Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Evangelisc­her Pfarrer kommt bei Katholiken unter

Flüchtling­shilfe Koordinato­r Norbert Greim hatte sein Büro im Rathaus räumen müssen und war darüber alles andere als glücklich

- VON TOBIAS KARRER UND MAXIMILIAN CZYSZ

Stadtberge­n Wenn das nicht gelebte Ökumene ist: Der frühere evangelisc­he Pfarrer Norbert Greim, der die Behördenhi­lfe der Stadtberge­r Flüchtling­shilfe koordinier­t, bekommt ein Büro in der katholisch­en Pfarrei St. Nikolaus. Sie stellt einen Raum für persönlich­e Beratungsg­espräche mit den Flüchtling­en zur Verfügung. Greim hatte seit September nur noch unter erschwerte­n Bedingunge­n seine freiwillig­e Arbeit erledigen können, nachdem er nicht mehr ins Personalra­tszimmer im Rathaus konnte.

Das Zimmer in der Verwaltung sei wegen der angespannt­en Raumsituat­ion nur bedingt zur Verfügung gestanden. Für Greim war es ideal: Er konnte dort vertraulic­he Gespräche mit den Flüchtling­en führen. Im Rathauszim­mer Nummer 011 hatte Greim einen PC, mit dem er alles dokumentie­ren konnte. Außerdem hatte er einen Schrank, um Unterlagen und Schriftstü­cke verwahren zu können.

Ohne das Zimmer hatte der frühere evangelisc­he Pfarrer doppelte Arbeit: Teilweise erledigte er den Schriftver­kehr für die Flüchtling­e zu Hause, musste Briefe und Anträge dann in den jeweiligen Unterkünft­en übergeben, besprechen und abfotograf­ieren, um am Ende daheim nochmals Ergänzunge­n vorzunehme­n. Was ihm ebenfalls nicht behagte: Er musste Unterlagen daheim verwahren.

Nach Alternativ­en für die Anlaufstel­le wurde gesucht. Sie im Generation­entreff Beim Schlaugrab­en einzuricht­en, wurde vom Vermieter abgelehnt. Von einem Büro in einer der Asylbewerb­er-Unterkünft­e wie in der Bismarckst­raße hielt der Koordinato­r wenig: „Es gibt Flüchtling­e, die jetzt eine eigene Wohnung haben und nicht mehr dorthin zurückwoll­en.“In ihre frühere Unterkunft zu gehen, koste sie doppelte Überwindun­g.

Intensive Gespräche mit der katholisch­en Kirche hätten nun zum Erfolg geführt, teilt Grünen-Stadtrat Paul Reisbacher mit. Seine Fraktion hatte sich für ein eigenes Zimmer für den Koordinato­r stark gemacht und einen entspreche­nden Antrag im Stadtrat gestellt. Reisbacher: „Damit kann die bisherige erfolgreic­he Flüchtling­sarbeit in Stadtberge­n weitergefü­hrt werden.“

In der Woche nach Pfingsten wollen Norbert Greim und andere Ehrenamtli­che das neue Büro einrichten. In den Räumlichke­iten der Pfarrgemei­nde sollen jetzt alle Aktivitäte­n der Flüchtling­shilfe stattfinde­n. Greim plant bereits neue Vorträge und Workshops für den Integratio­nstreffpun­kt „Go In“.

Auch die Behördengr­uppe, in der ehrenamtli­che Helfer den Geflüchtet­en mit unzähligen Anträgen und Formularen helfen, soll sich hier treffen. Mit der Einweihung­sfeier am Donnerstag, 7. Juni, ab 18.30 Uhr will sich Norbert Greim auch bei der Pfarrei mit Pfarrer Konrad Huber bedanken, „dass sie uns aufnehmen“.

 ??  ?? Norbert Greim
Norbert Greim

Newspapers in German

Newspapers from Germany