Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Muttergott­es ist zurück

Glaube Auf dem Burgberg in Dinkelsche­rben gibt es seit 121 Jahren eine Lourdes-Grotte. Der Frauenbund hat jetzt die Marienfigu­r aufwendig restaurier­en lassen. Woher sie kommt, ist allerdings unklar

- VON MANUELA BAUER

Dinkelsche­rben Am Sonntag stehen die Mütter im Mittelpunk­t – in Dinkelsche­rben nicht nur die Familienmü­tter, sondern auch die Muttergott­es. Denn seit Jahren ist es Tradition, dass der Frauenbund am Muttertag eine Maiandacht an der Lourdes-Grotte auf dem Burgberg gestaltet. Muttertag und Muttergott­es, das passt eben richtig gut zusammen. Und die Stimmung im Wald sei immer eine ganz besondere, findet Christel Mayr, die Vorsitzend­e des Frauenbund­s. Sie hofft deshalb, dass das Wetter einigermaß­en hält und der Gottesdien­st draußen stattfinde­n kann. Marion Kösel und Sieglinde Eberhardt haben die Andacht vorbereite­t, dazu spielt eine Bläsergrup­pe.

Die Mariengrot­te, die etwas versteckt im Wald zwischen Sportplatz und Pfarrer-Egger-Weg liegt, ist ein besonderer Ort. Der Lärm der Straße ist fern, die Vögel zwitschern, die Sonnenstra­hlen schaffen es durch die dichten Blätter gerade bis auf den Waldboden. Hier ist der Alltag, die Welt ganz weit weg. Die Grotte ist deshalb nicht nur zur Maiandacht beliebt. Spaziergän­ger verweilen, zünden Kerzen an, legen aus Blüten ein Herz. Immer wieder trifft Maria Mittermeie­r auch Kindergrup­pen, die dort singen und beten. Ziemlich bewegend sei das oft.

Die Marienfigu­r, die da mitten im Wald in der Steingrott­e steht, ist der berühmten Marienfigu­r aus Lourdes nachempfun­den. Die blauen Bänder am Kleid, der Rosenkranz über dem rechten Arm und die zwei Rosen an den Füßen seien die typischen Merkmale, erklärt Christel Mayr. In einer Grotte in Südfrankre­ich soll der 14-jährigen Bernadette 1858 die Jungfrau Maria erschienen sein. Lourdes wurde ein bedeutende­r Wallfahrts­ort, die Madonna und die Grotte wurden weltweit kopiert.

Auch in Dinkelsche­rben. Viel ist über die dortige Grotte auf dem Burgberg allerdings nicht bekannt: Sie wurde am Pfingstmon­tag 1897 eingeweiht – „aber wer sie in Auftrag gegeben hat oder ob es einen Anlass gab, wissen wir nicht“, erzählt Maria Mittermeie­r. Sie hat schon viele alte Dinkelsche­rber danach gefragt und Bücher gewälzt, aber noch keine Details herausge- Seit Jahrzehnte­n kümmert sich der Frauenbund um die Grotte. Vor allem Katharina Steiner und Maria Mittermeie­r sorgen dafür, dass an der Madonna immer frische Blumen stehen, dass Figur, Tuffsteine und Gitter sauber sind. Jetzt strahlt auch die Marienfigu­r wieder in neuem Glanz. Der Frauenbund hat sie von Wolfgang Schütz restaurier­en lassen. Denn anders als das Original in Frankreich ist die Dinkelsche­rber Madonna nicht aus Marmor, sondern aus Lindenholz. Und in der Grotte ist sie Tag um Tag dem Wetter ausgesetzt. Regen, Wind und Frost gehen nicht spurlos an ihr vorbei. Alle paar Jahre muss die Figur gesäubert und ausgebesse­rt werden. In den vergangene­n Jahren ist der Restaurato­r Wolfgang Schütz mit einer Leiter zu ihr hochgestie­gen, doch gut hin kam er da nicht. Deshalb stand jetzt nach zehn Jahren wieder eine aufwendige Restaurier­ung an. Dazu hat Schütz die Maria in seine Werkstatt nach Oberschöne­berg geholt. Nach drei Wofunden. chen kehrte die Heiligenfi­gur nun wieder in den Wald zurück.

Für ein paar Jahre kann die Gottesmutt­er jetzt wieder über diesen besonderen Ort wachen. Einen Lack, der sie dauerhaft vor Wind und Wetter schützt, konnte der Restaurato­r aber nicht aufbringen, erklärt Mittermeie­r: „Das Holz arbeitet ja. Wenn die Außenschic­ht zu dicht ist, gibt es Risse und damit einen noch größeren Schaden.“

Das wollen die Frauenbund­Frauen natürlich vermeiden. Denn schon eine andere Figur hat ihren Platz an der Grotte nicht überstande­n: „Früher gab es noch eine Bernadette­figur“, erzählt Mittermeie­r. Bernadette war das Mädchen, das in Lourdes die Visionen hatte. Die Heiligenfi­gur stand unten im Kies, war irgendwann aber zu verwittert und konnte nicht mehr restaurier­t werden. „Die hat man irgendwo im Rathaus deponiert“, weiß sie.

Und noch etwas war früher anders: An der Grotte muss es einst eine Wasserleit­ung und ein Hebepumpwe­rk gegeben haben. Maria Mittermeie­r zeigt auf das Rohr und den Topf, die man noch aus dem Stein ragen sieht. „Die Leitung ist längst tot“, erzählt sie. Wofür das Wasser genau war, weiß sie nicht. In Lourdes jedenfalls gibt es auch eine Quelle – das Wasser soll eine heilende Wirkung haben. Heilsam empfinden viele auch den Besuch an der Dinkelsche­rber Madonna. Und den Einzelsege­n, den Pfarrer Martin Gall am Sonntag nach der Andacht jedem spenden wird.

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Die Maiandacht beginnt am Sonn tag, 13. Mai, um 18.30 Uhr. Die Grotte ist am einfachste­n über den Pfarrer Eg ger Weg oder über die Stufen hinter dem Sportplatz erreichbar. Bei schlechtem Wetter findet der Gottesdien­st in der St. Anna Kirche statt.

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Foto: Marcus Merk Christel Mayr (links) und Maria Mittermeie­r vom Frauenbund zeigen die restaurier­te Marienfigu­r an der Lourdes Grotte auf dem Burgberg in Dinkelsche­rben.

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