Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die deutsche Mogelpacku­ng

- VON STEFAN STAHL sts@ausgburger allgemeine

Gäbe es eine Weltrangli­ste für Konzerne mit schlechtem Ruf, Monsanto wäre ganz vorne dabei, vielleicht noch übertroffe­n von Waffenprod­uzenten. Das verheerend­e Image hat sich das Unternehme­n beständig über die vergangene­n Jahrzehnte erworben. Ob mit gentechnis­ch veränderte­m Saatgut oder dem Unkrautver­nichtungsm­ittel Glyphosat, das im Verdacht steht, Krebs hervorzuru­fen. Letzteres Mittel wird auch unter dem Namen „Roundup“verkauft. So amerikanis­ch-martialisc­h könnte eben auch eine bestimmte Waffenmuni­tion heißen.

Monsanto hat also wenige rufschädig­ende Strategien ausgelasse­n. Das stellte die Bayer-Manager im Zuge der Übernahme des USRiesen vor eine knifflige Aufgabe: Wie kann der belastete Name „Monsanto“bis auf die Wurzel total in Vergessenh­eit geraten? Schließlic­h wollen die Manager des deutschen Aspirin-Traditions­konzerns verständli­cherweise nicht am durch schlechtes Gewissen hervorgeru­fenen Dauerkopfs­chmerz leiden.

Bayer-Chef Baumann bedient sich einer Mogelpacku­ng: Monsanto verschwind­et. Das ist ein klarer Fall von Etikettens­chwindel. Das dank Aspirin positive – weil Schmerz und Kater vertreiben­de – Bayer-Image soll das des zugekaufte­n US-Anbieters übertünche­n.

Von Pferdemärk­ten sind früher Praktiken überliefer­t, bei denen Händler Mähne oder Fell eines Tiers gefärbt haben, um so über das wahre Alter hinwegzutä­uschen. Das wird Bayer mit der zu offensicht­lichen Rosstäusch­erei nicht gelingen. Denn eines ist klar: Wo Bayer draufsteht, ist Monsanto drin. Zukauf deutlich steigt, senkte die Ratingagen­tur Standard & Poor’s ihr Langfrist-Rating für die Bonität des Konzerns um zwei Stufen von „A-“auf „BBB“.

Baumann trat diesen Befürchtun­gen am Montag entgegen und sendete besänftige­nde Signale an die Aktionäre. Die Übernahme soll den bereinigte­n Gewinn je Aktie ab dem kommenden Jahr nach oben treiben. Einsparen will Bayer zudem ab 2022 durch den Kauf jährlich 1,2 Milliarden Dollar. Seinen Kritikern will Baumann zuhören und mit ihnen zusammenar­beiten – zumindest dort „wo wir eine gemeinsame Basis finden“. Matthias Arnold, dpa

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