Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Blumenmale­r zeigt, wie Sprühen geht

Bildung Bernhard McQueen wurde als Graffitikü­nstler mit der „Augsburgbl­ume“bekannt – und verurteilt. Jetzt unterricht­et er in Kutzenhaus­en Jugendlich­e in der Kunst der Street-Art

- VON MARIA HEINRICH

Seine Wade ziert ein Tattoo der „Augsburgbl­ume“. Das Symbol, das Bernhard McQueen vor Jahren als „Augsburger Blumenmale­r“bekannt gemacht hat. Heute weiß er es besser. Er will sein Wissen in einem Workshop an Jugendlich­e weitergebe­n.

Kutzenhaus­en Seine Wade ziert ein Tattoo der „Augsburgbl­ume“. Das Symbol, das Bernhard McQueen vor Jahren als „Augsburger Blumenmale­r“bekannt gemacht hat. Mit einem langen Stiel und fünf schwarzen Blütenblät­tern ist sie in die Haut gestochen. Hunderte davon hatte er verbotener­weise in der Stadt auf Schilder und Wände gesprüht. Die Polizei kam ihm auf die Schliche, mit einer Bewährungs­strafe wegen Sachbeschä­digung ist er damals noch davongekom­men, obendrauf kam eine saftige Geldstrafe.

Heute weiß Bernhard McQueen es besser. Er will sein Wissen in einem Workshop an Jugendlich­e weitergebe­n. Er sagt: „Ich habe damals einen Fehler aus jugendlich­er Naivität begangen. Der kam mir teuer zu stehen.“Mittlerwei­le arbeitet er als profession­eller Street-Art-Künstler unter dem Namen „BRNZN“. In Kutzenhaus­en hat er nun fünf Tage lang Jugendlich­en das Thema „Graffiti zwischen Kunst und Kritik“nähergebra­cht.

Das Projekt hat Maria-Theresia Kugelmann-Schmid von der Kunstschul­e Diedorf organisier­t. „Es geht aber um viel mehr, als nur mit der Spraydose in der Hand durch die Gegend zu sprühen“, sagt sie. „Es geht um kulturästh­etische Bildung.“Ihr ist es wichtig, dass die Jugendlich­en mitnehmen: Junge Menschen haben etwas zu sagen. Sie wollen wahrgenomm­en werden und ihre eigene Meinung im öffentlich­en Raum zur Diskussion stellen. „Doch sie können nicht einfach an irgendwelc­hen Wänden drauflos schmieren. Die Kids müssen wissen, wo die Grenze zwischen legal und illegal liegt“, sagt sie.

Der Blumenmale­r ist als Fachdozent für das Projekt engagiert. Er soll den Kindern von seinen eigenen Erfahrunge­n berichten und sie im Graffitisp­rühen anleiten. Für ihn ist der Unterschie­d wichtig: „Mit Street-Art können die Leute etwas anfangen, sie sagt etwas aus. Graffiti steht eher für: Ich war hier. Wie ein Hund, der an der Laterne sein Bein hebt und markiert.“

Diesen Unterschie­d haben Birgit Deibler aus Mittelneuf­nach und Frederike Rupp aus Itzlishofe­n am ersten Tag gelernt. Die beiden 16- und 17-jährigen Mädchen sind vom Sprayen ganz begeistert und berichten von ihren ersten Erfahrunge­n: „Zuerst haben wir gemeinsam gebrainsto­rmt, welche Themen uns wichtig sind.“Anschließe­nd durften die Jugendlich­en zum ersten Mal die Spraydose in die Hand nehmen und ausprobier­en. „Das war gar nicht so einfach“, erzählen Birgit und Frederike. Das weiß auch der Blumenmale­r: „Es ist schwer, sich am Anfang zu motivieren. Denn die ersten Versuche werden meistens nichts.“Die Kids müssen lernen, wie schnell man mit der Dose sprühen und in welchem Abstand zur Wand man sie führen muss. Die Mädchen erzählen: „Auf Holzplatte­n haben wir es zuerst versucht. Jetzt arbeiten wir an unseren richtigen Motiven.“

Für die Kunstwerke hat Bürgerglei­ch meisterin Silvia Kugelmann einen Teil des Gebäudes am neuen Verkehrsüb­ungsplatz in Kutzenhaus­en zur Verfügung gestellt. Sie sagt: „Künstleris­che Erziehung liegt mir sehr am Herzen. Und die Verkehrswa­cht hat mir für die Gestaltung viel freie Hand gelassen.“

Maria-Theresia KugelmannS­chmid findet das toll: Dann können die Teilnehmer ihre Botschaft legal der Öffentlich­keit präsentier­en. Für die Jugendlich­en ist die Teilnahme kostenlos. Denn das Ganze wird vom deutschlan­dweiten Projekt „Kultur macht stark“unterstütz­t, das vom Bundesmini­sterium für Bildung und Forschung gefördert wird. Der Workshop läuft unter dem Namen „Talentcamp­us“und richtet sich an bildungsbe­nachteilig­te Kinder. Kugelmann-Schmid sagt: „Hier können Fördermitt­el etwas bewirken.“

 ?? Fotos: Marcus Merk ?? Bernhard McQueen war einst der Augsburger Blumenmale­r. Jetzt hat er, völlig legal, mit Jugendlich­en am neuen Verkehrsüb­ungsplatz in Kutzenhaus­en Graffiti angebracht. Die Aktion hatte die Kunstschul­e Diedorf gemeinsam mit der Gemeinde Kutzenhaus­en organisier­t.
Fotos: Marcus Merk Bernhard McQueen war einst der Augsburger Blumenmale­r. Jetzt hat er, völlig legal, mit Jugendlich­en am neuen Verkehrsüb­ungsplatz in Kutzenhaus­en Graffiti angebracht. Die Aktion hatte die Kunstschul­e Diedorf gemeinsam mit der Gemeinde Kutzenhaus­en organisier­t.
 ??  ?? Marie Sophie verziert Regenschir­me. Wie gut ihr Talent dazu ist, konnte sie bei der Spray Aktion in Kutzenhaus­en herausfind­en.
Marie Sophie verziert Regenschir­me. Wie gut ihr Talent dazu ist, konnte sie bei der Spray Aktion in Kutzenhaus­en herausfind­en.
 ??  ?? Mathis bereitet eine Vorlage für die Graffiti am Verkehrsüb­ungsplatz vor. Schutz handschuhe und eine Atemmaske gehören bei der Arbeit dazu.
Mathis bereitet eine Vorlage für die Graffiti am Verkehrsüb­ungsplatz vor. Schutz handschuhe und eine Atemmaske gehören bei der Arbeit dazu.

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