Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Der Druck war viel höher“

Eishockey Nationalsp­ieler Holzmann über das enttäusche­nde WM-Ergebnis, Bundestrai­ner Sturm und seine Saisonvorb­ereitung. Der 30-Jährige freut sich im Klub über einen Neuzugang besonders

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Der deutschen Eishockey-Nationalma­nnschaft gelangen lediglich zwei Siege in sieben WM-Spielen. Woran hat es gelegen?

Holzmann: Die Mannschaft hat sich zwar im Turnierver­lauf gesteigert, aber die Spiele gegen Lettland oder Dänemark hätten wir gewinnen müssen. Diese Punkte haben in der Endabrechn­ung gefehlt.

Waren die Mannschaft­en bei der Weltmeiste­rschaft in Dänemark stärker als beim Olympiatur­nier von Pyeongchan­g?

Holzmann: Die Mannschaft­en waren im Vergleich zu den Winterspie­len, wo die NHL-Spieler ja gefehlt haben, sehr sehr gut besetzt. Wobei das Niveau bei Olympia nun wirklich nicht schlecht war. Es ist schwer zu vergleiche­n, weil es zwei komplett verschiede­ne Turniere waren. Es war damit zu rechnen, dass es schwierig für die deutsche Mannschaft wird, den Erfolg zu wiederhole­n. Der Druck war viel höher. Außerdem musste Marco Sturm viele Absagen hinnehmen. Aus dem Olympia-Aufgebot haben 15 Spieler gefehlt, das kann Deutschlan­d nicht so leicht kompensier­en wie die großen Eishockey-Nationen. Das hat zu diesem Ergebnis geführt.

Erstmals unter Bundestrai­ner Marco Sturm hat das Team nicht das WMViertelf­inale erreicht, wofür mindestens Platz vier in der Gruppe nötig gewesen wäre. Was hatten Sie erwartet? Holzmann: Ich hatte schon mit dem Viertelfin­ale gerechnet. Ich hätte mir gewünscht, dass wir nach der sensatione­llen Silbermeda­ille von Südkorea noch einen Erfolg draufsetze­n können. Bei einem Blick auf unseren Kader und die Besetzung der Gegner war jedoch klar, dass es schwer werden würde.

Sie haben einen Großteil der WMVorberei­tung mitgemacht und sind erst kurz vor dem Turnier aus dem Kader gestrichen worden. Wie erleben Sie Marco Sturm in der Umkleide? Holzmann: Er ist menschlich absolut korrekt und für uns Spieler ein RiesenVorb­ild. Er hat einen guten Draht zu den Profis, deshalb macht es

Spaß, zur Nationalma­nnschaft zu kommen. Das ist nicht selbstvers­tändlich, da gab es auch andere Zeiten. Dem Trainer kann man keinen Vorwurf machen, wenn es einmal nicht zum WM-Viertelfin­ale gereicht hat. Das Drumherum um die Nationalma­nnschaft passt im Augenblick.

Worauf legt der Bundestrai­ner besonderen Wert?

Holzmann: Es versteht sich von selbst, dass die Einstellun­g auch in jedem Training stimmen muss. Sturm lässt ein stark nordamerik­anisch geprägtes Eishockey spielen, so wie er es in der National Hockey League gewöhnt war. Deshalb hat er gewiss auch deutsche Collegespi­eler mitgenomme­n, die das System schon kennen. Er lässt offensiv spielen und gewährt einige Freiheiten. Das lässt kreativen Spielern Raum und macht auch Spaß. Jedenfalls stellt man sich nicht nur hinten rein und schaufelt die Scheiben raus, sondern will auch mitspielen. Und man hat in der jüngsten Vergangenh­eit gesehen, dass die deutsche Mannschaft auch mitspielen kann. Das ist meiner Meinung nach auch der richtige Weg.

Für die WM-Nationalsp­ieler beginnt jetzt erst der Urlaub. Für Ihren AEV-Kollegen Daniel Schmölz und Sie war die Saison nach den Testspiele­n Mitte April gegen die Slowakei beendet. Was haben Sie seither gemacht? Holzmann: Der Saisonausk­lang war schon komisch für uns Panther. Nachdem wir die Play-offs verpasst hatten, mussten wir uns sechs Wochen lang irgendwie fit halten, bis die WM-Vorbereitu­ng der Nationalma­nnschaft begann. Dann wieder voll einzusteig­en war nicht leicht. Nach meinem letzten Spiel habe ich zwei Wochen lang gar nicht gemacht. Inzwischen trainieren wir wieder in einer etwas größeren Gruppe mit Steffen Tölzer, Arvids Rekis, Simon Sezemsky, John Rogl, Markus Keller, Daniel Schmölz und Henry Haase.

Die Verpflicht­ung von Ex-Nationalsp­ieler Christoph Ullmann aus Mannheim war nicht unbedingt zu erwarten. Wie sehen Sie den Panther-Kader? Holzmann: So überrascht wie ihr war ich über die Verpflicht­ung nicht. Ich habe mich sehr gefreut, dass so ein Stürmer zu den Panthern kommt. Unter uns Spielern ist Augsburg eine sehr gute Adresse. Ich glaube, dass er sich auch deshalb für den AEV entschiede­n hat. Wir wollen angreifen und ich denke, dass wir bislang einen guten Kader dafür haben. Noch sind wir nicht komplett, aber das Grundgerüs­t ist vielverspr­echend.

Interview: Milan Sako

● Thomas Holzmann stürmte beim Deutschlan­d Cup 2016 und 2017 sowie zuletzt in einigen WM Testspie len 2018 für die Nationalma­nn schaft. Der 30 Jährige aus Buchloe spielt seit 2015 für die Augsburger Panther in der DEL.

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Foto: Siegfried Kerpf

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