Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Von Regen und Unzufriedenheit
Der Mensch neigt im Großen und Ganzen dazu, das Glas eher als halb leer denn halb voll zu sehen. Darum gibt es vermutlich auch so viele Glückskurse, Glücksbücher und Anleitungen zu mehr Zufriedenheit. Einer Umfrage zufolge ist nur etwa die Hälfte der Bayern zufrieden mit dem eigenen Sein, der Rest mosert und meckert über die Lebensumstände – Tendenz steigend. Dafür gibt es allerlei objektiv nachvollziehbare Gründe: Geldsorgen gehören dazu. Auch eine angeschlagene Gesundheit und Sorgen im Beruf sind nachvollziehbar. Klar, wer täglich acht Stunden im Büro verbringt und dort von einem schlechten Arbeitsklima genervt wird oder ständig Überstunden schiebt, wird verständlicherweise unzufrieden.
Moderne Unzufriedenheitsverstärker sind die sozialen Netzwerke im Internet. Denn nirgendwo sonst in der Geschichte der Menschheit konnten sich die Leute mehr und intensiver mit andern vergleichen als da. Vom dänischen Philosoph Sören Kierkegaard wiederum kommt die Erkenntnis: „Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“Recht hat er vermutlich. Zugespitzt formuliert heißt das: Facebook macht auf Dauer unglücklich!
Unabhängig davon sorgt auch das Wetter beim Menschen oft für Unzufriedenheit. Den einen ist es zu heiß, den anderen zu kalt. Es lässt sich über nichts schöner und sinnloser ärgern als über Wind und Wetter. Dieser Tage regnet es vielen schon wieder zu viel (obwohl der Regen einer Sonnen- und Trockenperiode folgte und gerade für die Natur dringend notwendig ist). Für die Unzufriedenen gilt der Aphorismus: Wer drüber wettert, macht das Wetter trotzdem nicht besser.