Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der Weißbier Waldi und seine Spuren rund um Augsburg
Serie Der Journalist und Kneipier Waldemar Hartmann war schon an vielen Orten ansässig
Landkreis Augsburg Er ist zwar weder in Augsburg geboren noch lebt er hier zurzeit, es ist allerdings nicht ausgeschlossen, dass sich dies auch mal wieder ändern könnte. Denn tatsächlich ist er mit der Region Augsburg eng verbunden, beruflich wie privat: der Journalist und Kneipier Waldemar Hartmann.
In die Geschichte könnte er als „Weißbier-Waldi“eingehen, gehört er doch zu den Auserwählten, die beruflich bedingt einer jener schon legendären Weißbierduschen auf einer der zahlreichen Meisterfeiern des FC Bayern ausgesetzt war und daraufhin von einer Münchner Brauerei als Werbeträger auserkoren wurde. Doch nicht genug: Der ehemalige Bundestrainer Rudi Völler war dereinst über die launisch-kritische Berichterstattung Hartmanns derart erbost, dass er ihm übermäßigen Weizengenuss vorwarf.
Von 2000 bis 2015 lebte Hartmann in der Schweiz, deren Staatsangehörigkeit er neben der deutschen besitzt. Geboren ist er 1948 in Nürnberg. Der damals noch unbekannte Roy Black – sie kannten sich aus einer Schulband – verschaffte dem 18-jährigen Hartmann einen Job als Discjockey in Augsburg.
Mit 22 begann er dann seine journalistische Laufbahn mit einem Volontariat bei dem wöchentlich erscheinenden Boulevardblatt Schwäbische Neue Presse. Damals schrieb er auch als freier Mitarbeiter bereits Sportberichte für unsere Zeitung. Irgendwie scheint ihn die journalistische Arbeit nicht ausgefüllt zu haben, denn er eröffnete bereits 1971 eine Kneipe in Augsburg, „Waldis Club“, den viele Fußballer zu einem ihrer Stammlokale wählten. Hier traf Waldi dann auch den Chef der Bayernredaktion des Bayerischen Rundfunks. Er überredete ihn, als freiberuflicher Hörfunkmoderator nach München zu gehen – Startschuss für eine glänzende Rundfunk- und TV-Karriere.
Hartmann verkaufte die Augsburger Kneipe und ging nach München. Er wurde alsbald RundschauModerator. Anfang der 1980er-Jahre moderierte er auch Sportsendungen und zur Fußball-WM 1990 die ARD-Mittagssendung aus Italien, berichtete von mehreren Olympischen Spielen.
Rastlos, wie er offenbar ist, arbeitete Hartmann stets auch als Autor für diverse Printmedien in Deutschland und der Schweiz. Und mit Günther Netzer hat er ein WMBuch herausgegeben. Hartmann gehört zu einer Rundfunkjournalisten-Generation, die Kritik launisch und humorvoll zu entschärfen versteht, verkraftbar macht – und dabei vielleicht angebrachte Distanz zu seinem Interview-Gegenüber bewusst außen vor lässt, was ihm den Ruf „Duz-Maschine“beschert hat. Heute lebt er in Berlin.