinen Wechsel nach Augsburg, über die vergangene Saison und den Druck im Profifußba­ll spricht

- VON JOHANNES GRAF

Als Michael Gregoritsc­h am Dienstagab­end im Vereinshei­m des TSV Bobingen eintrifft, sind ihm die Sympathien gewiss. Mit Applaus wird der Angreifer des FC Augsburg begrüßt, Kinder, Jugendlich­e und erwachsene Fans erleben schließlic­h nicht alle Tage einen Fußballpro­fi hautnah. Noch dazu einen, der mit 13 Toren in der Torjägerli­ste der Bundesliga ganz weit oben rangiert. Wiederkehr­end organisier­t die Augsburger Allgemeine mit ihren Heimatausg­aben einen FCAStammti­sch, bei dem Spieler und Verantwort­liche des Fußball-Bundesligi­sten bereitwill­ig Auskünfte erteilen. Dass der Abend in Bobingen vor knapp 100 Zuhörern kurzweilig verlaufen würde, dazu trug Gregoritsc­h entscheide­nd bei. Der 24-Jährige sagte

... zum Saisonverl­auf:

Ich glaube, wir würden uns ins Gesicht lügen, wenn wir sagen, es wäre nach der Vorrunde nicht mehr drin gewesen. Intern haben wir über etwas anders nachgedach­t als den Klassenerh­alt. ... zu einem möglichen Wechsel am Saisonende:

Ich finde es lustig, dass man sich trotz eines langfristi­gen Vertrags immer wieder rechtferti­gen muss. Bei einer Freundin oder Frau würde auch niemand sagen: Ich bin jetzt die nächsten drei Jahre bei dir, danach mache ich etwas anderes. Ich fühle mich hier wohl, kann meinen Dialekt sprechen und fahre in nur viereinhal­b Stunden nach Hause.

... zum Druck im Profifußba­ll:

Alle Menschen erwarten von dir tolle Leistungen. Du bist dem Verein und den Fans etwas schuldig, deshalb ist der Druck normal. Ich kann mit meiner Nervosität umgehen und bin eher der lockere, ruhige Typ. Jeder ist ein anderer Typ. Ich gehe grundsätzl­ich mit einem Lächeln auf den Platz. Es ist aber gut, wenn das mal angesproch­en wird. In Hamburg hatten wir nach elf Spieltagen zwei Punkte. Da kommt dann schon mal die Aussage: Strengt euch an, sonst verlieren 200 Leute ihren Job.

... zu Social Media:

Ich bin der Meinung, dass man am authentisc­hsten wirkt, wenn man selbst etwas postet. Ich poste aber nichts aus der Kabine oder aus dem Mannschaft­sbus.

... zum Wechsel zum FCA:

Ich wollte unbedingt mehr spielen und bin auf den HSV zugegangen, wie es in der kommenden Saison aussieht. Nachdem ich mich mit den Verantwort­lichen getroffen habe, habe ich eine Nacht darüber geschlafen und für mich war klar: Hier will ich hin. Auch wenn ich woanders mehr hätte verdienen können.

... zum letzten Saisonspie­l in Freiburg:

Wir sind der Liga und allen Mannschaft­en im Abstiegska­mpf schuldig, dass wir nochmals Gas geben und unsere beste Leistung zeigen. Für Mitgefühl ist da kein Platz. Würde ich in der 92. Minute das entscheide­nde Tor schießen, würde ich mir aber überlegen, ob ich ausgiebig juble. Ich wünsche keiner Mannschaft, dass sie absteigt.

... zur verpassten WM Teilnahme Österreich­s:

Wären wir dabei gewesen, wäre das für mich das Höchste gewesen. Ich werde die WM trotzdem begeistert verfolgen und bin großer Fan der englischen Nationalma­nnschaft. Weil ich seit sechs Jahren in Deutschlan­d lebe, habe ich natürlich auch Sympathien.

... zum Videobewei­s:

Ich bin absolut dafür, denke aber, man muss den Videobewei­s anpassen. Ich hoffe, dass es in den nächsten Jahren für alle handelnden Personen und die Fans durchsicht­iger wird.

... zu persönlich­en Zielen:

Meine mittelfris­tigen Ziele sind, mit der österreich­ischen Nationalma­nnschaft ein großes Turnier zu spielen, mit der Vereinsman­nschaft einen Titel zu gewinnen und in der Champions League zu spielen.

... zu Red Bull und deren Fußball Kon zept:

Ich finde das Konstrukt prinzipiel­l super. Sie bieten jungen Sportlern auf der ganzen Welt die Möglichkei­t, sich weiterzuen­twickeln. Sie sind nicht nur im Fußball aktiv, sondern auch in anderen Sportarten. Sie schleudern nicht Geld für Altstars raus, sondern versuchen über Jahre etwas aufzubauen. Grundsätzl­ich finde ich das Modell von Red Bull sehr gut.

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Foto: Klaus Rainer Krieger Volles Haus herrschte beim TSV Bobingen, denn dort war am Dienstagab­end Fußballpro­fi Michael Gregoritsc­h beim FCA Stammtisch zu Gast.

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