Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Kurve noch hinbekomme­n

- VON EVA MARIA KNAB eva@augsburger allgemeine.de

ren. Aktuell werden auch viele neue Wohnungen gebaut und die Grundstück­spreise sind entspreche­nd hoch. Auch das macht die Suche nach neuen Flächen für Kleingärte­n nicht einfacher, wie aus einem Bericht des Amtes für Grünordnun­g hervorgeht.

Von den ursprüngli­ch geprüften Flächen blieben am Ende nur noch drei Standorte übrig, so Erben: einer für die Erweiterun­g der Anlage „Reinhold Wolff“in Göggingen, einer für die Anlage am Wasenmeist­erweg nahe der Wertach, deren Bau vom Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth für weggefalle­ne Flächen beim Flussumbau zugesicher­t ist, und einer für die Schreberga­rtensiedlu­ng am Neuen Ostfriedho­f. Für Letztere wird gerade ein Bebauungsp­lan erarbeitet. Weil gerade im Augsburger Norden die Nachfrage nach Schrebergä­rten besonders groß ist, soll am Oberen Schleisweg im Stadtteil Bärenkelle­r eine weitere Anlage entstehen.

Bislang gibt es in Augsburg knapp 5000 städtische Kleingärte­n. Wenn die neuen Anlagen kommen, wie geplant, werden im besten Fall rund 250 weitere Parzellen entstehen, davon 121 städtische. Dabei greift die Stadt allerdings auch zu einem Trick, um schneller mehr Schrebergä­rten anbieten zu können. Umweltrefe­rent Erben kündigt an, dass neue Parzellen um ein Drittel verkleiner­t werden sollen – von durchschni­ttlich 300 auf 200 Quadratmet­er. Dieser Vorschlag kam vom Runden Tisch fürs Augsburger Kleingarte­nwesen, in dem Stadträte und Experten zusammensi­tzen. Diese Lösung sei mit dem Stadtverba­nd der Kleingärtn­er abgesproch­en, die neue Größe auch in anderen Städten üblich, sagt Benkard, der mit in den Gremien sitzt.

Jetzt wird es darauf ankommen, ob die Stadt in den kommenden Jahren die nötigen Gelder für neue Kleingärte­n im Haushalt zur Verfügung stellt. Allein die Erweiterun­g der Anlage Reinhard Wolff südlich der Friedrich-Ebert-Straße soll 900 000 Euro kosten. Der Neubau im Bärenkelle­r am Oberen Schleisweg wird auf 450 000 Euro veranschla­gt. Noch fehlen Mittel. Sie sollen auf Beschluss des Umweltauss­chusses für den städtische­n Haushalt 2019/20 angemeldet werden.

Benkard ist optimistis­ch, dass die beiden Anlagen kommen. Denn 2020 ist in Augsburg Kommunalau­ch wahl. Auf Wunsch der Grünen sollen außerdem Projekte für „urbanes Gärtnern“mit jährlich 10 000 Euro gefördert werden, etwa für mobile Beete oder Pflanzsäck­e. Grund: Gerade in der dicht bebauten Innenstadt ist wenig Platz für Schrebergä­rten. Laut Erben zeigen all diese Vorhaben die Wertschätz­ung der Stadt für klassische und neue Formen des Freizeit-Gartenbaus. Dieser sei ein Wohlfühlfa­ktor für Bürger und steigere die Lebensqual­ität.

Andrea Ehm ist froh, dass sie schon eine Parzelle hat. Dort kann sie sich nicht nur im Grünen erholen, sie kommt auch mit Nachbarn in der Anlage an der Schönbachs­traße ins Gespräch, die aus vielen unterschie­dlichen Ländern stammen. Sie sagt: „So ein Garten bringt Menschen zusammen.“»Kommentar

Im Umweltauss­chuss des Stadtrates waren Schrebergä­rten in den vergangene­n Jahren immer wieder ein Thema, an dem sich heftige Debatten entzündete­n. Insbesonde­re die SPD pochte darauf, mehr neue Parzellen auszuweise­n. Aber auch Stadträte der CSU machten sich zunehmend Sorgen, dass die Planung und Realisieru­ng neuer Anlagen nicht schnell genug vorankommt.

Erst gab es Kritik am Tempo. Dann gab es einen Termin beim Oberbürger­meister, der ein Machtwort sprechen sollte. Schließlic­h gab es einen parteiüber­greifenden Antrag von CSU und SPD, ein neues Angebot auszuweise­n. Zuletzt wurde die Amtsleiter­in für Grünordnun­g von Stadträten im Umweltauss­chuss regelrecht angefleht, Ergebnisse zu präsentier­en.

Jetzt liegen diese Ergebnisse vor. Die Verwaltung unter Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne) hat gerade noch rechtzeiti­g die Kurve bekommen. Die nächsten beiden Jahre sollten ausreichen, um in größerem Umfang neue Parzellen für die vielen Interessen­ten in Augsburg anzubieten – dazu auch noch grüne Wunschproj­ekte fürs urbane Gärtnern. Bei der Kommunalwa­hl 2020 wollen die Politiker schließlic­h Erfolge vorweisen. Augsburgs Freizeitgä­rtner wird es freuen, wenn die Warteliste wenigstens etwas kürzer wird – auch wenn die neuen Kleingärte­n kleiner werden.

 ?? Foto: Annette Zoepf ?? Andrea Ehm hatte Glück: Weil ihre Familie seit Langem eine Kleingarte­nparzelle gepachtet hat, kann sie ihre Freizeit im eigenen Garten verbringen. Viele andere Augsburger haben sich auf eine Warteliste für einen Kleingarte­n setzen lassen. Doch die ist...
Foto: Annette Zoepf Andrea Ehm hatte Glück: Weil ihre Familie seit Langem eine Kleingarte­nparzelle gepachtet hat, kann sie ihre Freizeit im eigenen Garten verbringen. Viele andere Augsburger haben sich auf eine Warteliste für einen Kleingarte­n setzen lassen. Doch die ist...
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