Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Trauercafé: Das Konzept kommt an

Idee Vor einem Jahr sind die Organisato­ren in Meitingen in eine ungewisse Zukunft gestartet. Heute wissen sie: Das Konzept funktionie­rt und die Gäste nutzen das Angebot gerne

- VON STEFFI BRAND

Meitingen Vor einem Jahr hingen noch viele große Fragezeich­en über den Köpfen des Organisati­onsteams des Trauercafé­s. Mandy Regis-Lebender, die Koordinato­rin der Hospizgrup­pe, die ausgebilde­ten Trauerbegl­eiterinnen Anita Graf, Anna Walter-Richters und Gerlinde Tengler sowie die Hospizbegl­eiterinnen Jutta Totzeck und Sonja Ritz öffneten zum ersten Mal die Türen der Begegnungs­stätte im Fiakerpark. Ihr Angebot: ein Trauercafé. Im Mai können sie nun ihr einjährige­s Bestehen feiern.

„Wir sind damals aus dem Nichts gestartet“, verrät Mandy Regis-Lebender rückblicke­nd. Ob überhaupt jemand kommt, wie’s laufen wird, ob das Konzept passt oder ob sie gar ihren Kuchen selbst essen müssen – das alles stand für das Team des Trauercafé­s damals noch in den Sternen. Heute hat sich diese Ungewisshe­it gelegt. „Das Konzept ist gut und kommt an“, resümiert die Koordinato­rin der Hospizgrup­pe stolz.

Dankbar ist sie vor allem für das große Engagement des Teams und für die Räume, die sie nutzen dürfen. Das Trauercafé wird regelmäßig, alle vier Wochen, gut besucht. Zu den Besuchern zählen alte und neue Gesichter, Jüngere und Ältere, Menschen aus der Gegend und andere, die ganz gezielt nach einem Angebot suchen und es im Trauer- café finden. Der Erstkontak­t erfolgt häufig übers Telefon. „Erzählt mir jemand am Telefon von der Suche nach dem richtigen Ansprechpa­rtner, vereinbare ich kurzfristi­g einen Gesprächst­ermin“, erklärt Mandy Regis-Lebender.

Ohne Gesprächsa­ngebot vertröstet sie niemanden, wohl wissend, dass ein Gespräch gerade dann nötig ist, wenn ganz gezielt nach Hilfe gesucht wird. Meist folgt dann eine Einladung ins Trauercafé, in eine Gruppe, die flexibler und offener kaum sein könnte. Im Trauercafé ist Zeit und um zusammen zu sein. Menschen, die Ähnliches erlebt haben, kommen hier zusammen. Sie sprechen darüber. Sie schweigen gemeinsam. Immer haben die Trauerbegl­eiter ein Programm parat. Oft haben sie es einfach ad acta gelegt, weil die Situation eine andere war.

Zum Einjährige­n war es ebenso. Zwar gab es ein Programm, doch die Besucher gaben eine andere Richtung vor und so ergaben sich aus einer kurzen Vorstellun­gsrunde der Teilnehmer Geschichte­n. Geschichte­n zum Mitfühlen. Geschichte­n zum Zuhören. „Wir sind eine nette Runde, die sich gegenseiti­g stützt und dann die Hand hält, wenn’s drauf ankommt.“So beschreibt Mandy Regis-Lebender die Trauergrup­pe. Bei jedem Treffen sind Fachkräfte vor Ort, die sich über bekannte Gesichter und über neue Interessie­rte gleicherma­ßen freuen.

Das größte Lob ist es, wenn Menschen mit den Worten zu uns kommen: „Ich bin gerne hier. Hier fühle ich mich wohl.“Mandy Regis-Lebender berichtet über das positive Feedback, das sie bekommt. Und sie beobachtet voller Freude, was in der Begegnungs­Raum, stätte im Fiakerpark geschehen kann. „Es bilden sich Freundscha­ften“, erklärt sie. Auch bekommen die Gäste im Trauercafé neben Kaffee und Kuchen direkt noch eine neue Portion Mut serviert. Diesen leben sie dann nicht selten gemeinsam aus, tauschen sich über Angebote im Ort aus und nutzen das Trauercafé so als eine Plattform, um sich kennenzule­rnen.

Ein Grund, warum das Trauercafé so gut angenommen wird, ist auch das Team. Dieses ist fast dasselbe geblieben wie beim Start vor einem Jahr. Lydia Schnelzer kam als Verstärkun­g hinzu. Gemeinsam mit Jutta Totzeck absolviert sie gerade die Weiterbild­ung zur Trauerbegl­eiterin. Gemeinsam hauchen sie dem Raum in der Begegnungs­stätte Gemütlichk­eit ein. Neben Kaffeeduft und leckerem Kuchen, der oft auch von einer Besucherin des Trauercafé­s mitgebrach­t wird, ist es auch die Tischdekor­ation, die farblich, thematisch und jahreszeit­lich abgestimmt den Gästen zeigt: Das Team des Trauercafé­s freut sich auf seine Gäste. Und aus dem Fragezeich­en ist ein großes Ausrufezei­chen geworden.

„Wir sind eine nette Runde, die sich gegenseiti­g stützt und dann die Hand hält, wenn’s drauf ankommt.“Mandy Regis Lebender

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Foto: Steffi Brand Mandy Regis Lebender, Anita Graf, Sonja Ritz (stehend von links nach rechts), Gerlinde Tengler, Jutta Totzeck und Anna Walter Richters (sitzend von links nach rechts) empfangen die Besucher des Trauercafé­s abwechseln­d in der Begegnungs­stätte am...

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