Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Eine Prinzessin der Herzen

- HISTORISCH­E STREIFZÜGE MIT RAINER BONHORST

Magdalena Augusta war das 13. Kind des Herzogs von Sachsen-Gotha-Altenburg. Hoher, aber schlichter Adel. Ihre Mutter war eine Anhalt-Zerbst. Anhalt-Zerbst? Moment, da war doch was. Stimmt: Das Provinznes­t brachte auch Sophie Auguste Friederike hervor, die spätere russische Zarin Katharina die Große. Magdalena Augusta, die zehn Jahre vor der Zarin geboren wurde, brachte es nicht ganz so weit. Aber immerhin wurde sie Englands Prinzessin der Herzen und Mutter des dritten König George.

17 Jahre war sie alt, als Englands zweiter George, der Hannoveran­er, sich auf Heimaturla­ub befand und dabei ein Auge auf Augusta warf. Nicht für sich selbst sondern für seinen Sohn, den Prince of Wales, einen notorische­n Lebemann und Party-Löwen. Die junge Frau gefiel dem alten König und er engagierte sie als Ehefrau für seinen wilden Friedrich, wohl auch um ihn zu zähmen.

Das Ehe-Arrangemen­t erwies sich als Erfolg. Der designiert­e Thronfolge­r mochte das nette Mädchen aus der alten Heimat auf den ersten Blick. Er hatte zwar etliche Liebschaft­en hinter sich und hielt sich weiter ein paar Mätressen. Aber Augusta brachte die Toleranz mit, die den Ehefrauen hochadelig­er Herren im 18. Jahrhunder­t abverlangt wurde.

Überhaupt erwies sie sich als sehr gelehrig. Zwar reiste sie auf die Insel, ohne ein Wort englisch zu sprechen. Sie dachte, am Königshof, wo es von Deutschen nur so wimmelte, könne sie einfach in der Sprache ihrer Heimat weiter plaudern. Ein Fehler, den sie schnell korrigiert­e. Nach einem Jahr, so ein Ohrenzeuge, sprach sie besser englisch als all die Langzeit-Zugereiste­n bei Hofe. Augusta entzückte ihre neuen Landsleute, indem sie alles Englische mit Elan aufgriff. Selbst ihre Kleidung trug sie nicht nach französisc­her Art, wie es die Mode gebot, sondern durch und durch englisch im Stil und im Material. Wenn sie sich so an der Seite ihres Mannes zeigte, jubelten ihr die Massen zu. Königin wurde sie nicht, da ihr Friedrich vor seinem Vater starb. Aber es war vorgesorgt. Im Jahr 1738 hatte Augusta den Knaben zur Welt gebracht, der Englands nächster König wurde. Für ihn als Thronfolge­r kämpfte sie wie eine Löwin. Darüber verlor sie sogar die Herzen vieler Engländer. Dabei war ihr Sohn George der erste, dessen Mutterspra­che nicht deutsch sondern englisch war.

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