Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der Prozessionsspinner ist schon wieder zurück
Schädlingsbefall In Kutzenhausen ist der Pausenhof gesperrt – viel früher als sonst. Das liegt am warmen Frühjahr
Landkreis Augsburg Er ist wieder da und noch eigentlich viel zu früh: Die Raupe des Eichenprozessionsspinners ist im Landkreis Augsburg zurück. Am vergangenen Wochenende habe der Hausmeister der Grundschule in Kutzenhausen auf dem dortigen Pausenhof ein Nest entdeckt, berichtet Bürgermeisterin Silvia Kugelmann. Eine Spezialfirma kümmert sich um die Entsorgung, doch bis zu den Pfingstferien bleibt der Bereich des Pausenhofs gesperrt. Bereits in den vergangenen Jahren war die Gemeinde besonders stark von der Raupe des Falters betroffen, auch der Pausenhof musste schon einmal gesperrt werden. Was Silvia Kugelmann aber Sorgen macht: Die Raupe wird in diesem Jahr viel früher gesichtet als in den Vorjahren. „Da kommt noch etwas auf uns zu, ich denke auch auf den gesamten Landkreis.“
Das sieht auch Gartenfachberater Bernhard Frey von der unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt so. Ein trockenes, warmes Frühjahr trage dazu bei, dass sich die Larven gut entwickeln können. Eigentlich stammt der Schädling aus dem mediterranen Raum. Inzwischen kommt er aber auch immer stärker in Schwaben vor.
Seit 2014 beobachtet Wolfgang Sailer, Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, ein immer stärkeres Vorkommen der Raupe im Landkreis. Diese frisst die Eichen aber nicht leer, die Bäume gehen zumeist nicht ein. Das Problem ist aber: Die Brennhärchen der Raupen des Eichenprozessionsspinners sind für den Menschen giftig. Sie brennen auf der Haut, und es kommt urplötzlich zu Atembeschwerden, hat es Förster Thomas Miehler im vergangenen Jahr beschrieben hat. Kutzenhausens Bürgermeisterin Silvia Kugelmann spricht von einer Erfahrung wie Glasscherben auf der Haut. Und Wolfgang Sailer sind bei Asthmatikern oder Herzpatienten sogar Todesfälle bekannt. Auch kleine Kinder seinen besonders gefährdet, deshalb gelte einer Regel vor allem: Fernhalten von befallenen Bäumen.
Um Verletzungen etwa bei Radfahrern zu vermeiden, untersuchen die Mitarbeiter der Landkreis-Bauhöfe vor allem Eichen entlang von Radwegen frühzeitig im Jahr auf einen Befall, so Bernhard Frey. Aber nur eine Spezialfirma könne die Tiere dann auch absaugen. Wenn man Pech hat, haben die Larven jedoch schon wieder Eier gelegt, die im folgenden Jahr zu Larven werden.
„Noch vor Jahren kam der Eichenprozessionsspinner in Bayern vor allem in Franken und an der Donau vor“, berichtete Wolfgang Sailer in einem früheren Gespräch. Also in Gegenden, in denen es immer schon ein wenig wärmer war als in anderen Teilen Schwabens. Was jetzt passiert, sei eine Folge des Klimawandels, sagt er. Denn werden die Raupen nicht frühzeitig bekämpft, schafft es der ausgeschlüpfte Falter, während seines Lebens etwa 15 Kilometer weit zu fliegen.
Nicht nur für die Gemeinden ist die Entfernung der Larven ein finanzieller Kraftakt. Denn die Kosten für das Absaugen der Tiere trägt immer der Eigentümer der betroffenen Bäume. 8000 Euro hat Kutzenhausen im vergangenen Jahr dafür ausgegeben, so die Bürgermeisterin. Doch daran führt kein Weg vorbei, betont Bernhard Frey aus dem Landratsamt. „Der Eigentümer ist für die Verkehrssicherheit des Baumes zuständig“, erklärt er. Und dazu gehöre auch das Entfernen der Raupen. Gute Erfahrungen habe man inzwischen mit einem Biozid gemacht, so Frey. Damit könnten über das Absaugen hinaus Populationen der Schädlinge verringert werden. »Kommentar