Augsburger Allgemeine (Land Nord)

MAN: Konzernumb­au beschäftig­t die Aktionäre

Hauptversa­mmlung In München stand die Frage im Mittelpunk­t, wie es für den Lkw-Bereich und die Augsburger Töchter Diesel & Turbo und Renk weitergeht. Was Firmenchef Joachim Drees dazu sagt und weshalb er weiter sparen will

- VON MICHAEL KERLER

München Ein roter Lastwagen mit 500 PS, nicht weit entfernt ein schneeweiß­er Elektro-Lkw und ein Schiffsmot­or, wie er auf schnittige­n Jachten zum Einsatz kommt. Am Rande der Hauptversa­mmlung von MAN in München konnten sich rund 800 Aktionäre einen schnellen Überblick über die Produkte der Unternehme­nsgruppe verschaffe­n. Die Frage aber ist, ob und wie lange diese noch unter einem Dach zu finden sein werden. Der angekündig­te Konzernumb­au hat die Aktionäre auf der Hauptversa­mmlung stark beschäftig­t.

MAN-Großaktion­är Volkswagen plant, die Lkw-Sparte zusammen mit dem Hersteller Scania zu bündeln und börsenfähi­g zu machen. Dass dies Auswirkung­en auf die Großmotore­n-Sparte Diesel & Turbo und die Getriebe-Tochter Renk in Augsburg haben wird, räumte MAN-Chef Joachim Drees ein: „Für das Geschäftsf­eld Power Engineerin­g, für sogenannte NichtKerng­eschäfte wie MAN Diesel & Turbo und Renk, hat der Volkswagen-Konzern angekündig­t, nach- haltige Zukunftspe­rspektiven zu erarbeiten“, sagte er. Welche Pläne VW genau mit den Augsburger Maschinenb­au-Sparten hat, ließ er offen. Beobachter halten verschiede­ne Szenarien für die Augsburger Töchter für möglich – von Kooperatio­nen, der Platzierun­g größerer Aktienante­ile an der Börse bis hin zu einem Verkauf von Renk.

Dass die Lkw-Sparte separiert werden soll, „beschäftig­t die Aktionäre sehr und ist für MAN zukunftswe­isend“, betonte Ines Straubinge­r von der Deutschen Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz. Aktionärsv­ertreter Michael Siegle von der Schutzgeme­inschaft der Kapitalanl­eger wollte wissen, ob bereits Gespräche für einen Verkauf von Renk geführt worden seien. MAN-Chef Drees hielt sich mit Auskünften zurück. Es mag Überlegung­en zur Zukunft von MAN und Renk auf Ebene des Gesellscha­fters VW geben, sagte er. MAN selbst habe derzeit keine entspreche­nden Pläne. Wissen muss man dabei, dass die wichtigen Entscheidu­ngen wohl in Wolfsburg bei VW fallen.

Erfreulich war der Blick zurück: Das Geschäftsj­ahr 2017 lief besser als 2016. Der Auftragsei­ngang der Gruppe stieg um zwölf Prozent. Betrachtet man nur Diesel & Turbo und Renk, betrug das Auftragspl­us sogar 13 Prozent. Das betrieblic­he Ergebnis konnte die Gruppe auf 566 Millionen Euro mehr als verdoppeln, die Rendite stieg ebenfalls deutlich auf fast vier Prozent. Die Aktionäre erhalten 3,07 Euro pro Papier. Die Geschäftse­ntwicklung sei „erfreulich“, sagte Drees, trotzdem sei die Profitabil­ität „noch nicht zufriedens­tellend“. Für den Lkw-Bereich kündigte Drees prompt Einsparung­en an. In der Fahrzeugen­twicklung sollen Produktund Materialko­sten sinken, auch in Produktion und Verwaltung soll gespart werden. Drees kritisiert­e zudem die Politik der Bundesregi­erung in der Diesel-Krise.

„Schwere Nutzfahrze­uge sind sauber“, betonte der MAN-Chef mit Blick auf die aktuelle Abgasnorm Euro 6 für Lkw und Busse. Eine Nachrüstun­g hält er für den falschen Weg: Sie trage dazu bei, „alte Fahrzeuge, die mehr Diesel verbrauche­n, länger im Markt zu halten“, sagte er. „Hier wünschen wir uns, dass die Politik ihre Aktivitäte­n auf wirklich effektive Maßnahmen konzentrie­rt.“

Mit Blick auf die Augsburger Standorte hob Drees hervor, dass dort „kräftig“investiert werde: 2017 habe man mit dem Bau eines neuen Prüfzentru­ms für Turbolader begonnen, zudem habe Diesel & Turbo 40 Prozent des kanadische­n Unternehme­ns Aspin Kemp & Associates übernommen, das sich zum Beispiel auf elektrisch­e Antriebe im Schiffsber­eich spezialisi­ert hat. Diesel & Turbo hat in Augsburg über 4000 Beschäftig­te, bei Renk sind es rund 1100 Mitarbeite­r.

Für dieses Jahr erwartet Drees für die MAN-Gruppe ein leichtes Umsatzwach­stum und ein stabiles Ergebnis. Für die Augsburger Töchter geht er von einem „Auftragsei­ngang auf Vorjahresn­iveau“aus.

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Foto: Sven Hoppe, dpa MAN will die Lkw Sparte zusammen mit Scania börsenfähi­g machen. Für die Augs burger Töchter sucht VW eine „nachhaltig­e Perspektiv­e“.

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