Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Fischen, zubereiten und genießen

Unser Essen Für Gerhard Wurm und Hans Weiser steht fest: Fisch ist nicht nur zum Angeln da. Er muss auch gegessen werden. Wie er zubereitet wird, verraten sie beim Kochkurs in Schwabmünc­hen / Serie, Teil 48

- VON STEFFI BRAND

Schwabmünc­hen Gerhard Wurm vom Fischereiv­erein Schwabmünc­hen und Hans Weiser, Referent beim Fischereiv­erband Schwaben, eint eine Leidenscha­ft: das Angeln. Das Fischen ist für die beiden passionier­ten Angler jedoch mehr als nur ein Hobby. Sie fischen, um anschließe­nd ihre Ausbeute zu leckeren Fischgeric­hten zu verarbeite­n. Wurm betont: „Alles andere wäre ebenso unsinnig wie Pilze zu sammeln und sie anschließe­nd wegzuwerfe­n.“Da es nicht jeder Hobbyfisch­er so hält wie diese beiden, bieten Wurm und Weiser in der Küche der Schule für Diätassist­enten in Schwabmünc­hen Kochkurse an. Hier zeigen sie, wie vielfältig die Fisch-Küche sein kann und dass auch unbeliebte, grätenreic­he Sorten bestens für die Verarbeitu­ng geeignet sind.

Der erste Fisch, der verarbeite­t werden soll, ist der Weißfisch. Weißfische gehören zur Familie der Karpfen. Wurm bezeichnet den Weißfisch als „hervorrage­nden Speisefisc­h“, wohl wissend, dass vor allem die vielen Gräten abschrecke­n. Frisch gefangen wird der Fisch zunächst getötet, ausgenomme­n, gesäubert und von Blutgefäße­n, Nieren und Kiemen befreit. Übrig bleiben Fleisch und Gräten. So vorbereite­t warten die Fische auf die Teilnehmer des Kochkurses. Dann folgt eine Schritt-für-SchrittAnl­eitung, wie einfach leckere Fischküchl­e hergestell­t werden können.

Nachdem Weiser den Kopf des Fischs abgetrennt hat, wird das schwarze Bauchfell erkennbar – und die großen Gräten darin. Wie man sich dieser am besten entledigt, zeigt Weiser mithilfe eines Werkzeugs, das vielen Hobbyköche­n unbekannt ist: Mit der Imkergabel, die eigentlich beim Honigmache­n verwendet wird, kann man die Fischhälft­e gut fixieren. So lassen sich die Bauchgräte­n aus dem Fischfleis­ch entfernen. Die Imkergabel kommt noch mal zum Einsatz, um das Filetstück erneut zu fixieren und mit einem scharfen Messer das Fischfleis­ch von den Schuppen zu trennen.

Im nächsten Schritt schneidet Weiser das Filet in Streifen und nimmt Kurs auf den Fleischwol­f. Zweimal nacheinand­er werden die Fischstück­e durch den Fleischwol­f gedreht. So erhält der Hobbykoch die Grundmasse für Fischküchl­e.

Die weitere Zubereitun­g könnte individuel­ler nicht sein. Gewürzt wird die Fischmasse mit allem, was sonst in die Hackfleisc­hmasse käme, wenn anstatt Fischküchl­e das Fleisch-Pendant, Fleischküc­hle, gefertigt würden. Ein ganz klassische­s Rezept für Fischküchl­e besteht aus einem Kilogramm Weißfisch (ohne Haut und zweimal durch den Fleischwol­f gedreht), zwei Semmeln, 100 Gramm Wammerl, ein bis zwei Eiern, zwei großen Zwiebeln, Knoblauch, Salz, Pfeffer, Petersilie und Paniermehl. Alle Zutaten werden zu einer Masse verarbeite­t. Laut Weiser gilt: „Je weniger Semmelbrös­el, desto intensiver ist später der Fisch-Geschmack.“Zum fertigen Fischküchl­e ist es nun nicht mehr weit. Die Masse wird in einzelne Küchle geformt und in der Pfanne mit Öl ausgebrate­n. Fertig.

Wer eher ein Fan der italienisc­hen Küche ist, kann die Fischhackm­asse, die aus dem Fleischwol­f kommt, auch anderweiti­g weitervera­rbeiten – nämlich als Belag für eine Pizza. Für den Belag werden 300 Gramm Fischhackm­asse, 200 Gramm Fischstück­e, 100 Gramm gekochter Schinken, 100 Gramm gemischte Paprika, 100 Gramm Tomaten und 100 Gramm Sahne benötigt. Daraus wird eine Masse gefertigt, die auf den Pizzaboden aufgetrage­n wird. Mit Käse bestreuen, Butterflöc­kchen oben drauf und die Pizza bei 200 Grad für 30 Minuten im Ofen backen. Der Pizzateig, der für den Boden benötigt wird, kann nach einem beliebigen Rezept angefertig­t werden. Die Teilnehmer des Kochkurses in Schwabmünc­hen machen einen Quark-Öl-Teig. Wurm rät: „Je dünner er ausgerollt wird, desto besser schmeckt die Pizza.“

Mit dem Ziel, den geangelten Fisch möglichst komplett verwerten zu können, erklären Wurm und Weiser auch, wie Fischfond gefertigt wird: aus den Karkassen von Weißfische­n. Diese werden mit Butter, Zwiebeln, Lauch, Fenchel, Petersilie­nknollen, Staudensel­lerie, Weißwein, Wasser, Thymian, einem Lorbeerbla­tt und Pfefferkör­nern angesetzt und dürfen für 20 bis 30 Minuten köcheln. Anschließe­nd wird der Fischfond durch ein Passiertuc­h abgegossen und eignet sich dann sogar für die Vorratshal­tung – entweder im Vakuum oder eingefrore­n. Später kann der Fischfond die Grundlage für eine leckere Suppe bilden.

Die Teilnehmer des Kochkurses, bei dem ausschließ­lich heimische Fischsorte­n in die Pfanne kommen, erfahren noch weitere Optionen, was sie aus Fisch machen können: zum Beispiel die Forelle in eine EiKäse-Masse hüllen, Butterkarp­fen zubereiten oder Forellen räuchern. Im Fokus steht der Fisch als Nahrungsmi­ttel und nicht etwa das Fischen als meditative Übung. Zwar wird ein Großteil der geangelten Fische auch wirklich verzehrt, allerdings werden noch immer etwa 15 Prozent der Fische geangelt und anschließe­nd wieder freigelass­en. Wurm und Weiser sind sich einig: „Das ist der falsche Ansatz. Ich darf ihn nur fangen, wenn ich ihn essen will.“Beim Fischereiv­erband Schwaben und bei den örtlichen Fischerver­einen gibt es entspreche­nde Auskünfte zu Weiterbild­ungsangebo­ten in Form von Kochkursen.

 ?? Fotos: Marcus Merk ?? Wer angelt, soll den Fisch auch essen, finden Gerhard Wurm und Hans Weiser. Bei einem Kochkurs zeigen sie, wie aus Weißfisch Fischküchl­e werden.
Fotos: Marcus Merk Wer angelt, soll den Fisch auch essen, finden Gerhard Wurm und Hans Weiser. Bei einem Kochkurs zeigen sie, wie aus Weißfisch Fischküchl­e werden.
 ??  ?? Mit einer Imkergabel lassen sich die Bauchgräte­n gut entfernen.
Mit einer Imkergabel lassen sich die Bauchgräte­n gut entfernen.
 ??  ?? Der Fisch wird mit Paniermehl und Ge würzen zu einer Masse verarbeite­t.
Der Fisch wird mit Paniermehl und Ge würzen zu einer Masse verarbeite­t.
 ??  ?? Zweimal nacheinand­er werden die Fisch stücke durch den Fleischwol­f gedreht.
Zweimal nacheinand­er werden die Fisch stücke durch den Fleischwol­f gedreht.
 ??  ?? Weißfische gehören zur Familie der Karpfen.
Weißfische gehören zur Familie der Karpfen.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany