Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein schwierige­s Jahr für die Augsburger Polizei

Thema der Woche Der Freistaat bildet viele neue Beamte aus, doch auf den Revieren kommen sie bis jetzt nicht an. Ein Beispiel ist die Innenstadt-Inspektion: Dort fehlen rund 40 Polizisten. Dabei ist gerade jetzt besonders viel zu tun

- VON JÖRG HEINZLE

Die Polizisten in der Innenstadt sind oft gefordert: Es gibt viele Demonstrat­ionen, den Plärrer, EishockeyH­eimspiele und das Nachtleben. Auf dem Papier ist das Innenstadt­Revier dafür gut aufgestell­t. Doch in der Realität sieht es weitaus weniger rosig aus. Die Inspektion Mitte hat 154 Planstelle­n. Tatsächlic­h einsetzbar waren im zweiten Halbjahr 2017 aber nur 113 Beamte. Damit ist etwa jede vierte Stelle nicht besetzt gewesen. Vor allem, wenn sich Einsätze häufen, geht das an die Substanz. So wie im Spätsommer vorigen Jahres: Innerhalb weniger Wochen musste die Polizei mehrere Großeinsät­ze wie die Sommernäch­te, den Besuch des Bundespräs­identen in der Synagoge und den Wahlkampfa­uftritt von Angela Merkel stemmen.

Ein Polizist der Inspektion Mitte erzählt: „Das bringt die Kollegen immer wieder an ihre Grenzen.“In anderen Revieren sieht es nicht viel besser aus. Bei der Inspektion Süd, die unter anderem für die Fußballspi­ele des FC Augsburg verantwort­lich ist, stehen auf dem Papier 132 Stellen, besetzt waren im zweiten Halbjahr 2017 aber nur 100 Stellen. Das führt dazu, dass die Polizisten Überstunde­n und Urlaub anhäufen. Ein Beamter der Inspektion Mitte erzählt von gut 110 Überstunde­n und über 50 Urlaubstag­en, die er gesammelt hat. Eine Beamtin der Inspektion Süd hat ebenfalls, obwohl sie nur in Teilzeit arbeitet, über 100 Stunden Mehrarbeit geleistet. Um die Überstunde­n abzubauen, müsste sie wochenlang zu Hause bleiben.

Die Staatsregi­erung verfolgt zwar den Kurs, die Polizei zu verstärken. Viele neue Beamte werden eingestell­t. Die Ausbildung­seinheiten bei der Bereitscha­ftspolizei sind voll. Aber es dauert Jahre, bis die Beamten fertig ausgebilde­t sind und auf die Reviere versetzt werden. Dazu kommt: Derzeit gehen viele Beamte in den Ruhestand. Und es kommen neue Aufgaben hinzu, für die ebenfalls Beamte benötigt werden. Karlheinz Klose ist Bezirksvor­sitzender der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP). Er sagt: „Wir fürchten, dass bei den Revieren nicht viel neues Personal ankommt – und damit auch nicht auf der Straße.“Dabei seien es gerade die Polizeibea­mten vor Ort in den Revieren, die besonders unter der Personalkn­appheit leiden.

Die Polizeigew­erkschaft kritisiert, dass ständig neue Einheiten geschaffen werden – etwa die geplante bayerische Grenzpoliz­ei und Reiterstaf­feln in den Großstädte­n. In einer Mitteilung der GdP heißt es: „Die zusätzlich ausgebilde­ten Kollegen werden dringend in den Dienststel­len gebraucht, nicht als Grenzer und schon gar nicht als Reiter.“Auch Augsburg soll eine der von Ministerpr­äsident Markus Söder angekündig­ten Reiterstaf­feln bekommen. Es gibt nicht wenige im Polizeiapp­arat, die diese Idee für Geldversch­wendung halten und sich ärgern. Ein Kripobeamt­er sagt: „Dieses Geld sollte man lieber in die technische Ausstattun­g stecken.“Auch die Bekämpfung von Extremismu­s frisst Ressourcen. Die dafür zuständige Dienststel­le in Augsburg hat heute zehn Beamte mehr als noch vor vier Jahren.

Gewerkscha­fter Karlheinz Klose sagt, die Augsburger müssten sich trotz der knappen Personalla­ge um ihre Sicherheit keine Sorgen machen. Die Beamten würden Engpässe durch ihren Einsatz ausgleiche­n. „Aber die Situation ist jetzt schon lange so, und auf Dauer kann es so

Der AfD Parteitag bindet schon jetzt viel Personal

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