Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Wir haben viel gelernt“

Motorsport Daniel Abt über die rasante Entwicklun­g der Formel E, das Heimrennen in der Hauptstadt, und warum jetzt prominente Fahrer und Hersteller in die Serie drängen

- VON MILAN SAKO

Kempten Daniel Abt ist ein Mann der ersten Stunde in der Formel E. Seit dem ersten Rennen im September 2014 ist der gebürtige Kemptener dabei, damals im Team seinen Vaters Hans-Jürgen Abt. „Am Anfang wusste keiner, was er zu tun hat und wie es abläuft. Wenn man mit dem Wissen von heute in der ersten Saison starten würde, dann würde man Kreise um die Konkurrenz fahren.“Die zunächst von den „echten“Motorsport­lern belächelte Serie mit den leise surrenden Motoren ist längst erwachsen geworden. Am Samstag (18 Uhr/erstmals live in der

gastiert die Formel E in Berlin auf dem stillgeleg­ten Flughafen in Tempelhof. Bereits zum dritten und vielleicht letzten Mal, denn für 2019 ist ein Umzug nach München geplant.

Das Konzept, die permanente­n Rennstreck­en, die meist abseits der Städte liegen, zu meiden und zu den Fans in die Innenstädt­e zu gehen, kommt an. Motorsport wird zur Samstagnac­hmittag-Veranstalt­ung, die auch ohne Ohrstöpsel genossen werden kann. Das Potenzial haben die großen Hersteller längst erkannt. Mercedes zieht sich nach diesem Jahr aus dem Deutschen Tourenwage­n-Masters zurück, um künftig das Budget in der Formel E zu investiere­n. Letztendli­ch ist Motorsport ein reines Marketing-Instrument. Spätestens seit dem Diesel-Skandal bemühen sich die Marken um ein positives Image auch im Motorsport. Audi, Jaguar und Renault fahren bereits rein elektrisch Rennen. Ab der kommenden Saison steigt BMW ein, Mercedes und Por- sche kommen 2019. AutomobilW­eltverband­s-Präsident Jean Todt sieht die Serie als großes Labor für Elektromob­ilität. „Wir haben viel seit dem Start gelernt. Und ich denke, dass viel von der Technik auch mal auf der Straße fahren wird“, sagt Daniel Abt. Der 24-Jährige feierte in Mexiko den ersten Sieg eines deutschen Piloten. Acht ehemalige Formel-1-Fahrer duellieren sich mit Tourenwage­n-Weltmeiste­rn, DTM-Piloten und Le-Mans-Sie- gern. Neben Abt sitzen die Deutschen Nick Heidfeld, Maro Engel und Andre Lotterer am Steuer. In der Gesamtwert­ung führt der Franzose Jean Eric Vergne im Renault.

Daniel Abt, der inzwischen als Werksfahre­r für das Team von Audi Sport Abt Schaeffler startet, liegt auf Rang sechs. Nach dem Mexiko-Triumph sieht sich der Allgäuer gerüstet für den Endspurt: „Unser Plan für Berlin ist, das Rennen zu gewinnen.“Danach folgen Zürich und das finale Doppelrenn­en in New York. „Der dritte Platz wäre in Schlagdist­anz“, gibt Abt als Saisonziel aus. Danach pausiert die Formel E, um ab dem Spätherbst 2018 mit einem neu entwickelt­en Auto den Motorsport zu den Menschen zu bringen. Dann müssen die Fahrer nicht mehr nach der Hälfte des Rennens ihre Boliden tauschen, weil die Batterien leistungsf­ähiger sind. Mit Felipe Massa startet ein weiterer Ex-Formel-1-Pilot in der Serie der Zukunft.

 ?? Foto: Ralf Lienert ?? Audi Werksfahre­r Daniel Abt ist ein Mann der ersten Stunde in der rein elektrisch betriebene­n Formel E. Am Samstag startet die Serie zum dritten und wohl letzten Mal in Berlin.
Foto: Ralf Lienert Audi Werksfahre­r Daniel Abt ist ein Mann der ersten Stunde in der rein elektrisch betriebene­n Formel E. Am Samstag startet die Serie zum dritten und wohl letzten Mal in Berlin.

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