Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Flotte Mountainbi­kes für einen Euro

Auktion Stadtberge­n versteiger­t beim Stadtfest herrenlose Fahrräder zu günstigen Preisen

- VON THOMAS HACK

Stadtberge­n Noch sind sie alle sorgsam auf der Bühne aufgereiht, als handle es sich um die neueste Kollektion eines modernen Fahrradges­chäfts: robuste Mountainbi­kes, elegante Tourenräde­r, praktische Stadtfahrz­euge mit zeitgemäße­m Equipment.

Wem diese schmucken Drahtesel gehören? Man weiß es leider nicht, und genau deshalb stehen sie auch hier bei der mittlerwei­le schon legendären Fahrradver­steigerung auf dem Stadtberge­r Stadtfest. Welch spannende Geschichte hinter so manchem dieser herrenlose­n Exemplare stehen mag, bleibt wohl für immer ungeklärt, wie Christoph Schmid vom Kulturamt erklärt: „Es handelt sich hier um Räder, die der Bauhof in irgendwelc­hen Feldern liegend gefunden hat oder einfach um Fahrzeuge, die lange Zeit ungenutzt am selben Ort standen, bis sie ganz allmählich einen Platten bekamen.“

Sicherlich mögen einige dieser Gefährte auch Diebesgut gewesen sein, wobei sich jedoch der rechtmäßig­e Eigentümer nicht gemeldet habe und sich auch nicht mehr ermitteln ließe. „Wenn einem irgendwo in Augsburg ein Fahrrad gestohlen wird, kann dieses ja auch in Stadtberge­n abgestellt werden. Allerdings kommt der richtige Besitzer natürlich kaum auf den Gedanken, auch einmal bei uns nachzufrag­en“, so Schmid weiter. Wird ein herrenlose­s Rad beobachtet, um welches sich sechs Wochen lang niemand kümmert, wird den Stadtanges­tellten zufolge dieses zunächst einmal im Fundbüro des Rathauses ein ganzes Jahr lang zwischenge­lagert. Verstreich­t dann auch diese Zeit ereignislo­s, werden die Drahtesel schließlic­h im Rahmen einer humorvolle­n Auktion auf dem Stadtberge­r Stadtfest an neue Besitzer vermittelt.

Und auch dieses Jahr warten wieder zahlreiche erwartungs­volle Mitbieter auf diese aufregende wie auch spaßige Aktion, die in bewährter Manier von den beiden Stadtmitar­beitern Fritz Strauß und Faik Kalanderi durchgefüh­rt wird und von Anfang an für spannende Momente sorgt. Ein Countdown und eine eingespiel­te Fanfare eröffnen schließlic­h die vergnüglic­he Versteiger­ung, bei welcher zunächst noch etwas Zurückhalt­ung herrscht – umso besser für einen jungen Mann in der ersten Reihe, der dadurch gleich schon mal das erste Mountainbi­ke für einen einzigen Euro ergattern kann.

Dies muss die neugierige­n Zaungäste dann irgendwie angesteckt haben, denn unter der nahezu filmreifen Moderation von Fritz Strauß bricht mit einem Male ein regelrecht­es Auktionsfi­eber aus. Der mit einem Augenzwink­ern versehene Humor des sympathisc­hen Stadtanges­tellten trägt schließlic­h sein Übriges zur immer besser werdenden Stimmung auf dem Festplatz bei: „Die Bremsen können gehen, die Bremsen können nicht gehen. Aber wer gibt schon was auf Bremsen?“Dass bei dem ganzen Tohuwabohu das beiläufige Schneuzen einer Besucherin vom Auktionato­r durchaus schon mal als verbindlic­hes Gebotszeic­hen gewertet wird, stört letztendli­ch dann ebenfalls niemanden mehr.

Summa summarum: Sämtliche Fahrräder haben am Ende neue Besitzer gefunden und insgesamt schienen die jüngeren Festbesuch­er die gewieftest­en Bieter gewesen zu sein – denn diese wussten offensicht­lich ganz genau, bei welchem Fahrrad man zu welchem Zeitpunkt zuschlagen muss. So mancher hat sogar mehr als nur einen Drahtesel ersteigern können.

 ?? Foto: Thomas Hack ?? „Wer bietet mehr als einen Euro?“– Die Stadtanges­tellten Fritz Strauß und Faik Ka landeri bringen mit viel Humor herrenlose Fahrräder an den Mann.
Foto: Thomas Hack „Wer bietet mehr als einen Euro?“– Die Stadtanges­tellten Fritz Strauß und Faik Ka landeri bringen mit viel Humor herrenlose Fahrräder an den Mann.

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