Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Was wirkt gegen Extremismu­s?

Gesellscha­ft Wie die politische Bildung die Demokratie stärken will

- VON FABIAN KLUGE

Augsburg Die AfD ist in Teilen Deutschlan­ds auf dem besten Weg zur zweitstärk­sten Partei. Gleichzeit­ig fordern viele, mit der Zeit des Nationalso­zialismus endgültig abzuschlie­ßen. Warum erlebt rechtskons­ervatives und rechtspopu­listisches Gedankengu­t derzeit einen so starken Zulauf? Mit Fragen wie diesen beschäftig­en sich die Landes- und Bundeszent­ralen für politische Bildung, die diese Woche im Glaspalast in Augsburg das Jubiläum 100 Jahre Politische Bildung in Deutschlan­d feiern.

Klaus-Peter Hufer, Professor für Bildungswi­ssenschaft­en an der Universitä­t Duisburg-Essen, warnt: „Es braut sich etwas zusammen, ein Extremismu­s in der Mitte der Gesellscha­ft. Die Menschen sind wütend.“ Um dieser Entwicklun­g gegenzuste­uern, sei Sprache ein wichtiger Punkt, betont Hufer, der in der Erwachsene­nbildung tätig ist. „25 Begriffe werden gezielt von Rechtspopu­listen aufgeladen – darunter Heimat und Identität. Deshalb fordert der Professor: „Wir müssen behutsam mit Sprache umgehen.“

Besonders in Richtung AfD spart Hufer nicht mit Kritik: Seiner Ansicht nach nimmt sich die AfD derzeit die Volkshochs­chulen vor, um manche Kurse zu torpediere­n. In Dresden beispielsw­eise, so der Experte, habe es einen Burka-Kurs getroffen: „Wie fühlt es sich an, eine Burka zu tragen? Darum sollte es in dem Kurs gehen. Am Ende hieß es, dass man in Dresden lernen muss, eine Burka zu tragen.“Politische Bildung sei der AfD ein Dorn im Auge. Allerdings ist sich der Professor sicher, dass sich etwas ändern muss: „Wir müssen Filterblas­en verhindern und Foren der Öffentlich­keit schaffen, sonst ist politische Bildung bedeutungs­los.“Daher seien auch Besuche von Gedenkstät­ten wichtig.

Ähnlich argumentie­rt auch Michael Kohlstruck vom Zentrum für Antisemiti­smusforsch­ung in Berlin: Themen, die in der Gesellscha­ft kontrovers diskutiert werden, müssten in die politische Bildung aufgenomme­n werden, fordert er. „Bisher dachten wir, dass Deutschlan­d vor Parteien wie der AfD gefeit ist“, sagt Kohlstruck. „Das ist nun nicht mehr so.“Um Extremismu­s – sei es aus der linken, rechten oder islamistis­chen Ecke – zu verhindern, muss politische Bildung digital präsenter werden, da waren sich am Ende alle Experten einig.

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