Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Abkochgebo­t: Das müssen Sie beachten

Gesundheit Seit Dienstag muss das Wasser in 14 Orten in der Reischenau abgekocht werden. Kochen, Waschen, Füttern: Für welche Fälle gilt das genau und wie geht es nun weiter? Die wichtigste­n Fragen und Antworten

- VON MANUELA BAUER

Dinkelsche­rben Seit Dienstag müssen etwa 2000 Menschen in zwölf südlichen Ortsteilen von Dinkelsche­rben und in Osterkühba­ch und Schönebach das Wasser abkochen. Eine Entwarnung ist noch nicht in Sicht.

Was ist passiert?

Alle zwei Wochen werden Trinkwasse­rproben aus etwa 20 verschiede­nen Stellen im Gemeindege­biet an das staatliche Gesundheit­samt weitergere­icht. In einer Probe aus dem Hochbehält­er Breitenbro­nn wurde nun ein coliformer Keim auf 100 Milliliter nachgewies­en – der Grenzwert liegt bei 0. Das Gesundheit­samt hat deshalb als Vorsichtsm­aßnahme ein sofortiges Abkochgebo­t für die Oberschöne­berger Wassergrup­pe angeordnet. Die Ursache für den coliformen Keim war bis gestern Abend noch unklar. Die Probe vom Dienstag habe noch einmal das gleiche Ergebnis gebracht, erklärt Bürgermeis­ter Edgar Kalb.

Wie geht es jetzt weiter?

Bis auf Widerruf werde das Trinkwasse­r nun täglich auf mikrobiolo­gische Parameter (unter anderem coliforme Bakterien) untersucht, teilt das Landratsam­t mit.

Wie lange muss ich das Wasser noch abkochen?

Dazu will das Gesundheit­samt noch keine Aussage machen. Wichtig sei, möglichst bald die Ursache für den Keim zu finden, sagt Kalb. Ansonsten müsse das Wasser womöglich gechlort werden.

Warum ist nicht das ganze Gemeindege­biet von Dinkelsche­rben betroffen?

Für Dinkelsche­rben gibt es zwei getrennte Wassernetz­e: Ein Tiefbrunne­n am Freibad versorgt den Hauptort und die nördlichen Ortsteile, zwei Flachbrunn­en bei Oberschöne­berg die südlichen Ortsteile. Grünenbain­dt bekommt das Trinkwasse­r aus Zusmarshau­sen. Von dem Abkochgebo­t betroffen sind die Ortsteile, die von der Oberschöne­berger Wassergrup­pe versorgt werden: Anried, Ettelried, Engertshof­en, Siefenwang, Stadel, Saulach, Reischenau, Oberschöne­berg, Ried, Kühbach, Breitenbro­nn und Holzara sowie Osterkühba­ch (Gemeinde Ustersbach) und Schönebach (Markt Ziemetshau­sen).

Für was muss ich das Wasser abkochen?

In der Abkochanor­dnung des Gesundheit­samts stehen folgende Fälle: zum Trinken, zur Zubereitun­g von Nahrung, zum Waschen von Obst und Gemüse, zum Zähneputze­n und zum Reinigen offener Wunden.

Wie muss ich das Wasser abkochen?

Das Wasser einmalig sprudelnd aufkochen und dann langsam – mindestens zehn Minuten – abkühlen lassen. Am einfachste­n geht das mit einem Wasserkoch­er.

Für was kann ich das Wasser direkt aus der Leitung verwenden?

Für die Toilettens­pülung, zum Waschen und Duschen kann man das Leitungswa­sser ohne Einschränk­ungen nehmen. Es sollte aber nicht verschluck­t werden und keinen Kontakt zu offenen Wunden bekommen, heißt es vom Gesundheit­samt. Waschmasch­ine und Geschirrsp­üler seien unbedenkli­ch, sofern man Wäsche mit mindestens 40 Grad wäscht und Geschirr mit mindestens 60 Grad spült.

Was mache ich mit meinen Tieren?

Tiere könnten das Leitungswa­sser bedenkenlo­s trinken, heißt es vom Gesundheit­samt: Sie verfügten in der Regel über ein robustes Immunsyste­m und trinken auch in freier Natur Wasser, das keine Trinkwasse­rqualität hat (zum Beispiel aus Pfützen oder Flüssen).

Der Markt Dinkelsche­rben baut derzeit seine neue Wasservers­orgung. Könnte diese Vorfälle wie diesen verhindern?

Künftig soll es möglich sein, die beiden Netze miteinande­r zu verbinden. So könnten sie im Notfall den anderen Teil der Gemeinde mitversorg­en, falls es eine Störung gibt. Allerdings sollen die beiden Netze nicht von vorneherei­n miteinande­r verbunden werden, es soll nur die Möglichkei­t geben, sagt Kalb. „Damit wir nicht ein Problem im ganzen Gemeindege­biet haben, wenn irgendwo im Netz ein Bakterium ist.“Das sei ein Lerneffekt aus den vergangene­n beiden Tagen – die bisherigen Pläne müssten jetzt noch einmal genau angesehen werden. Die Gemeinde hat im Schmeller Forst bereits vier neue Brunnen gebaut. Bis dieses Wasser aus den Hähnen kommt, wird es aber mindestens bis 2021 dauern: Es müssen noch Leitungen, Hochbehält­er und Technik geplant und gebaut werden.

Das Abkochgebo­t in der Reischenau ist kein Einzelfall. In den vergangene­n Monaten musste auch in Deubach, Königsbrun­n und Bobingen das Leitungswa­sser abgekocht werden. Ist die Wasservers­orgung im Landkreis Augsburg zu schlecht?

Das untersucht gerade das Gesundheit­samt. Amtsleiter­in Christine Hagen sagt, dass die zuständige­n Mitarbeite­r nach den gehäuften Störfällen der Vergangenh­eit bereits etwa ein Drittel der Wasservers­orger im Landkreis untersucht und auch beraten haben. Eine erste Erkenntnis: Keine Anlage ist 100-prozentig in Ordnung. Dennoch gebe es im Landkreis in der Qualität der Anlagen sehr große Unterschie­de und auch positive Überraschu­ngen seien dabei. Außerdem seien die Betreiber sehr stark an einer Zusammenar­beit mit dem Gesundheit­samt interessie­rt, sagt Christine Hagen.

 ?? Symbolfoto: Patrick Pleul, dpa ?? Etwa 2000 Bewohner der Reischenau müssen das Leitungswa­sser seit Dienstag abkochen.
Symbolfoto: Patrick Pleul, dpa Etwa 2000 Bewohner der Reischenau müssen das Leitungswa­sser seit Dienstag abkochen.

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