Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Es steht nicht gut um die Laugna
Ökologie Sickerwasser aus einer Biogasanlage bei Bocksberg hat das Flüsschen verunreinigt. Doch schon vorher war die Wasserqualität in einzelnen Bereichen schlecht
Laugna/Bocksberg Es war Mitte April, als der Fischereiverband Untere Zusam ein Fisch- und Artensterben in der Laugna beklagte. Aus dem Silo einer Biogasanlage bei Bocksberg war über Wochen hinweg Flüssigkeit ausgetreten und über den Viehwaldgraben in die Laugna gelangt (wir berichteten). Auf einer Länge von rund vier Kilometern war jegliches Leben „abgestorben“, wie die Fischer erklärten. Das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth entnahm daraufhin Wasserproben aus dem Graben.
Entsprechende Untersuchungen und ein Gutachten sind inzwischen abgeschlossen und an die Polizeidienststelle Wertingen gesandt worden. „So wie es aussieht, wird es ein Strafverfahren geben“, meint Bernd Horst, Fachbereichsleiter für technische Gewässeraufsicht am Wasserwirtschaftsamt. Weitere Erkenntnisse könne er wegen laufender Ermittlungen nicht preisgeben.
Die Polizeidienststelle Wertingen bearbeitet den Fall – das Gespräch mit dem Verursacher wird gesucht, berichtet Marcus Ramp. Klar sei, dass die Einspeisung des Silowassers über mehrere Wochen erfolgte und eine massive Verschmutzung zur Folge hatte. Das sei strafrechtlich eine Gewässerverunreinigung, die mit einer Geldstrafe belangt werde. Wenn die Ermittlungen abgeschlossen sind, werde die Polizei das Ergebnis bekannt geben.
Unabhängig von strafrechtlichen Belangen hat die aktuelle Verschmutzung der Laugna auch eine positive Seite. Denn die Gewässer werden vom Wasserwirtschaftsamt turnusgemäß nur einmal in drei Jahren überprüft, berichtet Bernd Horst. Durch das Unglück „wissen wir jetzt mehr über die Laugna“, sagt Bernd Horst, der selbst vor Ort war, um für das Gutachten Proben zu entnehmen. Doch schon vorher sei klar gewesen, dass die Laugna zu den schlechteren Gewässern gehört. Bernd Horst betreut die Gewässeraufsicht von Nordschwaben im Wasserwirtschaftsamt seit 27 Jahren und kennt die Flüsse: „Die Laugna ist nicht besonders toll – nicht aber auch nicht gut.“Die Nährstoffbelastung sei zu hoch, die organische Belastung grenzwertig – und das schon vor der Verschmutzung durch die Biogasanlage. Die Kläranlagen in Bonstetten und Welden hängen an der Laugna und geben Nährstoffe ab, begründet Horst unter anderem die schlechten Werte. „Kläranlagen reinigen gut, geben aber teilweise zu viel Phosphat ab.“Und auch die Feldbewirtschaftung trägt zur Verschmutzung bei. Bernd Horst: „Die Düngung in der Landwirtschaft ist bei den meisten Gewässern ein Problem.“Denn in der Landwirtschaft beruhe alles auf Freiwilligkeit.
Betroffen von diesen Umständen sei nicht nur die Laugna. 97 Prozent der Gewässer in Nordschwaben erreichen nicht den von den Wasser- rahmenrichtlinien geforderten Zustand.
Die Bewertung von Gewässern ist eine sehr diffizile Sache und muss differenziert betrachtet werden, schränkt Bernd Horst ein. Entscheidend seien die Biokomponenten. So könne sich eine einzelne schlechte Komponente insgesamt auf das Endergebnis negativ auswirken. Bei seinen Untersuchungen erfasst das Amt nicht jedes Flüsschen, vielmehr werden kleine Flüsse zusammengefasst zu einem „Oberflächenwasserkörper“. Bei der Analyse werden ähnlich gelagerte Gewässer untereinander verglichen – so kommt das Amt zu einem Ergebnis. Das sogenannte Gewässermonitoring, bei dem chemische, physikalische und biologische Eigenschaften über einen längeren Zeitraum geprüft werschlecht, den, werde nur bei 25 Prozent der Gewässer durchgeführt.
Horst besetzt eine von drei Dienststellen der technischen Gewässeraufsicht im Wasserwirtschaftsamt. Drei Stellen für die Landkreise Neu-Ulm, Günzburg, Dillingen, Augsburg, Donau-Ries und Aichach-Friedberg. „Wir sind an allem dran, aber das ist ein zähes Geschäft“, spricht der Wasserwächter über seine Arbeit.
Was die Laugna betrifft, ist er zuversichtlich, dass sich das Flüsschen von der Verschmutzung durch die Biogasanlage bald erholt. So sei der Abwasserpilz, der durch das Unglück entstand, schon wieder verschwunden. „Es dauert eine Zeit lang, dann kommen auch die Fische wieder“, ist Bernd Horst überzeugt.