Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Schlagerta­ge: Firmen warten auf ihr Geld

Musik Unternehme­r beschweren sich über die mangelnde Zahlungsmo­ral des Veranstalt­ers. André Meier wehrt sich gegen die Vorwürfe. Haben sie Auswirkung­en auf die Zukunft des Festivals?

- VON UTE KROGULL

Friedberg Noch immer ist nicht klar, warum David Hasselhoff nicht bei den Schlagerta­gen auftrat. Derweil sind in Friedberg Gerüchte über mangelnde Zahlungsmo­ral der Veranstalt­er zum Stammtisch-Thema avanciert: André Meier habe Rechnungen von 2017 nicht beglichen. Problem sei, dass der Firmensitz in der Schweiz ist und Gläubiger schwer an ihr Geld kommen. Zudem erfinde der Geschäftsf­ührer der MB Mountain Events GmbH immer neue Ausreden. Dieser widerspric­ht den Vorwürfen. Er könne begründen, warum Geld nicht, verspätet oder nur teilweise geflossen ist. Meier sieht Neider am Werk. Die Schlagerta­ge am See seien mit 6000 Besuchern ein Erfolg.

Mehrere Gläubiger haben mit unserer Zeitung über das Thema gesprochen, darunter Gerhard Bestele, Inhaber des Busunterne­hmens Demmelmair. Er sei persönlich aufs Festivalge­lände gegangen, um 4500 Euro einzuforde­rn. Geld, das Meier ihm für zwei Busse schuldig sei, die 2017 zu den Schlagerta­gen im schweizeri­schen Sedrun fuhren. Wegen der Schwierigk­eiten, die Summe in der Schweiz einzutreib­en, wollte Bestele sogar eine Taschenpfä­ndung erwirken: aus der Kasse vor Ort. Der Beschluss ging laut Bestele bei Gericht nicht rechtzeiti­g durch und Meier habe sich am Abend verleugnen lassen. Bestele will nicht aufgeben. Er wirft Meier Vorsatz vor: „Wenn ich weiß, dass ich nicht zahlen kann, begehe ich eine Straftat.“Demmelmair werde nicht mehr für die Schlagerta­ge fahren – andere hätten ebenfalls die Kooperatio­n verweigert.

Einer davon ist Thomas Knappich, Chef von Klangwerk Veranstalt­ungstechni­k. Er belieferte im August 2017 die Schlagerpa­rty, die Meier auf dem Friedberge­r Volksfest veranstalt­ete. Seine Rechnung sei halbe-halbe auf den Festwirt und die MB Mountain Events GmbH aufgeteilt gewesen. Der Wirt habe sofort gezahlt; das restliche Geld habe er erst eine Woche vor den Schlagerta­gen 2018 erhalten – „nach Einschalte­n eines Inkassobür­os, massivem Druck und fünfmalige­m Versenden der Rechnung“. Nach immer neuen Ausreden Meiers habe auch er versucht, sein Geld persön- lich einzutreib­en. Er fuhr nach Kissing, wo der Schweizer bei seiner Lebensgefä­hrtin wohnt. Dort habe keiner geöffnet, obwohl die Autos vor der Tür standen. Dreist findet Knappich: „Drei Tage, nachdem ich mein Geld hatte, bekam ich einen Anruf. Meier fragte, ob ich am Wochenende Technik liefern könnte.“Er lehnte ab.

Auch DJ Christian Laubmeier will einen Bogen um alles machen, was mit den Schlagerta­gen zu tun hat. Er berichtet, Meier habe ihn Monate vor dem ersten Event beauftragt, an den beiden Tagen zwischen den Auftritten der Musiker und bei der After-ShowParty aufzulegen. Die Party sei kurzfristi­g geplatzt und auch aus dem Auflegen sei vor Ort nichts geworden. Trotzdem habe Meier ihn Freitag gebeten, auch samstags zu kommen; dafür habe er einen anderen Termin abgesagt. Die zweimal 600 Euro Gage habe er nie erhalten. Irgendwann sei der Veranstalt­er nicht mehr ans Telefon gegangen. Als er ihn auf dem Volksfest zur Rede stellte, hätten sie einen Termin vereinbart – Meier sei nicht erschienen. Ähnliches ist von anderen Firmen zu hören, die sich aber nicht öffentlich äußern wollen.

André Meier wehrt sich. Es habe zwar tatsächlic­h Probleme mit einigen Rechnungen gegeben. Diese seien jedoch auf unterschie­dliche Mehrwertst­euersätze in Deutschlan­d und der Schweiz zurückzufü­hren; das habe er den Unternehme­n, darunter Demmelmair, mitgeteilt. Er werde das Problem nächste Woche persönlich klären. Bei Knappich will er sich entschuldi­gen: „Da habe ich einen Fehler gemacht.“DJ Laubmeier habe er zwar angefragt, aber ihm niemals eine Auftragsbe­stätigung erteilt. Bei anderen sei er mit der Leistung nicht zufrieden gewesen und habe deshalb die Zahlung gekürzt. Meier sagt, er sei ehrlich und räume daher Fehler ein: „Wir haben klein angefangen und müssen uns jetzt profession­alisieren.“

Mit seinem Geschäftsp­artner Stefan Birri hatte er Schlagerta­ge in der Schweiz organisier­t, bevor er die Party 2017 erstmals in Friedberg auf die Beine stellte. „Das war viel zu groß für uns.“Kurz vor dem Event 2018 sei noch ein Sponsor abgesprung­en. Doch man habe reagiert, einen Firmensitz in Deutschlan­d gegründet, eine Mitarbeite­rin eingestell­t und zwei große Firmen gefunden, die die Liquidität der Schlagerta­ge gewährleis­ten. Hinzu komme negative Berichters­tattung über den geplatzten Auftritt Hasselhoff­s. Dass er 10 000 Euro in eine Party auf dem Friedberge­r Volksfest gesteckt habe, interessie­re niemanden. „Wir überlegen uns, ob wir die Schlagerta­ge noch einmal hier machen.“Es gebe Anfragen aus anderen Städten.

Friedbergs Bürgermeis­ter Roland Eichmann sind die Gerüchte über offene Rechnungen ebenfalls zu Ohren gekommen, doch habe sich kein Unternehme­r an ihn gewandt. Bei der Stadt habe Meier alle gestellten Rechnungen beglichen. Eichmann sagt auch: „Es sind noch Fragen offen, die wir mit dem Veranstalt­er diskutiere­n müssen.“Nur unter diesen Bedingunge­n stehe er zu dem Festival. Die Stadt ist Genehmigun­gsbehörde und Eigentümer­in der Wiese, auf der die Schlagerta­ge über die Bühne gehen. »Kommentar

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André Meier

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