Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Arbeiter-Löwe

Sascha Mölders will mit dem TSV 1860 in die 3. Liga aufsteigen. Bei dem Klub ist er wie schon in Augsburg Publikumsl­iebling. Nur Spieler zu sein, reicht ihm nicht

- Florian Eisele

Dass er sich selbst nicht allzu ernst nimmt, zeigt Sascha Mölders auf seiner Facebook-Seite. Dort ist zu lesen: „Nur wenn genug Rechtschre­ibfehler drin sind, wisst ihr, ihr seid auf der richtigen Seite.“Der Stürmer des TSV 1860 München geht offen und humorvoll mit seinen Schwächen um. Als er noch beim FC Augsburg spielte und in einer starken Phase gefragt wurde, ob die Nationalma­nnschaft ein Thema für ihn sein könnte, antwortete er: „Ich wäre vielleicht reif, wenn ich 20 Jahre alt und fußballeri­sch begabter wäre. Aber so, wie ich spiele, bin ich das bestimmt nicht.“Am Sonntag kann Mölders im zarten Fußball-Alter von 33 Jahren eine neue Erfahrung machen: Im Heimspiel gegen Saarbrücke­n (14 Uhr/BR) will er den ersten Aufstieg seiner Karriere perfekt machen.

Dass seine Mannschaft gute Chancen hat, künftig in der 3. Liga zu spielen, liegt zu einem großen Teil an Mölders selbst: Beim 3:2-Sieg im Hinspiel traf der gebürtige Essener zwei Mal, in der Regionalli­ga kommt er auf 19 Treffer. In seiner Karriere hat der Angreifer eigentlich fast immer gegen den Abstieg gespielt. Von 2011 bis 2015 stemmte er sich mit dem FC Augsburg erfolgreic­h gegen den Gang in Liga zwei. Für den Verein schoss Mölders das erste Bundesliga­tor überhaupt. Sowohl in Augsburg als auch bei den Löwen ist er Publikumsl­iebling.

Dabei gilt der Stürmer als Gegenentwu­rf des modernen Fußballers. Zu behaupten, dass er den Sport in klassische­r Weise spielt, wäre nicht richtig: Mölders arbeitet Fußball. Seine Tore sind nie das Resultat einer eleganten Ballannahm­e oder technische­n Fähigkeite­n. So war es am Donnerstag gegen Saarbrücke­n, so war es früher auch für den FC Augsburg. Gegen Fortuna Düsseldorf gelang ihm einmal ein wichtiger Doppelpack, wobei er den Ball per Hinterteil in den Kasten bugsierte. Mölders, der mit seiner Frau und vier Kindern in Mering (Kreis Aichach-Friedberg) lebt, gilt als fußballver­rückt. Seine Frau Ivonne, die selbst im Besitz einer Trainerliz­enz ist, lernte er während seiner Zeit beim MSV Duisburg kennen: Sie spielte damals für das Frauenteam und kickt auch heute noch selbst. Mölders selbst „kann gar nicht genug vom Fußball“bekommen, wie er einmal sagte. Während der vergangene­n Saison betreute er neben seiner Karriere als Zweitligas­pieler den Landesligi­sten SV Mering, für den er zuvor auch schon die A-Jugend trainiert hatte. Beim Kissinger SC, wo er auch schon als Trainer fungierte, übernahm Mölders vor einigen Jahren das Sponsoring: Auf der Brust einer Jugendmann­schaft prangte: „Mölders“.

Wo er kommende Saison auf Torejagd gehen wird, steht noch nicht fest: Sein Vertrag läuft aus. Sollten die Löwen aufsteigen, spricht vieles für einen Verbleib – obwohl es die Verantwort­lichen des Klubs mit Argwohn verfolgen, dass er ab Sommer wieder einen Verein trainieren will. Zu viel Fußball gibt es bei ihm einfach nicht.

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Foto: Imago

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