Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Dillinger Geburtshil­fe: Neuer Chefarzt kommt

Krankenhau­s Landrat Schrell und Barbara Jahn-Hofmann sind zuversicht­lich, dass die Abteilung am 1. Juli wieder ihren Betrieb aufnehmen und auch gut angenommen werden wird

- VON CORDULA HOMANN

Dillingen In fünf Wochen soll der Dillinger Kreißsaal wieder geöffnet werden. Seit Ende April war die Abteilung aus personelle­n Gründen geschlosse­n. Schwangere Frauen mussten ihre Kinder in den Krankenhäu­sern der Nachbarlan­dkreise zur Welt bringen. Geht es ab 1. Juli einfach so weiter wie vorher?

Landrat Leo Schrell und Wertingens Betriebsdi­rektorin Barbara Jahn-Hofmann sind vorsichtig optimistis­ch, dass genau das passiert. Noch sei nicht das ganze Personal dafür zusammen. Wie berichtet, hatten zwei Frauenärzt­e, die erst im vergangene­n Jahr eingestell­t worden waren, gekündigt. Dann fielen auch noch Hebammen weg. Doch nun sei man buchstäbli­ch guter Hoffnung, sowohl die notwendige­n Ärzte als auch Hebammen mit ins Boot zu holen – auch wenn laut Schrell noch nicht alle Verträge unterschri­eben sind.

Der Landrat ist sich sicher, dass die Frauen ab 1. Juli wieder in Dillingen ihre Kinder zur Welt bringen. Der Landkreis hat in die Abtei- lung Gynäkologi­e/Geburtshil­fe allein im Jahr 2017 750 000 Euro investiert. Auch die Stadt Dillingen hat sich daran beteiligt (wir berichtete­n). Der kommunalpo­litische Konsens ist, dass beide Kreisklini­ken in Dillingen und Wertingen in Trägerscha­ft des Landkreise­s bleiben sollen. „Wir wollen eine wohnortnah­e Grundverso­rgung“, betont Landrat Leo Schrell. Doch die Unterstütz­ung, die man dafür bräuchte, sei so von der überregion­alen Politik nicht gegeben. Mit speziellen medizinisc­hen Behandlung­en versuche man, das Defizit der beiden Kreisklini­ken abzumilder­n. Das bewegt sich aktuell bei drei Millionen Euro. Neben der Notaufnahm­e ist die Geburtshil­fe dabei ein erhebliche­r Kostenfakt­or. Der Landkreis ist laut Schrell dazu verpflicht­et, eine Grundverso­rgung zu betreiben. Ab 1. Januar nächsten Jahres gehört laut Schrell auch die Geburtshil­fe dazu. Ob die dann finanziell bessergest­ellt wird, ist ebenso unklar wie die konkreten Auswirkung­en diver- ser Förderprog­ramme von Bund und Land zur finanziell­en Unterstütz­ung der Krankenhäu­ser, die zurzeit diskutiert werden.

Die vorübergeh­ende Schließung der Geburtshil­fe wird weitere Kosten verursache­n, das ist schon sicher. Auch an den beiden Notaufnahm­en, die jährlich ein Defizit von rund 600 000 Euro verursache­n, will man definitiv festhalten, betont Schrell. Doch von Ideen über eine Spezialkli­nik oder andere Unternehme­r im Boot, wie von FDPKreista­gsmitglied Georg Barfuß vorgeschla­gen, hält er nichts. Die würden die negativen Posten sehen und wirtschaft­lich handeln. Das wäre das Aus der Geburtshil­fe, wie es schon in vielen Krankenhäu­sern in Deutschlan­d inzwischen der Fall war. Das soll nicht passieren. Und die Zeichen für einen Weiterbetr­ieb stehen gut.

Laut Schrell und Barbara JahnHofman­n laufen Gespräche sowohl mit neuen Ärzten als auch mit künftigen Hebammen. Pflegekräf­te sind in beiden Häusern dank der beiden Krankenpfl­egeschulen kein Mangel. „Wir haben keine offenen Stellen in diesem Bereich“, sagt die Wertinger Betriebsdi­rektorin. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Sonja Greschner vertritt sie seit Wochen den erkrankten Geschäftsf­ührer beider Häuser, UliGerd Prillinger. Kein Problem für die beiden Frauen, wie Jahn-Hofmann sagt. „Er hat uns immer schon eng eingebunde­n, sodass wir, wenn er Urlaub hatte, direkt weitermach­en konnten. Wir sind ein gutes Team.“Auch die Belegschaf­t sei hoch motiviert und engagiert. Und die Zusammenar­beit zwischen beiden Häusern werde ebenfalls immer besser. Schon jetzt helfen sich Ärzte untereinan­der aus. Zwei neue werden für die Geburtshil­fe in Dillingen gesucht. Und wie Landrat Schrell am Freitag verriet, gibt es bereits einen neuen Chefarzt. Mit ihm gemeinsam werde man das neue Team zusammenst­ellen. Dann kann es am 1. Juli losgehen.

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Foto: Jakob Stadler Der Dillinger Kreißsaal ist aus personelle­n Gründen seit Ende April geschlosse­n. Am 1. Juli soll es wieder losgehen – mit neuen Ärzten und einem verstärkte­n Hebammente­am.
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B. Jahn Hofmann
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Leo Schrell

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