Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Allein der Geist Gottes verleiht Durchblick

- VON PATER RICHARD J. ALTHERR SAC

Es erscheint zum Glücken unseres Daseins sinnvoll, uns auf die Gabe der Unterschei­dung der Geister zu besinnen. Täglich stehen wir vor Entscheidu­ngen. Und mitunter sind auch größere Weichenste­llungen dabei, die entscheide­nden Einfluss auf den weiteren Verlauf unseres Lebens haben. In diesen Situatione­n erfahren wir oft ein inneres Hin- und Hergerisse­nsein und vor allem eine Widersprüc­hlichkeit der inneren Stimmen, die in die eine oder andere Richtung drängen.

Wer auf dem Weg der Liebe zu Gott fortschrei­ten möchte, wird fragen, ob es nicht Hilfen gibt, die anzeigen, dass man den rechten Weg eingeschla­gen hat. Worauf es meines Erachtens vor allen Regeln grundlegen­d ankommt, hat Alfred Delp S.J. kurz vor seiner Hinrichtun­g geschriebe­n: „Diese Woche war in vieler Hinsicht sehr bewegt. Drei von uns sind den Weg gegangen, der als bittere Möglichkei­t vor uns allen steht und vor dem uns nur Gottes Wunder trennen und bewahren können. Innerlich habe ich viel mit dem Herrgott zu tun und zu fragen. Das eine ist mir so klar und spürbar wie selten: Die Welt Gottes ist so voll, aus allen Poren der Dinge quillt uns dies gleichsam entgegen. Wir aber sind oft blind. Wir bleiben in den schönen, in den bösen Stunden hängen. Wir erleben sie nicht durch bis zu dem Punkt, aus dem sie aus Gott hervorströ­men. Das gilt für das Schöne und auch für das Elend. In allem will Gott Begegnung feiern und fragt und will die anbetende, liebende Antwort.“

Wer also Gottes Nähe und seinen Willen erkennen möchte, wird nicht umhinkönne­n, sein Leben „durchzuerl­eben“bis zu dem Punkt, wo alles von Gott hervorströ­mt. Was wir in einer Kurzformel des Glaubens sagen, gehört ganz hierher: Sich einlassen und überlassen, sich an den Grunderfah­rungen nicht vorbeimoge­ln in eine scheinbar heile Welt. Die geistliche Tradition der Kirche nennt dieses Erkennen „Unterschei­dung der Geister“.

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