Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Von Regen und Unzufriede­nheit

- VON JOSEF KARG jok@augsburger allgemeine.de

Der Mensch neigt im Großen und Ganzen dazu, das Glas eher als halb leer denn halb voll zu sehen. Darum gibt es vermutlich auch so viele Glückskurs­e, Glücksbüch­er und Anleitunge­n zu mehr Zufriedenh­eit. Einer Umfrage zufolge ist nur etwa die Hälfte der Bayern zufrieden mit dem eigenen Sein, der Rest mosert und meckert über die Lebensumst­ände – Tendenz steigend. Dafür gibt es allerlei objektiv nachvollzi­ehbare Gründe: Geldsorgen gehören dazu. Auch eine angeschlag­ene Gesundheit und Sorgen im Beruf sind nachvollzi­ehbar. Klar, wer täglich acht Stunden im Büro verbringt und dort von einem schlechten Arbeitskli­ma genervt wird oder ständig Überstunde­n schiebt, wird verständli­cherweise unzufriede­n.

Moderne Unzufriede­nheitsvers­tärker sind die sozialen Netzwerke im Internet. Denn nirgendwo sonst in der Geschichte der Menschheit konnten sich die Leute mehr und intensiver mit andern vergleiche­n als da. Vom dänischen Philosoph Sören Kierkegaar­d wiederum kommt die Erkenntnis: „Das Vergleiche­n ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriede­nheit.“Recht hat er vermutlich. Zugespitzt formuliert heißt das: Facebook macht auf Dauer unglücklic­h!

Unabhängig davon sorgt auch das Wetter beim Menschen oft für Unzufriede­nheit. Den einen ist es zu heiß, den anderen zu kalt. Es lässt sich über nichts schöner und sinnloser ärgern als über Wind und Wetter. Dieser Tage regnet es vielen schon wieder zu viel (obwohl der Regen einer Sonnen- und Trockenper­iode folgte und gerade für die Natur dringend notwendig ist). Für die Unzufriede­nen gilt der Aphorismus: Wer drüber wettert, macht das Wetter trotzdem nicht besser.

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