Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Abkochgebot: Das müssen Sie beachten
Gesundheit Seit Dienstag muss das Wasser in 14 Orten in der Reischenau abgekocht werden. Kochen, Waschen, Füttern: Für welche Fälle gilt das genau und wie geht es nun weiter? Die wichtigsten Fragen und Antworten
Dinkelscherben Seit Dienstag müssen etwa 2000 Menschen in zwölf südlichen Ortsteilen von Dinkelscherben und in Osterkühbach und Schönebach das Wasser abkochen. Eine Entwarnung ist noch nicht in Sicht.
Was ist passiert?
Alle zwei Wochen werden Trinkwasserproben aus etwa 20 verschiedenen Stellen im Gemeindegebiet an das staatliche Gesundheitsamt weitergereicht. In einer Probe aus dem Hochbehälter Breitenbronn wurde nun ein coliformer Keim auf 100 Milliliter nachgewiesen – der Grenzwert liegt bei 0. Das Gesundheitsamt hat deshalb als Vorsichtsmaßnahme ein sofortiges Abkochgebot für die Oberschöneberger Wassergruppe angeordnet. Die Ursache für den coliformen Keim war bis gestern Abend noch unklar. Die Probe vom Dienstag habe noch einmal das gleiche Ergebnis gebracht, erklärt Bürgermeister Edgar Kalb.
Wie geht es jetzt weiter?
Bis auf Widerruf werde das Trinkwasser nun täglich auf mikrobiologische Parameter (unter anderem coliforme Bakterien) untersucht, teilt das Landratsamt mit.
Wie lange muss ich das Wasser noch abkochen?
Dazu will das Gesundheitsamt noch keine Aussage machen. Wichtig sei, möglichst bald die Ursache für den Keim zu finden, sagt Kalb. Ansonsten müsse das Wasser womöglich gechlort werden.
Warum ist nicht das ganze Gemeindegebiet von Dinkelscherben betroffen?
Für Dinkelscherben gibt es zwei getrennte Wassernetze: Ein Tiefbrunnen am Freibad versorgt den Hauptort und die nördlichen Ortsteile, zwei Flachbrunnen bei Oberschöneberg die südlichen Ortsteile. Grünenbaindt bekommt das Trinkwasser aus Zusmarshausen. Von dem Abkochgebot betroffen sind die Ortsteile, die von der Oberschöneberger Wassergruppe versorgt werden: Anried, Ettelried, Engertshofen, Siefenwang, Stadel, Saulach, Reischenau, Oberschöneberg, Ried, Kühbach, Breitenbronn und Holzara sowie Osterkühbach (Gemeinde Ustersbach) und Schönebach (Markt Ziemetshausen).
Für was muss ich das Wasser abkochen?
In der Abkochanordnung des Gesundheitsamts stehen folgende Fälle: zum Trinken, zur Zubereitung von Nahrung, zum Waschen von Obst und Gemüse, zum Zähneputzen und zum Reinigen offener Wunden.
Wie muss ich das Wasser abkochen?
Das Wasser einmalig sprudelnd aufkochen und dann langsam – mindestens zehn Minuten – abkühlen lassen. Am einfachsten geht das mit einem Wasserkocher.
Für was kann ich das Wasser direkt aus der Leitung verwenden?
Für die Toilettenspülung, zum Waschen und Duschen kann man das Leitungswasser ohne Einschränkungen nehmen. Es sollte aber nicht verschluckt werden und keinen Kontakt zu offenen Wunden bekommen, heißt es vom Gesundheitsamt. Waschmaschine und Geschirrspüler seien unbedenklich, sofern man Wäsche mit mindestens 40 Grad wäscht und Geschirr mit mindestens 60 Grad spült.
Was mache ich mit meinen Tieren?
Tiere könnten das Leitungswasser bedenkenlos trinken, heißt es vom Gesundheitsamt: Sie verfügten in der Regel über ein robustes Immunsystem und trinken auch in freier Natur Wasser, das keine Trinkwasserqualität hat (zum Beispiel aus Pfützen oder Flüssen).
Der Markt Dinkelscherben baut derzeit seine neue Wasserversorgung. Könnte diese Vorfälle wie diesen verhindern?
Künftig soll es möglich sein, die beiden Netze miteinander zu verbinden. So könnten sie im Notfall den anderen Teil der Gemeinde mitversorgen, falls es eine Störung gibt. Allerdings sollen die beiden Netze nicht von vorneherein miteinander verbunden werden, es soll nur die Möglichkeit geben, sagt Kalb. „Damit wir nicht ein Problem im ganzen Gemeindegebiet haben, wenn irgendwo im Netz ein Bakterium ist.“Das sei ein Lerneffekt aus den vergangenen beiden Tagen – die bisherigen Pläne müssten jetzt noch einmal genau angesehen werden. Die Gemeinde hat im Schmeller Forst bereits vier neue Brunnen gebaut. Bis dieses Wasser aus den Hähnen kommt, wird es aber mindestens bis 2021 dauern: Es müssen noch Leitungen, Hochbehälter und Technik geplant und gebaut werden.
Das Abkochgebot in der Reischenau ist kein Einzelfall. In den vergangenen Monaten musste auch in Deubach, Königsbrunn und Bobingen das Leitungswasser abgekocht werden. Ist die Wasserversorgung im Landkreis Augsburg zu schlecht?
Das untersucht gerade das Gesundheitsamt. Amtsleiterin Christine Hagen sagt, dass die zuständigen Mitarbeiter nach den gehäuften Störfällen der Vergangenheit bereits etwa ein Drittel der Wasserversorger im Landkreis untersucht und auch beraten haben. Eine erste Erkenntnis: Keine Anlage ist 100-prozentig in Ordnung. Dennoch gebe es im Landkreis in der Qualität der Anlagen sehr große Unterschiede und auch positive Überraschungen seien dabei. Außerdem seien die Betreiber sehr stark an einer Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt interessiert, sagt Christine Hagen.