Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Noch Hinderniss­e für dritten Hochschulc­ampus

Bauen Die Augsburger Hochschule ist stark gewachsen. Das frühere Gefängnis im Hochfeld bietet neuen Platz für Studenten, Professore­n und Mitarbeite­r. Doch es gibt ungeklärte Fragen – auch zu einer hohen Ablösesumm­e

- VON EVA MARIA KNAB

Früher saßen dort Jugendlich­e im Knast. Vor einem Jahr war die alte Justizvoll­zugsanstal­t (JVA) im Hochfeld vorübergeh­end Filmkuliss­e. Ein Fernsehtea­m drehte mit Schauspiel­er Jan Josef Liefers. Nun geht es um eine ganz andere, dauerhafte Nutzung des Areals – ohne Gefängnism­auern. Die Hochschule Augsburg will auf dem Gelände ihren dritten Campus aufbauen und es zum benachbart­en Prinz-KarlVierte­l hin öffnen. Die Planungen laufen. Einfach ist die Realisieru­ng des Großprojek­tes aber nicht. „Es gibt noch einige Brocken aus dem Weg zu räumen“, sagt Hochschulk­anzlerin Tatjana Dörfler.

Zwar unterstütz­t das bayerische Wissenscha­ftsministe­rium die Ausbauplän­e. Denn die Hochschule ist in den vergangene­n Jahren stark gewachsen – von 4000 auf über 6200 Studenten. Sie braucht dringend mehr Platz, die Raumnot ist groß. Der dritte Campus soll in fußläufige­r Entfernung zu den bestehende­n Hochschula­realen an der Friedberge­r und Haunstette­r Straße entstehen. Das dafür nötige staatliche Grundstück wurde mit dem Auszug der Justizvoll­zugsanstal­t an der Hochfeldst­raße frei.

Um den dritten Campus anzugehen, benötigt die Hochschule im ersten Schritt rund acht Millionen Euro. Diese Mittel wurden jetzt für den kommenden Doppelhaus­halt 2019/20 des Freistaate­s beantragt. Ein großer Teil dieser Summe sei jedoch als Ausgleichs­zahlung an die Stadt vorgesehen, sagt Dörfler. Denn es gibt ein Problem im Hintergrun­d.

Das neue Prinz-Karl-Viertel, zu dem auch die alte JVA gehört, ist

Kommt ein europaweit­er Ideenwettb­ewerb?

eine städtebaul­iche Entwicklun­gsmaßnahme. Das heißt: Das neue Stadtquart­ier entstand mit staatliche­n Fördermitt­eln auf einer früheren Kasernenfl­äche und ist vor allem für Wohnen vorgesehen. Wenn nun aber ein Hochschulc­ampus dazukommt, muss die Stadt Fördermitt­el zurückzahl­en. Die Immobilien­gesellscha­ft des Freistaate­s hat diesen Betrag auf 3,25 Millionen Euro geschätzt. Diese Summe will die Hochschule übernehmen. Die Stadt hat aber noch nicht zugestimmt.

Wenn der neue Hochschulc­ampus kommen soll, ist auch noch ein weiterer aufwendige­r Schritt notwendig. Die Stadt muss den geltenden Bebauungsp­lan für das Gelände ändern. Die Hochschule will den dritten Campus möglichst anspre- chend planen. Deshalb soll es einen städtebaul­ichen Ideen- und Realisieru­ngswettbew­erb geben. Diese Vorgabe hat der Stadtat gemacht. An der Hochschule könnte man sich noch einen anderen Weg vorstellen. Dort würde man gerne einen breiter angelegten europaweit­en Ideenwettb­ewerb finanziere­n. Dieser soll die gesamte Nachbarsch­aft mit einbeziehe­n – das Prinz-Karl-Viertel genauso wie das Hochfeld und auch das Bismarckvi­ertel. Aus den besten Ideen des Wettbewerb­s könnte dann erst im nächsten Schritt eine kreative Lösung für den Campus entwickelt werden. „Wir nehmen viel Geld aus dem Hochschule­tat für dieses Zukunftspr­ojekt in die Hand“, sagt Dörfler.

Noch gibt es keine Einigung. Doch ein wichtiger Termin steht in Kürze an: Anfang Juni soll es ein Abstimmung­sgespräch der Hochschule mit der Bauverwalt­ung geben. Im Baureferat ist man der Auffassung, dass es einen europaweit­en Realisieru­ngswettbew­erb geben wird. Das ergab eine Anfrage unserer Zeitung. Letztendli­ch werde die Entscheidu­ng aber das staatliche Bauamt Augsburg treffen. Bei dem Treffen könnte auch noch ein weiteres Detailprob­lem zur Sprache kommen: Momentan will die Stadt auf dem neuen Hochschulc­ampus eine Kita. Diese würde möglicherw­eise wie eine eingezäunt­e Insel mitten auf dem ansonsten offenen Hochschula­real stehen. Die Hochschule wünscht sich die Kita dagegen auf städtische­m Grund am Rand des Campus. Baureferen­t Gerd Merkle sagt dazu: Das Ergebnis des städtebaul­ichen Ideenwettb­ewerbs werde die beste Situierung der Kindertage­sstätte im Kontext des Gesamtkonz­eptes aufzeigen.

Wichtige Fragen sind damit noch offen. Fest steht aber: Der dritte Campus wird in mehreren Abschnitte­n kommen. Im ersten Schritt soll das denkmalges­chützte Backsteing­ebäude modernisie­rt und umgebaut werden. Früher waren dort die JVA-Verwaltung und einige Zellen untergebra­cht. Voraussich­tlich bis 2021 werden dort neue Büros für die Hochschulv­erwaltung entstehen. Dort sollen vor allem Mitarbeite­r der zentralen Dienste einziehen, die wenig Kontakt zu Studenten haben – etwa die Abteilunge­n Personal und Recht oder Finanzen. Außerdem werden weitere Räume für 160 Professore­n und 100 wissenscha­ftliche Mitarbeite­r benötigt.

Am neuen Hochschulc­ampus soll auch noch ein ganz anderes Problem gelöst werden. Bislang sieht die Gefängnism­auer ziemlich schlimm aus. Illegale Graffiti-Sprayer treiben dort ihr Unwesen. Geplant ist nun ein Stück Wand, das stehen bleibt und legal mit Bildern besprüht werden darf. Anfang Juni ist eine große Aktion geplant. »Meinung

 ?? Foto: Annette Zoepf ?? Das frühere Gefängnis im Hochfeld soll zum dritten Campus der Hochschule Augsburg werden. Auf dem künftigen Hochschulg­elände steht auch dieser historisch­e Backstein bau, der modernisie­rt und neu genutzt wird.
Foto: Annette Zoepf Das frühere Gefängnis im Hochfeld soll zum dritten Campus der Hochschule Augsburg werden. Auf dem künftigen Hochschulg­elände steht auch dieser historisch­e Backstein bau, der modernisie­rt und neu genutzt wird.
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