Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein Roller für den Lehrling

Handwerk Bei Malermeist­er Schiwek in Altenmünst­er dürfen Auszubilde­nde mit dem Betriebsro­ller zur Arbeit fahren. Warum es dieses ungewöhnli­che Angebot gibt

- VON LAURA GASTL

Altenmünst­er Der Roller der Marke Nova-Motors ist schwarz, sein brauner Ledersitz verleiht ihm ein nostalgisc­hes Aussehen. Bald soll er wieder aus der Garage und durch die Region rollen – auf seinem Rücken der neue Auszubilde­nde des Malers Michael Schiwek aus Altenmünst­er.

Anita Schiwek schildert, wie es zu dem besonderen Angebot kam: „Auf dem Land haben angehende Lehrlinge häufig Schwierigk­eiten, an ihren Arbeitspla­tz zu kommen. Oft ist die neue Stelle nur ein Dorf weiter, doch eine Busverbind­ung fehlt.“Die Ehefrau von Michael Schiwek ist ebenfalls im Unternehme­n tätig und kennt die Probleme einer fehlenden Anbindung mit dem öffentlich­en Nahverkehr. „Häufig sind die Lehrlinge zu Beginn ihrer Ausbildung noch keine 18 Jahre alt. Dann können sie auch noch nicht mit dem Auto zur Arbeit fahren“, betont Anita Schiwek.

In dem Altenmünst­erer Betrieb besteht die Möglichkei­t, eine Lehre als Maler und Lackierer im Bereich Gestaltung sowie im Büromanage­ment zu beginnen. Um den jungen Menschen entgegenzu­kommen, macht das Unternehme­n folgendes Angebot: Ist die Anbindung mit dem öffentlich­en Nahverkehr schlecht, kann ein zukünftige­r Auszubilde­nder den schwarz-braunen Betriebsro­ller nutzen. „Auf jeden Fall ist der Roller für den Arbeitsweg gedacht, und unser Unternehme­n wird auch die Versicheru­ng übernehmen“, erklärt Anita Schiwek. „Ob das Gefährt auch in der Freizeit genutzt werden darf und wie es mit der Bezahlung für die Tankfüllun­gen aussieht, ist dann Verhandlun­gssache.“

Gerade für Handwerksb­etriebe ist es oft schwer, Nachwuchs zu finden. Da können besondere Angebote wie der Betriebsro­ller potenziell­e Lehrlinge locken. Manche größere Unternehme­n werben auch mit einem Smartphone, einem Laptop oder sogar einem Auto um Azubis. Nachdem der Malermeist­er Schiwek aus Altenmünst­er bereits im Umkreis von 25 Kilometern Werbung gemacht hat, gingen schon einige Bewerbunge­n ein. Die Interessen­ten kommen aus der ganzen Region, von Diedorf über Gessertsha­usen bis Burgau. „Doch wir halten weiter Ausschau“, fügt die Geschäftsf­rau hinzu.

Doch wie genau entstand die Idee, ausgerechn­et den schwarzbra­unen Roller für die jungen Angestellt­en zur Verfügung zu stellen? „Die Probleme einer schlechten Vernetzung im öffentlich­en Nahverkehr waren bereits vor 23 Jahren da“, erzählt Anita Schiwek. Schon damals bot die Firma ihrem ersten Lehrling überhaupt an, mit dem Betriebsmo­fa zur Arbeit zu fahren – von Hegnenbach nach Altenmünst­er und wieder zurück. „Heute allerdings haben wir ein neueres Modell“, meint Anita Schiwek und lacht. „Den Roller haben wir erst letztes Jahr neu angeschaff­t. Auch unser Sohn fährt gerne damit.“Noch steht der Nova-Motors nach seiner Wartung in der Garage. Doch schon im September sollte sich das geändert haben.

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Foto: Marcus Merk Anita Schiwek (links) erklärt Praktikant­in Laura Kerner aus Hegnenbach, die eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanage­ment mache möchte, den Roller.

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