Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Sascha Hehn, bald nicht mehr Kapitän

Fernsehen Der Schauspiel­er verlässt nach sechs Jahren überrasche­nd das „Traumschif­f“. Wer zwischen den Zeilen liest, merkt: Ganz im Frieden erfolgt der Abschied nicht

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Berlin Er hatte sich so auf eine sichere Altersvors­orge gefreut. „Das ist doch der Rentner-Job schlechthi­n“, sagte Sascha Hehn, als er vor sechs Jahren – Achtung, jetzt folgt die erste der unvermeidl­ichen Seefahrtsm­etaphern – das Ruder des „Traumschif­fs“übernahm. „Wenn ich das 15 Jahre mache, bin ich fast Mitte 70.“Und damit im besten Alter, um sich vom Bildschirm zu verabschie­den und finanziell wohl weich zu fallen.

Jetzt ist Hehn 63 – und mit dem „Traumschif­f“macht er Schluss. Wie am Freitag bekannt wurde, gibt er die Kapitänsmü­tze ab. „Es gibt viele Gründe dafür, einer davon ist, dass sich in der Fernsehbra­nche vieles verändert hat und das nicht immer zum Positiven“, sagte der Schauspiel­er der Bild-Zeitung. Das klingt nicht nach ruhigem Fahrwasser bei den Dreharbeit­en. Und der 63-Jährige legte nach: „Leider hat die Serie in den letzten zwei Jahren Charme verloren.“Vielleicht sei dieser Charme mit dem Tod des „Traumschif­f“-Erfinders Wolfgang Rademann im Februar 2016 gegangen, mutmaßte er. Er deutete auch Konflikte mit den Machern der Reihe an: „Glauben Sie mir, ich habe in den letzten sechs Jahren alles versucht, um das Produkt innovativ weiter nach vorne zu bringen, aber es ist mir nicht gelungen.“

Das ZDF teilte dazu am Freitag lediglich mit: „Wir bedauern Sascha Hehns Ausstieg beim ,Traumschif­f‘ und danken ihm für die erfolgreic­he Zusammenar­beit.“Jetzt beginnt für den Sender unerwartet die Suche nach einem neuen Mann – oder einer Frau – auf der Schiffsbrü­cke. Zweimal können Hehns zum allergrößt­en Teil weibliche Fans ihn noch in der Rolle des Victor Burger bewundern: Die beiden Folgen mit Törns nach Hawaii und Japan sind bereits fertig gedreht und ganz nach „Traumschif­f“-Tradition an Weih- nachten und Neujahr im ZDF zu sehen. Wie sein Verschwind­en wohl erklärt wird? Privat geht der Münchner jedenfalls am liebsten mit seinem alten VW-Bus auf Reisen. Er lebt zurückgezo­gen auf dem Land in Bayern.

Hehn, der mit Vornamen eigentlich Alexander Josef Alberto heißt und bereits mit fünf Jahren vor der Kamera stand, hatte im „Traumschif­f“eine steile Laufbahn hingelegt: 1981 heuerte er als ChefStewar­d Victor erstmals dort an. Kritische Stimmen mutmaßten, dass der TV-Tanker ohne Hehns Auftritt als flotter Steward vermutlich quotenmäßi­g bald abgesoffen wäre.

Nach Victors Abgang 1987 schlüpfte Hehn in eine neue Rolle mit demselben Gesicht, spielte vier Jahre lang Victors Zwillingsb­ruder, den Ersten Offizier Stefan Burger. Zwischendu­rch hatte man später das Gefühl, dass Hehn auf einer Südseeinse­l verloren gegangen war. So selihren ten erlebte man den Publikumsl­iebling, der auch als Professor Udo Brinkmann in „Die Schwarzwal­dklinik“einen Riesenerfo­lg hatte, danach im Fernsehen. 2013 kehrte er fulminant zurück: In der TV-Satire „Lerchenber­g“spielte er einen abgetakelt­en, kapriziöse­n Schauspiel­er und nahm sich und sein Image unterhalts­am auf die Schippe. Im Jahr darauf lief die Folge seiner Rückkehr zur „MS Deutschlan­d“– er kam als Victor Burger, aber mit verwegenem Drei-Tage-Bart und dem gewohnt Hehn’schen Charme. Der eigene Ruf, verriet er am Freitag, sei noch so ein Grund für seinen Abschied von Bord. Anders als das „Traumschif­f“wolle er seinen Charme nämlich „gern noch eine Weile behalten“.

Um seine Altersvors­orge macht sich Sascha Hehn auch ohne „Traumschif­f“keine Sorgen: „Wo sich eine Türe schließt, öffnet sich eine neue.“

 ?? Fotos: Imago, Dirk Bartling/dpa ?? Szenen einer Karriere: Sascha Hehn heuerte 1981 als Steward Victor Burger auf dem „Traumschif­f“an (Bild links), 2013 kehrte er als Kapitän zurück auf den Luxusliner – und wollte eigentlich auch ein Weilchen bleiben.
Fotos: Imago, Dirk Bartling/dpa Szenen einer Karriere: Sascha Hehn heuerte 1981 als Steward Victor Burger auf dem „Traumschif­f“an (Bild links), 2013 kehrte er als Kapitän zurück auf den Luxusliner – und wollte eigentlich auch ein Weilchen bleiben.
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