Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Flotte Mountainbikes für einen Euro
Auktion Stadtbergen versteigert beim Stadtfest herrenlose Fahrräder zu günstigen Preisen
Stadtbergen Noch sind sie alle sorgsam auf der Bühne aufgereiht, als handle es sich um die neueste Kollektion eines modernen Fahrradgeschäfts: robuste Mountainbikes, elegante Tourenräder, praktische Stadtfahrzeuge mit zeitgemäßem Equipment.
Wem diese schmucken Drahtesel gehören? Man weiß es leider nicht, und genau deshalb stehen sie auch hier bei der mittlerweile schon legendären Fahrradversteigerung auf dem Stadtberger Stadtfest. Welch spannende Geschichte hinter so manchem dieser herrenlosen Exemplare stehen mag, bleibt wohl für immer ungeklärt, wie Christoph Schmid vom Kulturamt erklärt: „Es handelt sich hier um Räder, die der Bauhof in irgendwelchen Feldern liegend gefunden hat oder einfach um Fahrzeuge, die lange Zeit ungenutzt am selben Ort standen, bis sie ganz allmählich einen Platten bekamen.“
Sicherlich mögen einige dieser Gefährte auch Diebesgut gewesen sein, wobei sich jedoch der rechtmäßige Eigentümer nicht gemeldet habe und sich auch nicht mehr ermitteln ließe. „Wenn einem irgendwo in Augsburg ein Fahrrad gestohlen wird, kann dieses ja auch in Stadtbergen abgestellt werden. Allerdings kommt der richtige Besitzer natürlich kaum auf den Gedanken, auch einmal bei uns nachzufragen“, so Schmid weiter. Wird ein herrenloses Rad beobachtet, um welches sich sechs Wochen lang niemand kümmert, wird den Stadtangestellten zufolge dieses zunächst einmal im Fundbüro des Rathauses ein ganzes Jahr lang zwischengelagert. Verstreicht dann auch diese Zeit ereignislos, werden die Drahtesel schließlich im Rahmen einer humorvollen Auktion auf dem Stadtberger Stadtfest an neue Besitzer vermittelt.
Und auch dieses Jahr warten wieder zahlreiche erwartungsvolle Mitbieter auf diese aufregende wie auch spaßige Aktion, die in bewährter Manier von den beiden Stadtmitarbeitern Fritz Strauß und Faik Kalanderi durchgeführt wird und von Anfang an für spannende Momente sorgt. Ein Countdown und eine eingespielte Fanfare eröffnen schließlich die vergnügliche Versteigerung, bei welcher zunächst noch etwas Zurückhaltung herrscht – umso besser für einen jungen Mann in der ersten Reihe, der dadurch gleich schon mal das erste Mountainbike für einen einzigen Euro ergattern kann.
Dies muss die neugierigen Zaungäste dann irgendwie angesteckt haben, denn unter der nahezu filmreifen Moderation von Fritz Strauß bricht mit einem Male ein regelrechtes Auktionsfieber aus. Der mit einem Augenzwinkern versehene Humor des sympathischen Stadtangestellten trägt schließlich sein Übriges zur immer besser werdenden Stimmung auf dem Festplatz bei: „Die Bremsen können gehen, die Bremsen können nicht gehen. Aber wer gibt schon was auf Bremsen?“Dass bei dem ganzen Tohuwabohu das beiläufige Schneuzen einer Besucherin vom Auktionator durchaus schon mal als verbindliches Gebotszeichen gewertet wird, stört letztendlich dann ebenfalls niemanden mehr.
Summa summarum: Sämtliche Fahrräder haben am Ende neue Besitzer gefunden und insgesamt schienen die jüngeren Festbesucher die gewieftesten Bieter gewesen zu sein – denn diese wussten offensichtlich ganz genau, bei welchem Fahrrad man zu welchem Zeitpunkt zuschlagen muss. So mancher hat sogar mehr als nur einen Drahtesel ersteigern können.