Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ein Bier, bitte!
Es gibt sie in Berlin und Bangkok, New York und Sydney. Aber auch wenn es inzwischen auf der ganzen Welt Biergärten gibt, bleiben sie doch das Markenzeichen des bayerischen Lebensstils. Und dieses Original hat Geschichte. Den traditionellen Biergarten gibt es seit mehr als 200 Jahren. Doch wer hat ihn eigentlich erfunden? König Max I. Joseph von Bayern hatte die – ob gewollt, oder ungewollt – geniale Idee.
Zunächst waren die Sommerkeller reine Lagerstätten. Weil beim Brauen leicht ein Brand entstehen konnte, durfte früher nur in den Wintermonaten Bier hergestellt werden. Für den leicht verderblichen Vorrat gruben die Brauer riesige Lagerkeller und unterirdische Gewölbe.
Der Ursprung der Biergärten
Um das Bier auch in den warmen Sommermonaten kühl zu halten, schütteten die Besitzer die Böden oben mit hellem Kies auf und pflanzten Kastanien. Die Wurzeln dieser Bäume sind flach, die dichten Blätter spenden Schatten. Die Brauer stellten nun einfach Bänke und Tische auf den Kies, die ersten durstigen Gäste kamen und der Biergarten war geboren.
Am 4. Januar 1812 erlaubte König Maximilian I. Joseph von Bayern den Brauern offiziell über den Braukellern Bier zu verkaufen. Wohlhabende Bürger sowie die einfache Bevölkerung zog es daraufhin in die Biergärten. Auch ärmere Familien konnten sich diesen Besuch leisten, da sie ihr Essen selbst mitbringen durften. Genauer gesagt, sie mussten. Denn der königliche Erlass erlaubte den Sommerkellern nur die Abgabe von Bier und Brot. Dieses Gewohnheitsrecht gilt bis heute: Die Möglichkeit zum Verzehr eigener Speisen hat sogar Aufnahme in die bayerische Biergartenverordnung gefunden. Wenn das Mitbringen der eigenen Brotzeit nicht gestattet ist, handelt es sich nicht um einen Biergarten, sondern einen Wirtsgarten.
Doch natürlich ist im Biergarten auch für all diejenigen etwas geboten, die sich lieber für frisch zubereitete Gerichte aus der Küche entscheiden: Bei einer deftigen Brotzeit, kaltem Wurstsalat oder klassischen Saisongerichten wie Spargel oder Pfifferlingen, kommen auch Feinschmecker voll auf ihre Kosten. Egal, ob man sich nun für das selbst geschmierte Salamibrot oder für eine der zahlreichen kulinarischen Köstlichkeiten aus der Speisekarte entscheidet: So gut wie in dem urigen Ambiente eines schönen Biergartens, schmeckt eine Brotzeit selten. Da steht einem gemütlichen Beisammensein mit Familie und Freunden nichts mehr im Wege.