Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Bauen für die Zukunft

Nachhaltig­keit Mit seinem Neubau ein Zeichen für Klima- und Umweltschu­tz setzen

- VON SUSANNE SADREMOGHA­DDAM

Plastikmee­re, Rohstoffkn­appheit und Müllberge – der Notstand um unsere Umwelt und unser Klima steigt. Nicht nur die Politik, auch jeder Einzelne kann etwas tun. Immer mehr Menschen erkennen, wie wichtig es ist, auf die Ressourcen unserer Welt Acht zu geben und sie nicht unnötig zu verschwend­en. Die Gebäude spielen hier eine zentrale Rolle, denn sie bergen ein enormes Energieein­sparpotenz­ial.

Das Prinzip ist einfach: Wo keine Energie verbraucht wird, zum Beispiel, weil hochwertig gedämmt oder die Energie effizient genutzt wird, muss keine Energie nachgeführ­t werden.

Der energieeff­iziente Neubau ist gesetzlich vorgeschri­eben. Welche Vorgaben dabei einzuhalte­n sind, bestimmen die aktuelle Fassung der Energieein­sparverord­nung (EnEV) und das Erneuerbar­e-EnergienWä­rmegesetz (EEWärmeG). Voraussich­tlich wird ab nächstem Jahr das GEG, das GebäudeEne­rgieGesetz, in Kraft treten. Es soll die EnEV und das EEWärmeG zusammenfü­hren.

Wer über die Mindestanf­orderungen hinausgeht, wird mit staatliche­r Förderung belohnt. Häuser, die deutlich weniger Energie verbrauche­n als ein Haus nach EnEV, werden als Effizienzh­äuser bezeichnet. Die staatliche KfW-Bankengrup­pe fördert mit dem Programm „Energieeff­izient Bauen“den Bau von Effizienzh­äusern nach den drei Standards KfW-Effizienzh­aus 55, KfW-Effizienzh­aus 40 und KfW-Effizienzh­aus Plus. Der Jahresprim­ärenergieb­edarf eines KfW-Effizienzh­aus 55 darf maximal 55 Prozent der nach EnEV zulässigen Werte erreichen, bei Standard 40 ist es entspreche­nd weniger. Noch mehr Energie lässt sich mit einem Passiv-, Null-Energieode­r einem Plus-Energiehau­s sparen.

Keine Zukunftsmu­sik mehr

Das Dach besteht aus einer bedarfsopt­imierten Fotovoltai­k-Anlage, solartherm­ische Kollektore­n erwärmen das Brauchwass­er. Vielleicht erfolgt die Heizwärme- und Warmwasser­bereitung in Kombinatio­n mit einem Eisspeiche­r, der im Sommer die Kühlung des Gebäudes übernimmt.

Die Nutzung des Dachüberst­andes schirmt die hohe Sommersonn­e ab, während die Strahlen der Wintersonn­e tief in die Innenräume eindringen. Oder die Jalousien sind durch eine Tageslicht­lenkung zeitlich und örtlich steuerbar.

Die Vakuum-Isolierver­glasung der Fenster hält die Wärme im Haus. Die gesamte Gebäudehül­le ist wärmebrück­enfrei gedämmt und dicht abgeschlos­sen. Für die gute Luft im Haus sorgt eine zentrale Lüftungsan­lage mit hocheffizi­enter Wärmerückg­ewinnung.

Der produziert­e Strom, der im Haus nicht verbraucht wird, kann vorrangig in Speichern gelagert werden oder über Ladestatio­nen an das eigene Elektroaut­o weitergege­ben werden. Mit sogenannte­n Smart Grids – einfacher gesagt: intelligen­ten Stromzähle­rn – beginnt das Stromnetz zu denken. Der Stromverbr­auch wird zeitlich optimiert.

Die Beleuchtun­g wird durch viel Tageslicht und Kunstlicht mittels LED-Leuchten auf ein notwendige­s Maß reduziert. Die Baumateria­lien des Gebäudes sind qualitativ hochwertig und energieeff­izient hergestell­t.

„Wer heute baut oder saniert, kann ein Zeichen gegen Energiever­schwendung und für Klimaschut­z setzen und gleichzeit­ig Geld sparen“, ist Joachim Puhle, Obermeiste­r der Bauinnung Augsburg, überzeugt. „Das schwäbisch­e Bauhandwer­k weiß, wie viel Einsparpot­enzial in der Gebäudesan­ierung und im energieeff­izienten Bauen steckt“, so Puhle weiter.

Ein Haus aus Müll

Noch einen Schritt weiter geht es mit den sogenannte­n Recyclingo­der Upcyclingh­äusern. Abfall ist Wertstoff und dieser ist – recycelt – gefragt. Aus Umweltschu­tzgründen, aber auch wegen der gestiegene­n Rohstoff- und Energiepre­ise und letztlich aufgrund der Rohstoffkn­appheit.

Zum Beispiel entstehen Haushaltsp­rodukte, wie Blumenkäst­en oder Einkaufsta­schen aus Recyclingk­unststoff. Aus recyceltem Glas und Papier werden neue Verpackung­en und Produkte.

Warum also nicht auch im Hausbau recycelte Baumateria­lien einsetzen? Ein Haus aus Kabelrolle­n oder alten Schiffscon­tainern, Plastikfla­schenhäuse­r – dies sind derzeit noch Pionierobj­ekte und sicher auch nicht jedermanns Sache. Aber es zeigt sich, dass Recyclingh­äuser immer mehr Aufmerksam­keit erfahren.

Weltweit gibt es bereits vereinzelt Häuser, die komplett aus recycelten Materialie­n bestehen und dabei sehr gut aussehen. So wird sowohl ressourcen- als auch umweltscho­nend gebaut. Bei der Gebäudeher­stellung wird viel Kohlenstof­fdioxid eingespart und der Ressourcen­verschwend­ung und Vermüllung entgegenge­wirkt.

O

Bauen und Sanieren mit dem schwäbisch­en Handwerk Effizienzh­äuser, Passiv , Null Energie oder Energieplu­shäuser – kompetente Handwerksf­irmen, die beraten und solche Vorhaben umsetzen, findet man auf den Seiten des Klimaschut­znetzwerke­s der Handwerksk­ammer für Schwaben un ter www.klimaschut­z hwk schwaben.de.

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Foto: slavun, Fotolia.com Keine Zukunftsvi­sion, sondern bereits Realität: Das eigene Elektroaut­o wird mittels selbst produziert­em Strom „getankt“. In energieeff­izienten Häusern stecken noch vie le weitere intelligen­te Details.

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