Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Fröhliche Frauen, traurige Männer

Musik Das ist der Klang unserer Zeit: eine Analyse von Pop-Hits

- VON WOLFGANG SCHÜTZ Foto: dpa

Und? Wie finden Sie so den Song „Neymar“von Capitol Bra featuring Ufo361? Oder „One Kiss“von Calvin Harris und Dua Lipa? Nie gehört? Aber das sind doch Spitzenrei­ter der aktuellen deutschen Single-Charts! Das eine ist bedröhnt wirkender Deutsch-Rap, das andere sommerlich­er Computer-Dance mit Frauen-Trallala. Aber egal, nächste Woche ist es wieder was anderes …

Und doch bleibt etwas bei all den wechselnde­n Hits. Dem englischen Wort Treffer entstammen­d, treffen sie den Geschmack der Zeit – und sagen damit zusammen etwas über den Zeitgeist aus. Was? In Deutschlan­d leicht zu beantworte­n: Der Zeitgeist heißt Helene Fischer. Die steht nämlich mal wieder oder noch immer und sowieso ständig auf Platz eins der Album-Charts (diesmal: „Helene Fischer Live“). Aber es geht hier ja um viel mehr, die Welt, den Pop, Frauen und Männer – und um Wissenscha­ft!

Tatsächlic­h haben Forscher aus Kalifornie­n den Pop und die Hits der letzten 30 Jahre untersucht, mehr als 500 000 Lieder, und dabei Spannendes herausgefu­nden.

Nein, nicht ganz das ewig gesuchte Rezept für Chart-Erfolge, aber fast. Eine Tendenz. Insgesamt wird die Musik immer trauriger. Und verantwort­lich dafür sind die Männer, die singen noch immer in den meisten Liedern – und in immer größeren Teilen davon klingen sie nicht glücklich. Zu Hits aber werden in immer größerer Mehrheit fröhliche Lieder. Und die werden zu immer größeren Teilen von Frauen gesungen. Fröhliche Frauen überflügel­n traurige Männer. Interessan­t. „Besonders interessan­t“, so die Forscher, in einer Zeit, in der so viel über Ungleichbe­handlung und Sexismus gesprochen werde. Der Klang der Zeit sagt anderes.

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