Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die Kurve noch hinbekommen
ren. Aktuell werden auch viele neue Wohnungen gebaut und die Grundstückspreise sind entsprechend hoch. Auch das macht die Suche nach neuen Flächen für Kleingärten nicht einfacher, wie aus einem Bericht des Amtes für Grünordnung hervorgeht.
Von den ursprünglich geprüften Flächen blieben am Ende nur noch drei Standorte übrig, so Erben: einer für die Erweiterung der Anlage „Reinhold Wolff“in Göggingen, einer für die Anlage am Wasenmeisterweg nahe der Wertach, deren Bau vom Wasserwirtschaftsamt Donauwörth für weggefallene Flächen beim Flussumbau zugesichert ist, und einer für die Schrebergartensiedlung am Neuen Ostfriedhof. Für Letztere wird gerade ein Bebauungsplan erarbeitet. Weil gerade im Augsburger Norden die Nachfrage nach Schrebergärten besonders groß ist, soll am Oberen Schleisweg im Stadtteil Bärenkeller eine weitere Anlage entstehen.
Bislang gibt es in Augsburg knapp 5000 städtische Kleingärten. Wenn die neuen Anlagen kommen, wie geplant, werden im besten Fall rund 250 weitere Parzellen entstehen, davon 121 städtische. Dabei greift die Stadt allerdings auch zu einem Trick, um schneller mehr Schrebergärten anbieten zu können. Umweltreferent Erben kündigt an, dass neue Parzellen um ein Drittel verkleinert werden sollen – von durchschnittlich 300 auf 200 Quadratmeter. Dieser Vorschlag kam vom Runden Tisch fürs Augsburger Kleingartenwesen, in dem Stadträte und Experten zusammensitzen. Diese Lösung sei mit dem Stadtverband der Kleingärtner abgesprochen, die neue Größe auch in anderen Städten üblich, sagt Benkard, der mit in den Gremien sitzt.
Jetzt wird es darauf ankommen, ob die Stadt in den kommenden Jahren die nötigen Gelder für neue Kleingärten im Haushalt zur Verfügung stellt. Allein die Erweiterung der Anlage Reinhard Wolff südlich der Friedrich-Ebert-Straße soll 900 000 Euro kosten. Der Neubau im Bärenkeller am Oberen Schleisweg wird auf 450 000 Euro veranschlagt. Noch fehlen Mittel. Sie sollen auf Beschluss des Umweltausschusses für den städtischen Haushalt 2019/20 angemeldet werden.
Benkard ist optimistisch, dass die beiden Anlagen kommen. Denn 2020 ist in Augsburg Kommunalauch wahl. Auf Wunsch der Grünen sollen außerdem Projekte für „urbanes Gärtnern“mit jährlich 10 000 Euro gefördert werden, etwa für mobile Beete oder Pflanzsäcke. Grund: Gerade in der dicht bebauten Innenstadt ist wenig Platz für Schrebergärten. Laut Erben zeigen all diese Vorhaben die Wertschätzung der Stadt für klassische und neue Formen des Freizeit-Gartenbaus. Dieser sei ein Wohlfühlfaktor für Bürger und steigere die Lebensqualität.
Andrea Ehm ist froh, dass sie schon eine Parzelle hat. Dort kann sie sich nicht nur im Grünen erholen, sie kommt auch mit Nachbarn in der Anlage an der Schönbachstraße ins Gespräch, die aus vielen unterschiedlichen Ländern stammen. Sie sagt: „So ein Garten bringt Menschen zusammen.“»Kommentar
Im Umweltausschuss des Stadtrates waren Schrebergärten in den vergangenen Jahren immer wieder ein Thema, an dem sich heftige Debatten entzündeten. Insbesondere die SPD pochte darauf, mehr neue Parzellen auszuweisen. Aber auch Stadträte der CSU machten sich zunehmend Sorgen, dass die Planung und Realisierung neuer Anlagen nicht schnell genug vorankommt.
Erst gab es Kritik am Tempo. Dann gab es einen Termin beim Oberbürgermeister, der ein Machtwort sprechen sollte. Schließlich gab es einen parteiübergreifenden Antrag von CSU und SPD, ein neues Angebot auszuweisen. Zuletzt wurde die Amtsleiterin für Grünordnung von Stadträten im Umweltausschuss regelrecht angefleht, Ergebnisse zu präsentieren.
Jetzt liegen diese Ergebnisse vor. Die Verwaltung unter Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) hat gerade noch rechtzeitig die Kurve bekommen. Die nächsten beiden Jahre sollten ausreichen, um in größerem Umfang neue Parzellen für die vielen Interessenten in Augsburg anzubieten – dazu auch noch grüne Wunschprojekte fürs urbane Gärtnern. Bei der Kommunalwahl 2020 wollen die Politiker schließlich Erfolge vorweisen. Augsburgs Freizeitgärtner wird es freuen, wenn die Warteliste wenigstens etwas kürzer wird – auch wenn die neuen Kleingärten kleiner werden.