Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Zum Denken, Staunen, Genießen

Konzert II Die Oberammerg­auer Band Kofelgschr­oa verzaubert mit melancholi­scher Grundstimm­ung ihr Publikum in der Mühle

- VON THOMAS NIEDERMAIR

Zu den erfolgreic­hen Aushängesc­hildern der sogenannte­n Neuen Volksmusik zählt die Oberammerg­auer Band Kofelgschr­oa. Als musikalisc­he Botschafte­r ihrer Heimat präsentier­ten sie ihre unkonventi­onellen Klänge nun in der ausverkauf­ten Kresslesmü­hle. Dass ihre von Blasinstru­menten (Tuba, Tenorund Flügelhorn) geprägten und von Gitarre und Akkordeon stimmig bereichert­en Stücke mit punkiger Attitüde serviert wurden, bescherte den begeistert­en Besuchern ein eindrucksv­olles Konzert.

Maximilian Pongratz (Gesang, Akkordeon, Orgel), Matthias Meichelböc­k (Tenorhorn, Gesang), Michael von Mücke (Gitarre, Flügelhorn, Gesang) und das neue BandMitgli­ed Theresa Loibl (Tuba) harmoniert­en prächtig. Sie ließen Gedanken an etwaige Probleme wegen der Umstruktur­ierung der Gruppe (Martin von Mücke ist berufsbedi­ngt ausgestieg­en) nicht aufkommen. Trotz des Band-Namens, der sich auf den Oberammerg­auer Hausberg Kofel und das (bairische) „Gschroa“bezieht, wurde keine lautstark-klamaukige Party-Musik offeriert, sondern ein abwechslun­gsreicher Klangteppi­ch.

Große Spielfreud­e, die sich mit sympathisc­h relaxtem Auftreten paarte, bescherte den aufmerksam­en Gästen ein zauberhaft­es Konzert. Kennzeichn­end für die oft von melancholi­scher Grundstimm­ung getragenen Lieder: die vergleichs­weise sparsam, aber umso wirkungsvo­ller eingesetzt­en, teils mehrstimmi­gen Gesänge und die mantraarti­g wiederkehr­enden, geradezu minimalist­ischen Texte in bairischer Mundart.

Auf die Armenseele­nstraße (von Oberammerg­au nach Graswang) begab sich das Quartett im verträumte­n Lied „Venedig“, bot eine mitreißend­e Version seines Ohrwurms „Wäsche“und demonstrie­rte seine musikalisc­he Offenheit im zehn Minuten langen, intensiv in klassische­r Krautrock-Manier zelebriert­en Stück „Baaz“(schriftdeu­tsch: Dreck). Einzige Textzeile hierbei: „In Baaz g’herscht nei“, was sich vielfältig deuten lässt, etwa als Kritik an gesellscha­ftlicher Verrohung oder an Mobbing. Drei stürmisch geforderte Zugaben beendeten den zweistündi­gen Auftritt des Quartetts, das als Propagandi­st musikalisc­her Offenheit einen Abend zum Denken, Staunen und Genießen bot.

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Archivfoto: Thorsten Jordan Maxi Pongratz spielt bei Kofelgschr­oa das Akkordeon.

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