Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der Donau Lachs im Mädlelech
Natur Der Fischereiverein Meitingen kann sich freuen, denn nach zehn Jahren vergeblicher Mühe sind heuer Huchen-Larven aus einer Brutbox geschlüpft. Was diesmal anders und besser lief
Meitingen Einfach aufgeben? Nein, das war und ist für den Fischereiverein Meitingen keine Option. Seit elf Jahren bemüht sich der Verein bereits um die Wiederansiedlung des Huchens – eines Fischs, der bis zu 1,40 Meter groß werden kann und nur im Donau-Einzugsgebiet vorkommt, weswegen er auch Donau-Lachs genannt wird. Er zählt zu den stark gefährdeten Arten. Querverbauungen durch Kraftwerke machen ihm ebenso zu schaffen wie Nahrungsmangel und fehlende Strukturen im Wasser wie Wurzeln und Steine. Im vergangenen Jahr hat der Fischereiverein Meitingen mithilfe eines 80 Kilo schweren Betonblocks extra eine Brutbox im Mädlelech in Meitingen verankert (wir berichteten). Die Box sollte die 5000 Hucheneier schützen, damit sie sich ungestört zu Larven entwickeln können. Groß war die Enttäuschung damals, als sich nach ein paar Tagen dass die Brut von einem Pilz befallen und damit alles umsonst war. Vor allem die jugendlichen Mitglieder vom Fischereiverein, die sich begeistert an der Aktion beteiligt und den schweren Betonblock mitten durch den Lechauwald geschleppt hatten, zogen lange Gesichter. Doch Reinhard Reiter, Zweiter Vorsitzender des Fischereivereins und promovierter Agrarwissenschaftler, versprach schon damals: „Wir werden einen neuen Versuch machen.“
Vor Kurzem war es nun so weit. Wieder wurde die Brutbox – genauer gesagt das M&S-Brutboxsystem von Babyfisch aus Schrobenhausen – im Mädlelech installiert. Der etwa zwei Kilometer lange Wasserarm liegt ganz versteckt im Lechauwald und ist ideal als Jungfischhabitat, weil er vom Fischereiverein zum Schonbezirk erklärt wurde. Eine tolle Kinderstube für junge Huchen. Hier durchströmt das Wasser die Brutbox mit einer Geschwindigkeit von mindestens einem halben Meter pro Sekunde und sorgt damit für genug Sauerstoff. Wenn der Dottersack aufgebraucht ist, können die Tiere durch die Lochung der Brutbox ins Gewässer schwimmen; die Eier sind dagegen zu groß, um durchzupassen.
Natürlich haben Reiter und seine jugendlichen Mitstreiter aus den Erfahrungen im letzten Jahr gelernt und heuer einiges anders gemacht. So haben sie die Brut schon viel früher kontrolliert und nicht erst eine Woche gewartet wie im vergangenen Jahr. „Der Hersteller hatte uns damals zu dieser Wartezeit geraten“, sagt Reiter. „Allerdings ist eine Kontrolle erst nach einer Woche für Hucheneier zu spät, wie wir jetzt wissen.“Denn die Eier des Huherausstellte, chens seien viel empfindlicher als zum Beispiel Forelleneier. So waren im letzten Jahr viele Eier nach einer Woche verpilzt. Das Pilzmyzel hatte sogar die noch gesunden Eier bereits überwuchert, sodass sie abgestorben waren.
Heuer schauten Reiter und seine jugendlichen Helfer schon nach zwei Tagen wieder in die Brutbox und konnten auf diese Weise abgestorbene Eier rechtzeitig entfernen, damit der Pilz erst gar keine Chance hatte, sich einzunisten. Außerdem wurde dafür ein sogenanntes Andock-Rohr verwendet, das man auf die Brutbox aufschiebt. Damit kann man abgestorbene Eier ganz schonend entfernen.
Und noch etwas war anders als vor einem Jahr: Die Eier waren im Vergleich viel weiter entwickelt. So mussten nur wenige abgestorbene Eier ausgelesen werden, und nach zwei Tagen waren bereits rund drei Viertel der Huchenlarven geschlüpft. „Wir gehen von einer Schlupfrate von 95 Prozent aus“, freut sich Reiter. Bereits am dritten Tag der Aktion konnte die Brutbox wieder abgebaut werden. „Wir sind mit dem Ergebnis heuer sehr zufrieden“, sagt der stellvertretende Chef des Fischereivereins.
„Jetzt hoffen wir, dass viele Larven im Mädlelech überleben und in ein paar Jahren zu geschlechtsreifen Tieren heranwachsen und selbst ablaichen.“
Die Eier hat der Fischereiverein Meitingen übrigens wieder beim Fischereihof des Bezirks Schwaben in Salgen gekauft. „Dies war unsere versprochene Spende für die von uns erfundene Kartei ,Fische in Not‘, quasi für den Erhalt gefährdeter Fischarten“, erläutert Reiter. Man sei nämlich von den Fischervereinen Thierhaupten und Augsburg für die Cold Water Challenge nominiert worden, sei dann im Februar in den kalten Lech gestiegen und habe dieses Versprechen abgegeben.
Viele Eier waren vor einem Jahr von Pilzen befallen