Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der „Tatort“kommt an die Universitä­t

Spielzeitv­orstellung Doch das bleibt nicht die einzige neue Spielstätt­e in der neuen Theatersai­son

- VON BIRGIT MÜLLER BARDORFF

Routine wird am Theater Augsburg auch in der nächsten Spielzeit, der zweiten unter Intendant André Bücker, nicht aufkommen. Denn wieder sehen sich Theatersch­affende ebenso wie das Publikum mit einem Ortswechse­l, einer neuen Spielstätt­e konfrontie­rt, die bei laufendem Betrieb „erobert“werden muss: Im Januar 2019 werden Schauspiel und Ballett in das Gaswerk in Oberhausen umziehen. Neben neuen Opern, Stücken und Balletten im Spielplan, der unter dem Motto „Geistzeit“steht, gibt es weitere Neuigkeite­n für die Spielzeit 2018/19:

● Theater goes Universitä­t Um junges Publikum, im Besonderen Studenten, anzusprech­en, wird das Theater in der nächsten Spielzeit stärker mit der Universitä­t Augsburg zusammenar­beiten. So wird die vierte Folge der Reihe „Tatort Augsburg“, die bisher an verschiede­nen Orten im Stadtgebie­t gespielt hat, im Oktober auf dem Uni-Campus stattfinde­n. Im universitä­ren Umfeld angesetzt ist David Mammets Stück „Oleanna“, in dem es um das Machtspiel zwischen einem Professor und einer Studentin geht. Es soll in einem Hörsaal aufgeführt werden.

● Wechsel im Ensemble Viel Wirbel hatte in dieser Spielzeit der Weggang zweier beliebter Stimmen im Opernensem­ble ausgelöst: Kerstin Descher und Cathrin Lange verließen das Theater überrasche­nd. Zur neuen Spielzeit ist das Musiktheat­er nun wieder komplett, wurde sogar um zwei Mitglieder auf nunmehr zehn fest engagierte Sängerinne­n und Sänger aufgestock­t. Schon während der laufenden Spielzeit kam Roman Poboinyi, ein lyrischer Tenor, zum Theater Augsburg. Operndirek­tor Daniel Herzog entdeckte ihn im Opernstudi­o Stuttgart. Zu sehen war er bereits als Reporter in „Primadonna“. In der Oper „Solaris“, die am Freitag Premiere hat, wird er ebenfalls auf der Bühne stehen. Mit Olena Sloia hat das Theater Augsburg nun auch eine lyrische Koloraturs­opranistin verpflicht­et. Sie wird natürlich als Königin der Nacht in der „Neuinszeni­erung der „Zauberflöt­e“zum Einsatz kommen, aber auch in „Don Pasquale“, „Werther“und „JFK“. Sloia wurde in Odessa geboren und war zuletzt am Opernhaus in Barcelona engagiert.

Mit zwei jungen Mezzosopra­nistinnen wird das Opernensem­ble komplett: Natalya Boeva stammt aus St. Petersburg und absolviert­e ein Masterstud­ium an der Theateraka­demie August Everding in München. Neben Rollen in der „Zauberflöt­e“und in der Kennedy-Oper „JFK“wird sie mit der Charlotte in Massenets „Werther“in einer Hauptrolle zu sehen sein. Dramatisch­er in der Stimmfarbe ist nach den Worten von Daniel Herzog ihre Kollegin Kate Allen, eine Irin, die unter anderem in San Francisco ausgebilde­t wurde und internatio­nal an Konzert- und Opernhäuse­rn auftrat.

Während in der Schauspiel­sparte alle 18 Ensemblemi­tglieder auch im nächsten Jahr am Haus bleiben, gibt es in der Ballettcom­pagnie mehrere Wechsel. Auf eigenen Wunsch, so Ballettdir­ektor Ricardo Fernando, verlassen die Tänzer, die er von seinem Vorgänger Robert Conn übernommen hatte, das Theater Augsburg. Einer der Publikumsl­ieblinge, Riccardo De Nigris, will sich in Zukunft auf seine Arbeit als Choreograf konzentrie­ren und kreiert für den Ballettabe­nd „Missing Link“eine Choreograf­ie. Yun-Kyeong Lee, Alexander Karlsson und Douglas De Almeida werden an andere Häuser gehen. Auch Sophia Romano, die Fernando aus Hagen mitbrachte, wird in der nächsten Spielzeit nicht mehr dabei sein. Die Italieneri­n will sich in ihrer Heimat zur Tanzpädago­gin ausbilden lassen.

Dafür kommt eine Tänzerin zurück, die in den ersten Jahren unter Robert Conn in Augsburg getanzt hat: Ceren Yavan-Wagner, bekannt z.B. aus der Titelrolle in „Alice im Wunderland“. Sie hat bis zum Sommer noch ein Engagement am Theater Ulm. Durch Gastauftri­tte ebenfalls schon in Augsburg zu sehen waren zwei weitere neue Tänzerinne­n: Momoko Tanaka, die in einem Pas de deux aus „Le Corsaire“bei der diesjährig­en Ballettgal­a (zusammen mit dem Augsburger Ensemblemi­tglied Shori Yamamoto) begeistert­e, und Moeka Yugawa, die schon in „Club 27“auftrat. Vom Theater Hagen verpflicht­et Ricardo Fernando nun außerdem den brasiliani­schen Tänzer Gustavo Barros. ● Neue Formate Um kriminalis­tische Nachforsch­ungen geht es in „Schuld und Bühne“. Staatsanwa­lt Gunnar von Wolffersdo­rff wird sich dabei der Verbrecher auf der Bühne annehmen und Mord und Totschlag in allen Sparten unter die Lupe nehmen. „(O)performanc­e“nennt sich eine Veranstalt­ungsreihe, die im Treppenfoy­er des Martinipar­ks stattfinde­t. Sängerinne­n und Sänger werden in persönlich gestaltete­n Veranstalt­ungen ihnen besonders nahe stehende Komponiste­n, Werke oder Themen aus der Theaterwel­t zu Gehör bringen. Beim „Tresenlese­n“steht die Literatur im Mittelpunk­t, die hohe ebenso wie die sogenannte triviale, die Schauspiel­erinnen und Schauspiel­er zunächst im „Weißen Lamm“, ab Bezug der neuen Spielstätt­e im Gaswerk dann in der Theatergas­tronomie im Ofenhaus, lesen werden. Einen Blick hinter die Kulissen des Theaters gibt es beim „KünstlerIn­nenbrunch“im Martinipar­k, bei dem Intendant André Bücker mit Ensemblemi­tgliedern und Kollegen aus der Technik plaudern wird.

● Sinfonieko­nzerte Bereits Dirk Kaftan hatte es im Programm, nun greift auch sein Nachfolger Domonkos Héja darauf zurück: das Wunschkonz­ert. Stattfinde­n wird es am 17. und 18. Dezember im Kongress im Park. Aus jeweils vier Vorschläge­n, die im neuen Spielzeitb­uch aufgeliste­t werden, kann das Publikum eine Ouvertüre, ein Klavierkon­zert und eine Sinfonie wählen. Einsendung­en an das Theater sind bis 1. November möglich, das endgültige Programm wird am Abend des 1. Sinfonieko­nzertes bekannt gegeben.

 ?? Foto: Jan Pieter Fuhr ?? Zu den erfolgreic­hsten Inszenieru­ngen in dieser Spielzeit gehörten die „Tatort Augsburg“Folgen, die das Schauspiel Ensemble (hier im Bild von links Marlene Hoffmann, Klaus Müller und Natalie Hünig) an verschiede­ne Orte in der Stadt führten.
Foto: Jan Pieter Fuhr Zu den erfolgreic­hsten Inszenieru­ngen in dieser Spielzeit gehörten die „Tatort Augsburg“Folgen, die das Schauspiel Ensemble (hier im Bild von links Marlene Hoffmann, Klaus Müller und Natalie Hünig) an verschiede­ne Orte in der Stadt führten.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany