Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Mehr Unterschied geht nicht
Ausstellung mit Bernd Schwarting und Menno Fahl
Eine ganze Wand voller Ideen, schnell auf 21 x 30 cm Büttenpapier festgehalten, damit sie nicht verloren gehen – als Farbmotiv mit Öl, als Stichwort („Das Vatertier“, „Maler in Ungnade“, „Wer ist Gott“) mit Zeichenkohle. Mehr als 20 solcher Blätter hängen dicht an dicht, sodass es den Blick weitet, wenn ihm dann die Ausarbeitung solcher „Bildkeimlinge“auf Leinwand begegnet. Der Maler Bernd Schwarting benutzt weder für das Bütten noch für das Leinen einen Pinsel. Er greift aufgehäufte Farbe einer speziellen Harzöl-Mixtur mit den bloßen Händen, verteilt sie ohne Vor- oder Unterzeichnung auf der Bildfläche und modelliert sie mit den Kuppen und Nägeln seiner Finger und den Flächen und Kanten seiner Hand. Dabei entstehen wahre „Malfluten“. So hieß schon 2004 Schwartings Ausstellung in der Kunsthalle Emden. Ein Jahr später war er mit kleinen Bildern in der Atelier-Galerie Oberländer zu sehen und ist es jetzt wieder in Konrad Oberländers neuer Galerie-Adresse. Die 75 Arbeiten bezeugen einen Maler, der ganz auf die Kraft der Farben setzt, diese in metamorphe Kraftfelder verwandelt und so modelliert, dass die Bildfläche als Raum erlebt wird. Der Malprozess als solcher treibt ihn an, ähnlich den Wachstumskräften der äußeren Natur. „Alles saugt + frisst“heißt ein Bildtitel von 2004, der sich bis in die jüngsten Arbeiten bestätigt.
Bernd Schwarting, 1964 in Stade geboren und 1998/99 (erkennbar) Meisterschüler und später Vertrauter von Walter Stöhrer in Berlin, steht in der Galerie Oberländer nicht allein. Sein Kollege Menno Fahl ist ebenfalls aus Berlin angereist – mit 22 Collagen und Objekten. Der 1967 in Hannover geborene Künstler hat zunächst Malerei bei Peter Nagel in Kiel studiert und dann in Berlin Bildhauerei bei Lothar Fischer, dessen Meisterschüler er wurde und der seinen „FarbePlastik-Dialog“rühmte. Tatsächlich gehen Malerei und Skulptur bei Fahl eine enge Verbindung ein. Als „Dinge-Sammler“wird er von Konrad Oberländer eingeführt. Was das heißt, ist den Materialbildern und Skulpturen deutlich anzusehen, ihrem Arrangement aus Fundstücken, ihrem Netz von Flächen- und Körpergebilden mit signalhaften Farbsetzungen. Dabei geht es Fahl (anders als Schwarting) zentral um den Menschen, um die menschliche Figur, so aufgesplittert und mitunter burlesk sie auch in Erscheinung tritt. Im Vernissagegespräch bezieht er sich auch auf Piet Mondrian und den Konstruktivismus mit seinem Hang zur Geometrie. Jedenfalls sind in Fahl und Schwarting zwei Bildkünstler zu studieren, wie sie unterschiedlicher kaum sein können.
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Laufzeit bei Oberländer (Leitershofen, Schlossstr. 52) bis zum 2. Juni; Freitag und Samstag 15 –18 Uhr und nach Vereinbarung (Tel. 08 21/43418 59).