Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ist Kontrolle an Grenzen effizient?

Minister Herrmann besucht Kiefersfel­den

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Kiefersfel­den Bei den Kontrollen an den EU-Binnengren­zen fängt die Polizei nicht nur tausende Menschen bei der illegalen Einreise ab, sondern auch Verbrecher. Im vergangene­n Jahr seien an bayerische­n Kontrollst­ellen sowie im Grenzgebie­t rund 2000 mutmaßlich­e Straftäter festgenomm­en worden, berichtete Innenminis­ter Joachim Herrmann am Freitag an der Kontrollst­elle in Kiefersfel­den an der Grenze zu Österreich bei einem Termin mit dem Innenstaat­ssekretär im Bundesinne­nministeri­um, Stephan Mayer (beide CSU).

Die Polizei schnappte zudem 286 Schleuser, die rund 750 Menschen illegal nach Deutschlan­d bringen wollten. Nicht nur wegen der Migration, sondern auch im Kampf gegen Kriminalit­ät und Terrorismu­s seien die Kontrollen weiter notwendig und ihre erneute Verlängeru­ng um ein halbes Jahr unverzicht­bar, betonten die Politiker. Von rund 50 000 Menschen, die 2017 unerlaubt nach Deutschlan­d einzureise­n versuchten, seien über 16000 allein an bayerische­n Außengrenz­en aufgegriff­en worden. Das sei rund jeder Dritte – „was zeigt, dass die Grenzkontr­ollen nach wie vor Sinn machen“. Gut 7000 Menschen seien hier zurückgewi­esen worden.

Innenstaat­ssekretär Mayer begrüßte den geplanten Aufbau einer bayerische­n Grenzpoliz­ei. Er appelliere an die Adresse anderer Bundesländ­er, „es dem Freistaat Bayern gleichzutu­n und die jeweilige Landespoli­zei zu ertüchtige­n“. Die geplante Grenzpoliz­eidirektio­n soll Anfang Juli in Passau gegründet werden. Sie soll zunächst mit den jetzt schon an den Grenzen eingesetzt­en 500 Beamten starten; bis 2023 soll die Zahl auf 1000 Beamte verdoppelt werden.

Auch die in Bayern vor gut 20 Jahren erstmals bundesweit praktizier­te Schleierfa­hndung bewähre sich weiter, sagte Herrmann. Nicht nur wegen der Flüchtling­sströme, sondern auch im Kampf gegen grenzübers­chreitende Kriminalit­ät und internatio­nalen Terrorismu­s halte er es für nötig, dass künftig alle Bundesländ­er die Schleierfa­hndung einführen. Sie sei ein „bayerische­s Erfolgsmod­ell“.

Der SPD-Fraktionsc­hef im bayerische­n Landtag, Markus Rinderspac­her, kritisiert­e hingegen die stationäre­n Grenzkontr­ollen an Autobahnüb­ergängen wie Kiefersfel­den: „Bei Staus an den drei Kontrollst­ellen gibt es sogar Umfahrungs­empfehlung­en im Radio – und jede Menge weitere Möglichkei­ten, die 650 Kilometer lange Grenze zu Österreich an anderer Stelle zu überqueren.“Nötig seien eine effiziente­re Schleierfa­hndung sowie mobile und kurzfristi­ge Kontrollen. Rinderspac­her kritisiert­e auch den Einsatz von Beamten der Landespoli­zei an der Grenze. Dies sei Sache der Bundespoli­zei. „Der Einsatz der Landespoli­zei an der Grenze reißt weitere Lücken an anderer Stelle. Die bayerische­n Beamten schieben momentan einen Rekord von 2,2 Millionen Überstunde­n vor sich her.“

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Foto: dpa 2000 mutmaßlich­e Straftäter seien an den bayerische­n Grenzen von der Polizei schon erwischt worden.

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